Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 1) — Dresden, Leipzig, 1837

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5484#0428
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
358

die Geistlichen, wie so manchen andern heidnischen Gebrauch, mit
einer frommen "Accomodalioa auf einen christlichen Heiligen bei-
behielten und durch Legenden und fromme Uebcrlieferungen aus-
schmückten.

Ich zweifle nicht, dafs sich durch genauere Nachforschungen
besonders unter unseren Wenden noch manches andere, blos ge-
wissen Orten und Zeiten eigenthiimliche Gebäck auffinden Heise.
So ist es zum Beispiel bei den Hoyerswerdisehen Wenden fast all-
gemeine Sitte, dafs am Weihnachlsheiligeuubend und an anderen
dergleichen Vorabenden aus gutem Weizenmehle allerlei Thiere,
Ochsen, Schafe, Hühner und dergleichen, geformt und in der Brat-
röhre angebacken werden, die mau dann als Kaminsliicke braucht,
oder auch zur Zieralh auf die Thürgesimse sclzt, oder auch ohne
weitere Umstände dein Mageu aufzuheben gibt *). Allein ich tra-

Man seile Küster's Anmerkungen zum Suidas s. v. ävacraTo, und
Alberti zum Hesychhis, T. I. p. 753, 6. T. II. p. 11G7. 9., wo
Leide Male eine merkwürdige Stelle ans des Photius Lexico Ms.
angeführt wird. Besonders auffallend aber ist der Umstand', dafs
auch die Griechen dieses sichelförmige Gebackene Ochsenhörner
hiefsen. Diefs setzt folgende Stelle aus dem Onomasticon des
Pollux (VI. 760 aufser allen Zweifel: Boü; xl/^a euti , v.tga-
T« t'xc'J irSTv/jy/xe-ja, Trpo;(p£fö^ttvov 'A-x-okXwvi, y.a] 'AfTl//i5i, y.a.1
'EkcJtij, v.ai 'SzXyvy , d, K, Ochse heifst ein Kuclien mit Hörnern,
der dem Apollo, der Diana, der Hecate und dem Monde als ein
Speisopfer dargebracht wird. Da man dergleichen Gebackenes auf
silbernen Tellern zu präsentiren pflegte, so entstand daher das
Sprichwort: bos in quadra argentea. . Man sehe den Erasmus in
Adagiis p. m. 283. Nimmt man hierzu die besondere Verehrung,
die die alten Teutschen dem wachsenden Monde erwiesen (Taci-
tus, de morih. Genn. c. XI,,- Coennt, cum aut inchoatur luna, aut
impletur, cf. Keysleri Antiqu. septentr. p. 304. seq.), so erhält
die Muthmafsung gewifs einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit,
dafs die Martinshörner nichts Anderes als metamorphosirte und
umgetaufte Mondkuchea sind.

Auch diese Abbildung von allerlei Hausthieren in Melilteig ist
eine alte Sitte, die Einige sogar von dem nordischen Juelfeste ha-
ben ableiten wollen So sagt z. B. von Westphalen (in Praefat.
ad monumenta inedita Mecklenb. T. I. p. 17. not. o.): Forte et
bis festis consuetudinibus Julicis originem debent figurati et mel-
liti panes , qui tempore . nativitatis Christi hodieque conficiuntiir,
et liguram plernmque referunt aniinnlium , verris, hirci, et simi-
lium. Schon bei den Griechen war diefs eine gewöhnliche Sitte,
z. B. an den Diasien. Siehe die merkwürdige Stelle bei'm fln'i-
 
Annotationen