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Siebenter Abschnitt.
Die verschiedenen Lymphen.

Die Kulilymphe, originäre Lymphe.1)

Als originäre oder genuine Lymphe wird der flüssige Inhalt
der Kuhpockenbläschen bezeichnet, gleichviel ob der Ausschlag bei
den Thieren spontan entstanden, oder, secundär, durch zufällige
Ansteckung zum Vorschein gekommen ist.

Dem rascheren Verlaufe der Kuhpocken entsprechend, besitzt
ihr Inhalt nur kurze Zeit die impftaugliche Beschaffenheit; dieselbe
fällt auf den 5. oder 6. Tag nach dem Ausbruche des Exanthems,
und scheint die Dauer von 24 Stunden nicht zu überschreiten; die
originären Kuhpocken müssen deshalb, wenn sie entdeckt sind, unter
strenger Aufsicht bleiben; ein dem Anscheine nach unentwickeltes
Bläschen kann in 12 bis höchstens 24 Stunden zur völligen Reife
gediehen sein, und die Benutzung einer reifen Pocke um einen halben
oder ganzen Tag aufschieben, heisst gewöhnlich die gute Infections-
kraft der Lymphe aufs Spiel setzen.

Zur richtigen Zeit entnommen ist die originäre Lymphe eine
klare, von reichlichem Faserstoffgehalt zähe, klebrige, mitunter
dickliche Flüssigkeit, von Wasserfarbe, oder mit einem Stich ins
Gelbliche. Auf eine reichliche, seröse und missfarbige Lymphe, wie

1) Hering u. Ceely a. a. 0. — Bousquet, Traite de la Vaccine 1833. —
Heim, Historisch-kritische Darstellung der Pockenseuchen u. s. w. in Würteni-
berg. Stuttg. 1838. — Reiter, Beiträge zur richtigen Beurtheilung u. s. w. der
Kuhpocken. München 1846. — Friedinger, Wochenbl. der Wiener Aerzte.
1856. Nr. 46.
 
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