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Zehnter Abschnitt.

Die Theorie der Yaccination.

Die Blattern sind eine Krankheit, welche dem Menschenge-
schlechte nicht ausschliesslich angehört, sondern bei sehr verschie-
denen Thiergattungen angetroffen wird. Nach der Weise zu urtheilen,
wie die Krankheit sich entwickelt, darstellt und fortpflanzt, macht
sie einen Giftstoff in der Natur nothwendig, das Virus variolosum,
welches, ins Blut aufgenommen, die eigenartige Ausschlagskrankheit
hervorruft. Die Infectionskraft des frischen Blutes ist für die mensch-
liche Variola (Zülzer), für die Vaccine (Reiter) und für die Schaf-
blattern (Fürstenber g) durch Inoculation bewiesen. In der Pustel-
lymphe des Ausschlags erscheint das Virus reproducirt, um, unter
theils bekannten, theils verborgenen Bedingungen, innerhalb der Art,
weiter verbreitet zu werden. Ob der ursprüngliche Giftstoff nur so
fortlebt, oder auch sich erzeugen kann, muss unentschieden bleiben.

Obgleich wir über die Häufigkeit der einzelnen Thierpocken
mangelhaft unterrichtet sind, lässt sich doch erkennen, dass den
verschiedenen Organismen eine sehr ungleiche Empfänglich-
keit für das variolöse Gift zukommt. Die lebhafteste und allge-
meinste bekunden der Mensch und das Schaf. Ueberall aber sind
es die jugendlichen Körper, in welchen das Virus der ausgespro-
chensten Geneigtheit zu seiner Aufnahme und Wiedererzeugung be-
gegnet.

Einige sehr bemerkenswertke Eigenschaften charakterisiren das
Virus variolosum. Im Allgemeinen zeigt sich der menschliche und
thierische Körper nur einmal befähigt, dasselbe aufzunehmen und
zu reproducken, und durch die überstandene Erkrankung wird die

Bolin, Handbuch der Vaocination. 18
 
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