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Boisserée, Sulpiz
Denkmale der Baukunst vom 7. bis zum 13. Jahrhundert am Nieder-Rhein — München, 1833

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https://doi.org/10.11588/diglit.1178#0009
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Von diesem merkwürdigen Gebäude konnte ich trotz vieler Bemühungen mir keine Messungen, sondern
nur ein paar freie Handzciclmun gen verschaffen. Im Jahre 1S12 wurde dasselbe niedergerissen.

Die Zeil, wann die Martinskapclle erbaut worden, ist unbekannt; aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte
sie aher von sUmm(liehen in diesem Werke dargestellten Denkmalen das älteste seyn. Wenigstens hat die
Bauart dieser TanfkapcIIe die grösstc Aehnlichkeit mit jener der Marienkirche auf dem Kapitol in Kein,
welche zu Ende des 7tcl1 Jahrhunderts erbaut wurde. Hierbei ist freilich zu erwägen, dass vom G"'1bis
zum 71"11 Jahrhundert keine sehr wesentliche Veränderungen in der Baukunst statt gefunden hauen, und
dass selbst in den Zeiten, wo solche Veränderungen eintraten, und ziemlich lange nachher, die ältere
Bauart bei manchen Gebäuden noch angewendet wurde. Der Geschichtsforscher darf diese leztere immer
wiederkehrende Thatsachc nie aus den Augen verlieren; man wird sie bei genauer Untersuchung der
Denkmale und der darauf bezüglichen Nachrichten und Urkunden vielfach bewährt, so wie auch bei einigem
Nachdenken in den allgemeinen Verhältnissen menschlicher Unternehmungen gegründet finden. Diese
Bemerkung dürfte rücksichtlich der Taufkapellc in Bonn um so mehr an rechter Stelle seyn, als dieselbe
in der Gestalt und in der ganzen Anlage einerseits mit der Kirche der heil. Constautia in Rom und anderseits
mit jener des heil. Michael in Fulda viel Aehnlichkeit hat. Erstcrc wurde ohne Zweifel gegen Ende des 3IC'1
oder zu Anfang des dtcn Jahrhunderts, scy es als Tempel des Bacchus oder auch ursprünglich als Grabmal
der Constautia, Schwester des Kaisers Conslantin, erbaut. Letztere aber wurde vom Abt Aegil zu Anfang
des 91«» Jahrhunderts als Begräbnisskapellc in der Nähe der grossen Abteikirche, der jetzigen Domkirche,
zu Fulda errichtet und im Jahre S22 eingeweiht. Ich sah diese kleine Kirche 1811, und obwohl dieselbe
1092 nach vier Seiten hin, durch Anfügung von vier einzelnen Gewölben, vergras seit und später durch
zwei TMirme entstellt worden, so Hess sich doch, besonders im Innern, die ursprüngliche Anlage des
Gebäudes und der unterhalb desselben angebrachten Gruft, gleichfalls in runder Gestalt, noch ganz erkennen,
so wie der alte Biograph des Abts Aegil sie beschreibt." Diese drei Gebäude haben alle im Innern einen
Kreis von freistehenden Säulen mit einem gewölbten Gang umgeben; und die Säulen, durch Bogen verbunden,
tragen eine kreisförmige mit Fenstern oder offenen Bogen versehene Mauer, auf welcher die Kuppel ruht.
Die Taufkapellc in Bonn hat acht I-Iiiuotbogciistciliingcit, wovon sieben mit Doppelsäulen verschen, in der
Mitte aber durch eine einzelne Säule in zwei kleinere Bogen getheilt sind. Dagegen hat die Kirche der

. OS; oliondnsolbatj Codex Probnt. p.
 
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