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als ich; auch habe ich das eine Bild, worauf Sie sich be-
rufen, nur einmal, andere gar nicht gesehen. Meine Hauptansicht
wird die seyn, den allmähligen Uebergang der kölnischen und viel-
leicht überhaupt der niederländischen Malerei von dem rein idea-
lisch neugriechischen Styl bis zum immer mehr Charakteristischen
und endlich Karikaturdeutschen anschaulich zu machen. Bei dem
neugriechischen Styl iverde ich Einiges von den Gemälden in
Karlstein berühren, deßgleichen von der Einrichtung der griechischen
Kirchen und des griechischen Cultus. Dieser Gang der kölnischen
nnd deutschen Malerei ist an sich sehr merkwürdig und belehrend,
nicht unähnlich dem Gange der deutschen Poesie, aber ganz ent-
gegengesetzt dein der italienischen Malerei und Poesie, und noch
mehr verschieden von eingebildeten Kunstentwicklungs- und Bildungs-
stufenleitern (wie Goethe nach Winckelmann sie hat) u xriori. Nun
wünschte ich, daß Sie mir zu diesem Behuf mittheilten, was Sie
selbst zur Ausführung dieser Ansicht und zu einer auf das Noth-
wendige beschränkten Ergänzung und Berichtigung meiner früher
gedruckten ersten Aeußerung dienlich finden. Am liebsten Wäre
mir, Sie theilten mir, was Sie dazu für wesentlich und unent-
behrlich halten, in der Form kurzer Notiz über einzelne
Meister und Gemälde mit, chronologisch geordnet;
aber nur die vorzüglichsten Gemälde charakterisiren Sie mir, wenn
Sie sich dieser Gabe unterziehen wollen, und zwar besonders
auch die, welche ich selbst noch zu sehen und mich davon zu
durchdringen Gelegenheit hatte. Das von Eyck, weil es doch wohl
eine eigene gelehrte llntersuchung erfordert, lassen Sie lieber noch
ganz weg, oder lassen Sie deutlich die Stellen offen und für die
Zukunft bezeichnet, wo dieses nachher eingreifen und eingereiht
werden kann. Ganz nach Jhrem eigenen Wunsch und Gefühl
müssen Sie sich entscheiden, ob ich Jhre Mittheilung etwa als
eigenen Aufsatz und Anhang oder Beilage mit Jhrem Namen
abdrucken lassen soll, wo Sie mir dann etwa bloß im Styl kleine
Aenderungen überließen, oder aber ob ich Jhre Notizen bloß be-
nutzen nnd in meine Briefe verweben soll, in welchem Falle ich
dann, wie sich versteht, anführen werde, daß ich Jhnen diese
Mittheilung verdanke, nnd in beiden Fällen Jhnen wie Aeschylus
dem Sophokles den Thron der deutschen Kunstgeschichte feierlichst
und im Angesichte der Ober- und llntcrwelt einräumen werde.
als ich; auch habe ich das eine Bild, worauf Sie sich be-
rufen, nur einmal, andere gar nicht gesehen. Meine Hauptansicht
wird die seyn, den allmähligen Uebergang der kölnischen und viel-
leicht überhaupt der niederländischen Malerei von dem rein idea-
lisch neugriechischen Styl bis zum immer mehr Charakteristischen
und endlich Karikaturdeutschen anschaulich zu machen. Bei dem
neugriechischen Styl iverde ich Einiges von den Gemälden in
Karlstein berühren, deßgleichen von der Einrichtung der griechischen
Kirchen und des griechischen Cultus. Dieser Gang der kölnischen
nnd deutschen Malerei ist an sich sehr merkwürdig und belehrend,
nicht unähnlich dem Gange der deutschen Poesie, aber ganz ent-
gegengesetzt dein der italienischen Malerei und Poesie, und noch
mehr verschieden von eingebildeten Kunstentwicklungs- und Bildungs-
stufenleitern (wie Goethe nach Winckelmann sie hat) u xriori. Nun
wünschte ich, daß Sie mir zu diesem Behuf mittheilten, was Sie
selbst zur Ausführung dieser Ansicht und zu einer auf das Noth-
wendige beschränkten Ergänzung und Berichtigung meiner früher
gedruckten ersten Aeußerung dienlich finden. Am liebsten Wäre
mir, Sie theilten mir, was Sie dazu für wesentlich und unent-
behrlich halten, in der Form kurzer Notiz über einzelne
Meister und Gemälde mit, chronologisch geordnet;
aber nur die vorzüglichsten Gemälde charakterisiren Sie mir, wenn
Sie sich dieser Gabe unterziehen wollen, und zwar besonders
auch die, welche ich selbst noch zu sehen und mich davon zu
durchdringen Gelegenheit hatte. Das von Eyck, weil es doch wohl
eine eigene gelehrte llntersuchung erfordert, lassen Sie lieber noch
ganz weg, oder lassen Sie deutlich die Stellen offen und für die
Zukunft bezeichnet, wo dieses nachher eingreifen und eingereiht
werden kann. Ganz nach Jhrem eigenen Wunsch und Gefühl
müssen Sie sich entscheiden, ob ich Jhre Mittheilung etwa als
eigenen Aufsatz und Anhang oder Beilage mit Jhrem Namen
abdrucken lassen soll, wo Sie mir dann etwa bloß im Styl kleine
Aenderungen überließen, oder aber ob ich Jhre Notizen bloß be-
nutzen nnd in meine Briefe verweben soll, in welchem Falle ich
dann, wie sich versteht, anführen werde, daß ich Jhnen diese
Mittheilung verdanke, nnd in beiden Fällen Jhnen wie Aeschylus
dem Sophokles den Thron der deutschen Kunstgeschichte feierlichst
und im Angesichte der Ober- und llntcrwelt einräumen werde.