Beispiel in Westfalen bis in das 16.Jahrhundert überhaupt keine Papierherstellung nach-
zuweisen ist. Des Vergleiches wegen sei hinzugefügt, daß die ersten Papiermühlen in
Deutschland im 13. und 14.Jahrhundert auftauchen, was in großen Zügen auch für Frank-
reich und Italien gilt. In Spanien dagegen fällt ihr erstes Erscheinen schon in das 12.Jahr-
hundert.227
Die Wahl des Papiers oder des Pergamentes scheint in Bezug auf die Größe der Risse
von gewisser Bedeutung zu sein. Exemplare mit einem größeren Ausmaß als drei Meter
sind durchweg auf Pergament gezeichnet. Man muß sich dabei vergegenwärtigen, daß
wir Pläne bis zu fünf Meter Höhe kennen. In Straßburg liegt ein solcher von 4.70 m,
in Wien von 4.80 m, in Köln und Regensburg befinden sich ebenfalls Zeichnungen mit
ähnlichen Abmessungen. Sie bestehen aus mehreren Stücken, welche bei Pergamentrissen
durch Riemen zusammengehalten werden, während Papierpläne gewöhnlich geklebt sind.
Neben der Verwendung von Papier oder Pergament spielen auch andere Stoffe eine
gewisse Rolle. Da ist zunächst das Holz. Schon Theophilus presbyter erwähnt die Her-
stellung von Holztafeln, welche mit Kreide bestrichen zum Entwerfen dienen: „. . . Bereite
dir vorerst eine Holztafel, eben und so lang und breit, daß du die Fläche eines (zu ent-
werfenden Fensters) zweimal darauf machen kannst. Nimm Kreide, schabe mit dem
Messer von derselben über die ganze Tafel hin, sprenge überall Wasser darauf und ver-
reibe das Ganze mit einem Tuche. Wenn es getrocknet ist, so entwirf auf dem Brette nach
Lineal und Zirkel mittels Blei oder Zinn.“228 In weit späterer Zeit hören wir nochmals
von der Verwendung von Holz: In Basel verlangt die Ordnung der Steinmetzen bei der
Meisterprüfung „ein Visierung von Holtz oder Carten zu machen mit drey Grundwis-
sen . . .“229 Solms spricht in seinem „kurzen Auszug einen Bau aufzustellen“ des öfteren
von gerissenen oder geschnittenen Visierungen. Er erwähnt u. a. einen Schreiner,
der den Grundriß „in Holtz auffreissen“ soll.230 In ähnlichem Sinn sagt Walter Rivius:
„. . . das Holtz mag man gleicher gestalt verbeinen (wie das Papier) und also brauchen.
Es wissen auch die Maler jre Taffeln und Tücher zubereiten zum reissen und entwerf-
fen . . .“231
Diese verschiedenen Zitate zeigen, daß das Reißen auf Holz absolut gebräuchlich war.
Es handelt sich dabei nicht etwa um das Anfertigen der später zu besprechenden Schablo-
nen als Vorlagen für den einzelnen Steinmetzen, sondern um ein wirkliches „Entwerfen“,
um „Visierungen“, angefangen von Theophilus presbyter bis zu Rivius, also vom 12. bis
zum 16.Jahrhundert. Es ist natürlich müßig zu fragen, in welchem Umfange das Holz
eine Rolle spielte im Verhältnis zu Pergament und Papier. Immerhin kann man in
Anbetracht der hohen Preise dieser beiden Stoffe mit gutem Grund annehmen, daß man
häufig Holztafeln zum Reißen verwendet haben mag, zumal sie weder die Gefahr des
Dehnens und Zerreißens, noch die Witterungseinflüsse der Baustelle zu fürchten hatten.
Neben dem Holz werden, wenn auch weniger häufig, Schiefer- und Wachstafeln ge-
nannt. Rivius spricht in diesem Zusammenhang von den „. . . Biettern der Schreibtafflen
darauff man Reissen und Entwerffen mag mit Sylber oder Messing Grifflein oder
Steffie . . .“232 Das Reißen auf Wachsblättern ist im übrigen bereits aus dem 8.Jahrhundert
überliefert: „. .. Has itaque quaternalium figuras ecclesiarum juxta exemplar, quod mihi
Arnulfus in paginola figuravit cerata, depinximus . . .“233
Nachdem wir zunächst die gebräuchlichen Folien besprochen haben, sollen nunmehr
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zuweisen ist. Des Vergleiches wegen sei hinzugefügt, daß die ersten Papiermühlen in
Deutschland im 13. und 14.Jahrhundert auftauchen, was in großen Zügen auch für Frank-
reich und Italien gilt. In Spanien dagegen fällt ihr erstes Erscheinen schon in das 12.Jahr-
hundert.227
Die Wahl des Papiers oder des Pergamentes scheint in Bezug auf die Größe der Risse
von gewisser Bedeutung zu sein. Exemplare mit einem größeren Ausmaß als drei Meter
sind durchweg auf Pergament gezeichnet. Man muß sich dabei vergegenwärtigen, daß
wir Pläne bis zu fünf Meter Höhe kennen. In Straßburg liegt ein solcher von 4.70 m,
in Wien von 4.80 m, in Köln und Regensburg befinden sich ebenfalls Zeichnungen mit
ähnlichen Abmessungen. Sie bestehen aus mehreren Stücken, welche bei Pergamentrissen
durch Riemen zusammengehalten werden, während Papierpläne gewöhnlich geklebt sind.
Neben der Verwendung von Papier oder Pergament spielen auch andere Stoffe eine
gewisse Rolle. Da ist zunächst das Holz. Schon Theophilus presbyter erwähnt die Her-
stellung von Holztafeln, welche mit Kreide bestrichen zum Entwerfen dienen: „. . . Bereite
dir vorerst eine Holztafel, eben und so lang und breit, daß du die Fläche eines (zu ent-
werfenden Fensters) zweimal darauf machen kannst. Nimm Kreide, schabe mit dem
Messer von derselben über die ganze Tafel hin, sprenge überall Wasser darauf und ver-
reibe das Ganze mit einem Tuche. Wenn es getrocknet ist, so entwirf auf dem Brette nach
Lineal und Zirkel mittels Blei oder Zinn.“228 In weit späterer Zeit hören wir nochmals
von der Verwendung von Holz: In Basel verlangt die Ordnung der Steinmetzen bei der
Meisterprüfung „ein Visierung von Holtz oder Carten zu machen mit drey Grundwis-
sen . . .“229 Solms spricht in seinem „kurzen Auszug einen Bau aufzustellen“ des öfteren
von gerissenen oder geschnittenen Visierungen. Er erwähnt u. a. einen Schreiner,
der den Grundriß „in Holtz auffreissen“ soll.230 In ähnlichem Sinn sagt Walter Rivius:
„. . . das Holtz mag man gleicher gestalt verbeinen (wie das Papier) und also brauchen.
Es wissen auch die Maler jre Taffeln und Tücher zubereiten zum reissen und entwerf-
fen . . .“231
Diese verschiedenen Zitate zeigen, daß das Reißen auf Holz absolut gebräuchlich war.
Es handelt sich dabei nicht etwa um das Anfertigen der später zu besprechenden Schablo-
nen als Vorlagen für den einzelnen Steinmetzen, sondern um ein wirkliches „Entwerfen“,
um „Visierungen“, angefangen von Theophilus presbyter bis zu Rivius, also vom 12. bis
zum 16.Jahrhundert. Es ist natürlich müßig zu fragen, in welchem Umfange das Holz
eine Rolle spielte im Verhältnis zu Pergament und Papier. Immerhin kann man in
Anbetracht der hohen Preise dieser beiden Stoffe mit gutem Grund annehmen, daß man
häufig Holztafeln zum Reißen verwendet haben mag, zumal sie weder die Gefahr des
Dehnens und Zerreißens, noch die Witterungseinflüsse der Baustelle zu fürchten hatten.
Neben dem Holz werden, wenn auch weniger häufig, Schiefer- und Wachstafeln ge-
nannt. Rivius spricht in diesem Zusammenhang von den „. . . Biettern der Schreibtafflen
darauff man Reissen und Entwerffen mag mit Sylber oder Messing Grifflein oder
Steffie . . .“232 Das Reißen auf Wachsblättern ist im übrigen bereits aus dem 8.Jahrhundert
überliefert: „. .. Has itaque quaternalium figuras ecclesiarum juxta exemplar, quod mihi
Arnulfus in paginola figuravit cerata, depinximus . . .“233
Nachdem wir zunächst die gebräuchlichen Folien besprochen haben, sollen nunmehr
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