Abschnitt I: Vorarbeiten — Befund vor der Grabung.
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Grabruine einen Pyramidenrest zu sehen. So müssen wir also auch im Lepsiusschen Text*
zur Erbkamschen Aufnahme manches streichen.
Nach der Lepsiusschen Expedition, die nur theoretisch sich mit dem Totenfelde von
Abusir befaßt hatte, scheint erst lange nach den Zeiten Mariettes, der für Pyramiden kein
besonderes Interesse hegtet dort praktisch wieder gearbeitet worden zu sein. Die Auffindung
der Pyramidentexte gab natürlich auch keine Veranlassung, an die Abusirpyramiden wieder
heranzutreten. Von ihnen war es ja seit Perring bekannt, daß sie im Innern unbeschrieben
waren. Erst deMorganließ wieder bei Abusir arbeiten. Er ließ die Pyramide des Sahu-re' wieder
öffnen und die Nr. 19 der Erbkamschen Karte ausgraben. Sie erwies sich als die große Grab-
anlage' des Schepses-ptah, eines sehr einflußreichen Mannes am Hofe des Ne-user-re', der, wie
unsere Grabung später zeigen sollte, Schwiegersohn dieses Königs war. Das wichtigste Fund-
stück der de Morganschen Arbeit war wohl das Lotussäulenkapitell aus der Vorhalle, das für
die Geschichte der ägyptischen Architektur besondere Wichtigkeit hatk De Morgan hat übrigens
die Resultate dieser Grabung auch in seine Carte de la necropole memphite Blatt 11 eingetragen.
Über diese kartographische Leistung habe ich an anderer Stelle^ bereits ein herbes Urteil
abgeben müssen, das ich auch hier, soweit es unser Pyramidenfeld angeht, nicht einschränken kann.
Außer durch die bisher aulgezählten Arbeiten wurden unsere Kenntnisse des Feldes von
Abusir auch durch einen Gelegenheitsfund bereichert, der in das Kairener Museum kam, es
ist das Unterteil eines Naos^ oder eines ähnlichen Bauteiles aus schwarzem Granit mit dem
Namen des Sahu-re'. Das Stück soll im Tal vor den Abusirpyramiden gefunden worden sein,
stammt also wohl aus dem Torbau oder aus dem Totentempel des Sahu-re'.
Wie weit die in den Nekropolen dieser Gegend nie aufhörenden Räubereien und Grabungen
der Antikendiebe unser Arbeitsfeld mitgenommen haben, und wie viele Stücke als Resultate dieser
Forschungen in Museen und Privatsammlungen gewandert sind, ist schwer zu sagen. Gering wird
die Tätigkeit dieser Art nicht gewesen sein. Zeigte uns doch ein Antikendieb, mit dem wir während
der Arbeit bekannt wurden, in unserem Gebiete eine ganze Anzahl von Stellen, an denen er
gewirkt hatte, und zwar so genau, daß wir seine Angaben durch Nachgrabungen nachprüfen konnten.
So viel über die uns bekannten Vorarbeiten. Vergessen will ich jedoch nicht, auch auf
die y-tägige Versuchsgrabung hinzuweisen, welche Prof. Schäfer im Januar und Februar 1900
im Ziegeltempel des Nefer-er-ke'-re' ausfuhrte\ wenn sie auch mit unserer eigentlichen Aufgabe,
der Erforschung des Totentempels des Ne-user-re', in keinem Zusammenhänge steht.
Befund vor der Grabung. Wie sah nun unser eigentliches Arbeitsfeld, die nächste
Umgebung und der Zubehör der Pyramide des Ne-user-re', aus, als wir zu graben anfingen?
Der geknickte Aufweg war namentlich von der Höhe unserer Pyramide aus vorzüglich zu sehen
(s. Abb. 4), er war, ganz wie ihn die Gelehrten der Description beschrieben hatten, mit
zahlreichen herumliegenden Basaltblöcken bedeckt, von einem noch an seiner Stelle sitzenden
Basaltgeländer oder Ähnlichem, wie es Per ring beschreibt, war nichts mehr zu sehen. Wohl
aber zeichnete sich der Torbau im Tale, seitlich am unteren Ende des Aufwegs liegend,
deutlich ab, wie ihn Erbkam aufgenommen hatte. Die Stelle war zwar nur durch kleinere
weiße Kalksteinsplitter oben auf dem Wüstensande markiert, aber das genügte, um uns nach
1) Lepsius, Denkmäler. Text Bd. i, S. ißoff. 2) Mariette, Mastabas, S. 21. 3) de Morgan in Rev.
archeol. 1894, S. 27ff. 4) Foucart, histoire de l'ordre lotiforme, S. 9ßff.; Borchardt, Pflanzensäule, S. 4. 5) Das
Reheiligtum des Königs Ne-woser-re, Bd. 1, S. 4, Anm. 2. 6) Kairener Museum, Guide (1895) No. 48, S. 12.
7) Ä.Z. 1900, S. 101.
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Grabruine einen Pyramidenrest zu sehen. So müssen wir also auch im Lepsiusschen Text*
zur Erbkamschen Aufnahme manches streichen.
Nach der Lepsiusschen Expedition, die nur theoretisch sich mit dem Totenfelde von
Abusir befaßt hatte, scheint erst lange nach den Zeiten Mariettes, der für Pyramiden kein
besonderes Interesse hegtet dort praktisch wieder gearbeitet worden zu sein. Die Auffindung
der Pyramidentexte gab natürlich auch keine Veranlassung, an die Abusirpyramiden wieder
heranzutreten. Von ihnen war es ja seit Perring bekannt, daß sie im Innern unbeschrieben
waren. Erst deMorganließ wieder bei Abusir arbeiten. Er ließ die Pyramide des Sahu-re' wieder
öffnen und die Nr. 19 der Erbkamschen Karte ausgraben. Sie erwies sich als die große Grab-
anlage' des Schepses-ptah, eines sehr einflußreichen Mannes am Hofe des Ne-user-re', der, wie
unsere Grabung später zeigen sollte, Schwiegersohn dieses Königs war. Das wichtigste Fund-
stück der de Morganschen Arbeit war wohl das Lotussäulenkapitell aus der Vorhalle, das für
die Geschichte der ägyptischen Architektur besondere Wichtigkeit hatk De Morgan hat übrigens
die Resultate dieser Grabung auch in seine Carte de la necropole memphite Blatt 11 eingetragen.
Über diese kartographische Leistung habe ich an anderer Stelle^ bereits ein herbes Urteil
abgeben müssen, das ich auch hier, soweit es unser Pyramidenfeld angeht, nicht einschränken kann.
Außer durch die bisher aulgezählten Arbeiten wurden unsere Kenntnisse des Feldes von
Abusir auch durch einen Gelegenheitsfund bereichert, der in das Kairener Museum kam, es
ist das Unterteil eines Naos^ oder eines ähnlichen Bauteiles aus schwarzem Granit mit dem
Namen des Sahu-re'. Das Stück soll im Tal vor den Abusirpyramiden gefunden worden sein,
stammt also wohl aus dem Torbau oder aus dem Totentempel des Sahu-re'.
Wie weit die in den Nekropolen dieser Gegend nie aufhörenden Räubereien und Grabungen
der Antikendiebe unser Arbeitsfeld mitgenommen haben, und wie viele Stücke als Resultate dieser
Forschungen in Museen und Privatsammlungen gewandert sind, ist schwer zu sagen. Gering wird
die Tätigkeit dieser Art nicht gewesen sein. Zeigte uns doch ein Antikendieb, mit dem wir während
der Arbeit bekannt wurden, in unserem Gebiete eine ganze Anzahl von Stellen, an denen er
gewirkt hatte, und zwar so genau, daß wir seine Angaben durch Nachgrabungen nachprüfen konnten.
So viel über die uns bekannten Vorarbeiten. Vergessen will ich jedoch nicht, auch auf
die y-tägige Versuchsgrabung hinzuweisen, welche Prof. Schäfer im Januar und Februar 1900
im Ziegeltempel des Nefer-er-ke'-re' ausfuhrte\ wenn sie auch mit unserer eigentlichen Aufgabe,
der Erforschung des Totentempels des Ne-user-re', in keinem Zusammenhänge steht.
Befund vor der Grabung. Wie sah nun unser eigentliches Arbeitsfeld, die nächste
Umgebung und der Zubehör der Pyramide des Ne-user-re', aus, als wir zu graben anfingen?
Der geknickte Aufweg war namentlich von der Höhe unserer Pyramide aus vorzüglich zu sehen
(s. Abb. 4), er war, ganz wie ihn die Gelehrten der Description beschrieben hatten, mit
zahlreichen herumliegenden Basaltblöcken bedeckt, von einem noch an seiner Stelle sitzenden
Basaltgeländer oder Ähnlichem, wie es Per ring beschreibt, war nichts mehr zu sehen. Wohl
aber zeichnete sich der Torbau im Tale, seitlich am unteren Ende des Aufwegs liegend,
deutlich ab, wie ihn Erbkam aufgenommen hatte. Die Stelle war zwar nur durch kleinere
weiße Kalksteinsplitter oben auf dem Wüstensande markiert, aber das genügte, um uns nach
1) Lepsius, Denkmäler. Text Bd. i, S. ißoff. 2) Mariette, Mastabas, S. 21. 3) de Morgan in Rev.
archeol. 1894, S. 27ff. 4) Foucart, histoire de l'ordre lotiforme, S. 9ßff.; Borchardt, Pflanzensäule, S. 4. 5) Das
Reheiligtum des Königs Ne-woser-re, Bd. 1, S. 4, Anm. 2. 6) Kairener Museum, Guide (1895) No. 48, S. 12.
7) Ä.Z. 1900, S. 101.