III.
Die einzelnen Bauteile.
War im vorigen Abschnitte die allgemeine Anlage des uns hier beschäftigenden Grab-
denkmals, so wie sie zu Zeiten des zweiten Nachfolgers des Erbauers bestanden hat, ohne
Eingehen auf Details und auf Begründung unserer Angaben geschildert worden, so sind wir
nun dem Leser, der auf technische Fragen sich einzulassen wünscht, die Grundlagen unserer
Schlußfolgerungen zu geben schuldig. Es soll also nunmehr jeder einzelne Bauteil in den
Details, Konstruktionen wie Ausschmückung, beschrieben werden, und zwar werden nicht nur
die Einzelheiten besprochen werden, welche für die Begründung der im vorigen Abschnitte
gegebenen Baubeschreibung wissenswert sind, sondern auch gleichzeitig die, auf denen sich
die Angaben des späteren Abschnittes über die Geschichte des Bauwerks aufbauen werden.
A. Der Totentempel.
Fassade. Zuerst haben wir uns zu fragen, worauf denn eigentlich die Ostfassade des
Totentempels steht. Die wahrscheinliche und sich aus der Form der Randhügel vor der libyschen
Wüste natürlich ergebende Terrainformation ist derartig, daß die nach Osten zu gerundet ab-
fallende Oberfläche unseres Bauterrains keine ausreichende horizontale Ebene für die volle Ent-
wicklung des Tempels dargeboten haben würde. Bei den Tempeln des Sadiu-re'undNe-user-re'*
hatte man daher im Osten mehr oder weniger mächtige Terrassenbauten anlegen müssen, des-
gleichen beim Re-heiligtum von Abu Gurab. Also lag die Vermutung nahe, daß hier etwas
ähnliches sich finden würde, der geringeren Ausführung unseres Ziegeltempels entsprechend
natürlich in kleinerem Umfange. Die Nachgrabung zeigte, daß jedenfalls der Mittelteil der Fas-
sade (c—e, 9) wahrscheinlich aber ihre ganze Länge auf Fundamentkästen steht, nebeneinander
liegenden, viereckigen Kammern aus lufttrockenen Ziegeln, die mit Erde, Schutt und Topf-
scherben angefüllt sind. Genau dieselbe Konstruktion in gleichem Material ist auch noch aus
den Zeiten der 12. Dynastie unter der Ostfassade des Palastes bei Illahun und unter den
Häusern des neuen Reiches bei Der el-Balläs nachzuweisen. Dieselbe Konstruktion in Stein
findet sich beim Totentempel des Ne-user-re'. Die Ziegelterrassen in Abu GuraU sind ab-
weichend konstruiert.
Bei der Untersuchung dieser Ziegelkästen stellte es sich auch heraus, daß das Plateau,
auf dem Nefer-ir-ke3-re' seinen Bau errichtet hat, bis dahin nicht ganz jungfräulicher Boden
1) Ne-user-re' S. 49 ff.
2) Re'-heiligtum, Bd. i, S. 70.
Die einzelnen Bauteile.
War im vorigen Abschnitte die allgemeine Anlage des uns hier beschäftigenden Grab-
denkmals, so wie sie zu Zeiten des zweiten Nachfolgers des Erbauers bestanden hat, ohne
Eingehen auf Details und auf Begründung unserer Angaben geschildert worden, so sind wir
nun dem Leser, der auf technische Fragen sich einzulassen wünscht, die Grundlagen unserer
Schlußfolgerungen zu geben schuldig. Es soll also nunmehr jeder einzelne Bauteil in den
Details, Konstruktionen wie Ausschmückung, beschrieben werden, und zwar werden nicht nur
die Einzelheiten besprochen werden, welche für die Begründung der im vorigen Abschnitte
gegebenen Baubeschreibung wissenswert sind, sondern auch gleichzeitig die, auf denen sich
die Angaben des späteren Abschnittes über die Geschichte des Bauwerks aufbauen werden.
A. Der Totentempel.
Fassade. Zuerst haben wir uns zu fragen, worauf denn eigentlich die Ostfassade des
Totentempels steht. Die wahrscheinliche und sich aus der Form der Randhügel vor der libyschen
Wüste natürlich ergebende Terrainformation ist derartig, daß die nach Osten zu gerundet ab-
fallende Oberfläche unseres Bauterrains keine ausreichende horizontale Ebene für die volle Ent-
wicklung des Tempels dargeboten haben würde. Bei den Tempeln des Sadiu-re'undNe-user-re'*
hatte man daher im Osten mehr oder weniger mächtige Terrassenbauten anlegen müssen, des-
gleichen beim Re-heiligtum von Abu Gurab. Also lag die Vermutung nahe, daß hier etwas
ähnliches sich finden würde, der geringeren Ausführung unseres Ziegeltempels entsprechend
natürlich in kleinerem Umfange. Die Nachgrabung zeigte, daß jedenfalls der Mittelteil der Fas-
sade (c—e, 9) wahrscheinlich aber ihre ganze Länge auf Fundamentkästen steht, nebeneinander
liegenden, viereckigen Kammern aus lufttrockenen Ziegeln, die mit Erde, Schutt und Topf-
scherben angefüllt sind. Genau dieselbe Konstruktion in gleichem Material ist auch noch aus
den Zeiten der 12. Dynastie unter der Ostfassade des Palastes bei Illahun und unter den
Häusern des neuen Reiches bei Der el-Balläs nachzuweisen. Dieselbe Konstruktion in Stein
findet sich beim Totentempel des Ne-user-re'. Die Ziegelterrassen in Abu GuraU sind ab-
weichend konstruiert.
Bei der Untersuchung dieser Ziegelkästen stellte es sich auch heraus, daß das Plateau,
auf dem Nefer-ir-ke3-re' seinen Bau errichtet hat, bis dahin nicht ganz jungfräulicher Boden
1) Ne-user-re' S. 49 ff.
2) Re'-heiligtum, Bd. i, S. 70.