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für durchslchtige Glasuren iA entweder ein weisser Scherben oder eine deckende
Engobe erforderlich. Da hierbei aber zwei oder mehrere Emails zusammenAossen,
entsteht die Gefahr des Ineinanderfliessens. Liesse man die Glasuren sleh unmittelbar
berühren, so würden he beim Schmelzen hch mit einander vermischen und unreine,
verwaschene Conturen ergeben. Dies zu vermeiden dienen folgende Mittel. Das
einfachste belfeht darin, das Ornament in Relief vom Grunde zu erheben und beide
Tlreiie — Relief, wie Grund — verschieden zu glahren. Oder das MuAer wird durch
Abformen aus Matrizen mit entsprechenden Erhöhungen vertieft hergeAellt; in die
Vertiefungen werden die Schmelzhüsse eingelassen, die Ränder dienen wie beim
Grubenschmelz als SchutzAege und verhindern das Zusammenhiessen. In dieser
Technik lind die spanisch-maurischen Fliesen ausgeführt. In beiden ge-
nannten Fällen handelt es hch um abgeformte Verzierungen.
Ein anderes Verfahren beruht darauf, die Umrisse der Zeichnung in die Thon-
häche einzuritzen und dann die auf diese Weise durch Furchen getrennten Flächen-
theile mit Glasuren auszufüllen. Die Furchen können übrigens mit einer beliebig zu
tönenden, unschmelzbaren Masse ausgefüllt werden. In diesem Falle wirken he als
kräftige Umrisse der Zeichnung mit. Statt eingetiefter Furchen kann man auch
Schutzränder herstellen, die mit dem Pinsel, gleichfalls aus unschmelzbarer Anguss-
masse, breit und kräftig auf den Scherben aufgetragen werden. So entliehen ge-
wislermassen Zellen, welche die Schmelzhüsse, ähnlich wie beim <7773,327 rA?^/i77372f,
begrenzen. Diese Technik war seit Alters her schon bei den Babyloniern, Ahyrern
und Persern und im orientalischen Mittelalter, im XV. und XVI. Jahrhundert, in
Uebung. Neuerdings iA he namentlich von den Franzosen mit grossem Erfolge
wieder aufgenommen worden.
Bei allen bisherigen Verfahren handelte es hch lediglich um Glasuren oder
Emails, welche das Rohmaterial, den Scherben, in allen Theilen völlig decken; von
einem eigentlichen Malverfahren iA nicht die Rede. Um Thon zu bemalen, bedarf
es zunächA eines Malgrundes. Diesen kann, wie beim Porzellan oder bei weiss
brennenden Thonarten, das rohe Material oder der in einem erAen Brande verglühte
Scherben selbA abgeben. IA das Thonmaterial jedoch nicht rein und von glatter
Oberfläche oder, wie weitaus die meiAen gemeinen Töpferthone, von grauer oder
rother Färbung, so iA ein den Thonseherben deckender weisser Malgrund erforderlich.
Hierfür ergiebt die Geschichte der Keramik drei verschiedene Verfahren:
1) Den Malgrund bildet ein weisser oder hellfarbiger Anguss, welcher den un-
reinen Scherben deckt. Auf diesen Grund, welcher beim Brande nicht schmilzt,
wird gemalt und dann das Gefäss oder die Fliese mit einer durchsichtigen, entweder
bleihaltigen oder alkalinischen Glasur überfangen. In dieser Technik sind die grosse
Masse des orientalischen Fayencen-Geschirrs, so wie in der Bau-Keramik die türki-
schen und eine Gruppe älterer persischer Fliesen angefertigt.
2) Um die Wende des XV. Jahrhundertes gelingen den Italienern Versuche,
als Malgrund die weisse Zinnglasur selbA zu benutzen, und es entAeht die Technik,
welche man zumUnterschiede von der eben angeführten, von Einigen Halb-Fayence
genannten, im eigentlichen Sinne als Fayence oder Majolika bezeichnet. Die zu
einem leicht RüsAgen Brei angerührte Glasurmasse, welche aus einer Mischung von
Blei- und Zinnoxyd beAeht, wird durch Eintauchen oder Uebergiessen aufgebracht.
Der poröse Scherben saugt begierig das im Brei enthaltene Wasser auf, so dass
ein feuchtes, lockeres Pulver auf der Oberfläche der zu verzierenden Pliese haften

9.
Thones.
 
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