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SgrasRto-
Technik.

bleibt. In dieser Glasurmasse wird gemalt und dann das Stück zum zweiten Male
gebrannt. Hierbei geräth die Zinnglasur in Fluss; gleichzeitig lösen lieh die färben-
den Metalloxyde, verschmelzen mit der Giasur und erhalten dadurch erst ihre volle
Frische und Leuchtkraft. Für die Ausführung ergeben lieh ähnliche Schwierigkeiten,
wie für die Fresco-Malerei auf den feuchten Wandputz; he erfordert, da Ver-
besserungen oder ein Vertreiben der Töne so gut wie ausgeschlossen Und, eine
besonders geübte, die beabüchtigte Wirkung sicher treffende Hand. In der Frische
und Flottheit des Farbenauftrages liegt aber ein Reiz, den keine noch so fein
durchgearbeitete Ausführung anderer Art erreichen kann.
3) Die Beschränktheit der Scharffeuertechnik, welche nur über wenige Farb-
töne gebietet, so wie die Rücklicht auf eine bequemere Handhabung führten schlielslich
zu einem dritten Malverfahren, der Malerei auf der fertigen weissen Giasur. Hierfür
stand eine reichere Palette zu Gebote. Die Farben wurden einem Brande ausgesetzt,
der die Giasur selbst noch nicht zum Schmelzen bringt. Man schützt sie durch
Kapseln oder Muffeln gegen die unmittelbare Einwirkung der Feuergase und spricht
daher von Muffelfarben und Muffelmalerei zum Unterschiede von Scharsfeuerfarben und
Scharffeuermalerei. Die Ueberglasurmalerei, die eine miniaturartig feine Ausführung
in Farben geslattet, gelangt unter dem Einflüße des Porzellans, nachdem sie in China
bereits im XV. Jahrhundert auf Porzellan, in Perlien schon früher bei der Fabrikation
von Wanddiesen in Gebrauch gekommen war, um die Mitte des XVIII. Jahrhundertes
in Europa zur Herrschaft und führt schliessiich zur Verdrängung der echten Fayence.
Die drei eben besprochenen Malverfahren lassen lieh kurz bezeichnen als:
1) Malerei auf Anguss unter durchlichtiger Giasur (die orientalischen Fayencen);
2) Malerei in die Giasur (die europäische Fayence oder Majolika), und 3) Malerei auf
der Giasur (die späteren persischen Fiiesen, die europäische Fayence im PorzellanPil).
Aus der Giasur oder deckenden Engobe lassen lieh einfache Fiächenmusler durch
Auskratzen des Ornaments bis auf den Tliongrund gewinnen (Fig. 4). Schon die spät-
antike Topfwaare bedient lieh dieses Verfahrens, und in Italien halten sich die
in weissem Anguss unter durchlichtiger Giasur in zum Theil höchst reizvoller, durch
farbige Retouchen belebter Ausführung bis in die Zeit der Majolika-Fabrikation.
Fig. 4.

Thonftiese aus Tanger (Marokko), schwarz giasirt mit ausgekratztem Grund.
Hiermit darf die Reihe der technischen Verfahren, welche in der Geschichte
der Keramik eine Rolle gespielt haben, als abgeschlossen gelten; es kam in einer
Ueberlicht, wie die vorliegende, weniger auf Vollsländigkeit in der Aufzählung
der möglichen Herslellungsweisen an, als auf möglichst klare Scheidung der einzelnen
keramischen Gruppen, wie lie sich in der Geschichte der Keramik ergeben haben.
 
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