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Borrmann, Richard
Handbuch der Architektur (Teil 1, Bd. 4): Die Keramik in der Baukunst — Stuttgart, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.33463#0023
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I. Abschnitt.

Die Bau-Keramik im Alterthum.
i. Kapitel.
Aegypten.
In der Geschichte der Keramik, wie aller Kunst, Aeht Aegypten an erster
Stelle. Nicht sowohl das hohe Alter seiner Denkmäler —- darin kommen ihm die
Euphrat-Länder gleich —, wohl aber ihre überwältigende Fülle und Grossartigkeit
tichern dem Nillande diesen Ehrenplatz. Die neuere Forschung pflegt die Geschichte
Aegyptens in fünf Hauptabschnitte zu theilen: das alte, das mittlere, das neue
Reich, die Spätzeit, schiiesslich die Zeit der Fremdherrschaft. Für genauere Zeit-
bestimmungen dient eine Einteilung in 31 Dynastien.
Die früheAe Periode schliesst mit dem alten Reiche ab (IV. und V. Dynastie), späteAens
2800—2500 vor Chr., der Zeit, in weicher die Pyramiden, die Grabmäler der Könige, in der Nähe von
Memphis entAanden. Bereits diese Zeit muss als eine Jahrhunderten fortsehreitender Entwickelung folgende
Epoche der Blüthe, ja als ein Höhepunkt der ägyptischen KunA gelten.
Nach einer im Wesentlichen denkmallosen Zeit des Ueberganges (VI.—X. DynaAie) wird eine
Periode nationalen Aufschwunges, das mittlere Reich, durch das Emporkommen eines oberägyptischen
Geschlechtes eingeleitet. Den Höhepunkt bezeichnet die XII. DynaAie, 2200—1900 vor Chr. Aegypten
beginnt seinen MachteinAuss durch Eroberungen in Nubien auszudehnen. Dieter Zeit gehören, wenn nicht
die Gründung, so doch die Erneuerung der wichtigAen Heiligthümer des Landes, ferner Nutzanlagen, wie
das grosse Wasserreservoir, der sog. Möris-See, im Fayum-Thale an. Es foigt eine Epoche der Fremd-
herrschaft, während weicher Aegypten von einem asiatischen Nomadenvolke, den Hyksos, unterdrückt wurde.
Alsdann beginnt eine neue Zeit äusseren Glanzes unter der Herrschaft der XVIII. und XIX. DynaAie und
ihren Nachfolgern, das neue Reich, 1600 — ]2Jo vor Chr. Der Schwerpunkt des Reiches wird nach
Süden verlegt und Theben mit den grossartigAen Tempelbauten , welche die Welt kennt, zur HauptAadt
des Landes. Von Bedeutung sollte namentlich das Uebergreifen der ägyptischen Macht nach VorderaAen
werden. Aegypten wird zur Grossmacht und tritt mit der vorderaslatischen Cultur, so wie mit einer
anderen Kunitsphäre in Berührung, welche die Insein und KüAengebiete des ägäischen Meeres beherrscht
und seit -Sk/%&WM7M's Entdeckungen die Mykenische genannt wird.
Die XIX. DynaAie, die Glanzzeit der ägyptischen BaukunA, bringt die bekannten Namen der -SMcr
und Azm/kr. Dies war die letzte grosse Zeit Aegyptens, das mit der XXL DynaAie, um 1050 vor Chr.,
einer PrieAerherrschaft, bald darauf wieder fremden Eroberern, theils Libyern, theils Aethiopiern, vorüber-
gehend den Assyrern anheimfiel. Noch einmal sammelten König A/kw-ws/AA X um 650 vor Chr. und seine
Nachfolger die Kräfte des Landes. Im Jahre $2$ wurde Aegypten von dem Perserkönige Wkr/Ay/ks
erobert und blieb eine perslsche Provinz, bis es unter den Ptolemäern nochmals eine von griechischer
Cultur getragene MachtAellung errang und schiiesslich im römischen Weltreiche aufging.
Die Aegypter gelten mit Recht als die Erfinder der meisten Künste und
Techniken, die das Aiterthum kennt. Wie in Aegypten der Steinbau zuerst zu
hoher, in seiner Art vollendeter Ausbildung gelangte, so isl Aehnliches auch für
den Backsleinbau und die Zweige der Keramik, welche uns hier beschäftigen, vor-

Geschicht
 
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