Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
196 VASA SACRA. ERSTER ABSCHNITT. DIE VATEHE

die Eucharistie als Erneuerung des Kreuzesopfers und als übernatürliche Seelenspeise un-
mittelbar hinweisen, das Letzte Abendmahl und Leidensszenen, einsehlicßlich ihres Ab-
schlusses, der Auferstehung. Die gleichen Gesichtspunkte wie für die neutestamentlichen
waren maßgebend für die alttestamentlichen Darstellungen. Von den symbolischen Darstel-
lungen Christi, die uns auf mittelalterlichen Kelchen begegnen, erhielten sich nur das Ij>mm
und der Pelilcan. Sehr beliebt wurden die Leidensmerkzeuge. Sie finden sich sehr oft auf
nachmittelalterlichen Kelchen und zwar nicht erst auf den Renaissance- und Barockkelchen.

Die Bilder Marias auf nachmittelalterlichen Kelchen bieten nur insofern
etwas Neues, als die Immakulata nun meist für sich allein, ohne das Jesuskind
auf den Armen, auf diesen wiedergegeben wird. Darstellungen der Apostel in
ihrer Gesamtheit finden sich nur noch auf gotisierenden Kelchen, aber selbst
auf diesen nur sehr vereinzelt. Auf Renaissance- und Barockkelchen wird man
die Apostel als Kollegium kaum je mehr antreffen. Es pflegt nur mehr der eine
oder andere der Apostel einzeln für sich auf ihnen dargestellt zu sein. Die Sym-
bole der Evangelisten, die auf den mittelalterlichen Kelchen als Ersatz für Evan-
gelistenbilder eine so große Rolle spielen, verlieren in nachmittelalterlicher Zeit
als Schmuck der Kelche erheblich ihre ehemalige Beliebtheit, während Bilder
der Evangelisten auf diesen etwas häufiger werden. Ein ausgiebig an den nach-
mittelallerlichen zur Verwendung kommender Dekor werden unter dem Ein-
fluß der Renaissance an Stelle der mittelalterlichen Halbfiguren von Engeln
geflügelte Engelköpfchen. Sie sind schon an den noch gotisierenden Kelchen
nicht mehr selten, bei denen sie besonders am Nodus angebracht sind, sei es als
Ersatz der Zapfen desselben, sei es zwischen den Zapfen. Auf den Renaissance-
und Barockkelchen sind sie eine überaus häufige, immer wiederkehrende Er-
scheinung, zumal am Nodus, doch kaum minder auch am Korb der Kuppa und
auf dem Fuße derselben. Auch kommen nicht selten Engelchen in Form nackter
geflügelter Putti auf diesen vor, namentlich als Träger der Leidenswerkzeuge
(Tafel 36, 37). Unter den Heiligen, die an den Kelchen abgebildet werden, je-
doch, wie schon gesagt wurde, nicht mehr in dem gleichen Ausmaß wie im
späten Mittelalter, begegnet uns nun besonders auch infolge der Steigerung sei-
ner Verehrung der heilige Joseph, der Nährvater Jesu. Allegorische Darstel-
lungen der Tugenden in Form von Frauengestalten, sind auch den nachmittel-
alterlichen Kelchen als Schmuck nicht ganz fremd, doch keine häufige Erschei-
nung auf denselben.

Im großen und ganzen offenbart sich im figürlichen Schmuck der nach-
mittelalterlichen Kelche gegenständlich unverkennbar eine gewisse Verein-
fachung und zugleich etwas Schablonenhaftes.
 
Annotationen