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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0437

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ERSTES KAPITEL. ALTER. VERWENDUNG 415

sowie nach der Kommunion zusammen mit dem Wein zur zweiten Purifakation
des Kelches und zur Ablution der Finger gebraucht. Ursprünglich dienten beide
Gefäße nur zur Herrichtung des Kelches. Für die Händewaschung hatte man
besondere Waschgefäße, die Purifikation des Kelches aber fand nicht am Altar,
sondern in der Sakristei statt. So verhält es sich noch in den römischen Ordines
des 8. und 9. Jahrhunderts. Der heutige Brauch bezüglich der Verwendung der
Kännchen für WTein und Wasser bildete sich in nachkarolingischer Zeit, zu-
nächst wohl bei den Privatmessen, wofür ein frühes Beispiel bereits die Con-
stitutiones Hirsaugienses des Wilhelm von Hirsau bieten, (3) doch herrschte
im einzelnen hinsichtlich des Umfanges und der Art ihrer Benützung noch zu
Ende des Mittelalters keine einheitliche Praxis. Sie wurde erst durch das Mis-
sale Pius' V. geschaffen. Bei der Abendmahlsfeier der Protestanten gibt es we-
der eine Händewaschung noch wird dem Abendmahlswein Wasser zugesetzt.
Es bedarf daher bei ihr auch keines Gefäßes für dieses. Anstatt kleiner Wcin-
kännchen aber kommen bei ihr, weil allen am Abendmahl Teilnehmenden auch
der Abendmahlswein gereicht wird, große Weinkannen zur Verwendung, aus
denen nach Bedarf der Wein in den zu seiner Ausspendung dienenden Kelch
gegossen wird.

ZWEITES KAPITEL

NAMEN DER GEFÄSSE FÜR WEIN UND WASSER

Die Namen, mit denen in den liturgischen Büchern und sonstigen liturgischen
Schriflen sowie in den Inventaren des Mittelalters und nachmittelalterlicher
Zeit die Gefäße für Wein und Wasser bezeichnet werden, sind sehr zahlreich.
Heißen sie doch in ihnen ama (amula), ampulla, bureta, canna (caneta, canu-
his), phiala (fiola), vinageria, ureeolus, vas (vasculum), cruetta, fons, Iage-
mila, bydria.

1. Ama, amula (hamula) sind Namen, mit denen man bis in die karolingische
Zeit zu Rom sie zu bezeichnen pflegte und zwar mit Vorzug das Gefäß für den
Wein. Der Behälter für das dem Wein beizumischende Wasser wurde, wie aus
den römischen Ordines des 8. und 9. Jahrhunderts hervorgeht, gewöhnlich
fons genannt, (1) wenn auch nicht ausschließlich; denn im 2. Ordo Mabillons
heißt er neben fons auch amula. (2)

War der Behälter groß, so führte er die Bezeichnung ama; war er klein, nannte man
ihn amula. Häufig werden amae im Papstbuch erwälint, so in der Vita Silvestri, Damasi,
Bonifatii, Xysti, Coelestim, Hilari und noch in der Vita Gregors IV. (827—844). (3) Es
waren die Gefäße zur Aufnahme des von den Gläubigen geopferten Weines, der nach Be-
darf zur Konsekration benutzt wurde. Eine amula oblatoria begegnet uns bereits in der
sogenannten Carta Comutiana, einer Schenkungsurkunde von A71 für eine in der Nähe

(3) L. 1, c. 86 (M. 150, 1015).

(1) l.Ordo n.14; 2. Ordo n.9; 3. Ordo n. 13 (M. 78, 944, 973, 981); Ordo von St-Amand
(Dich., Orig.460). (2) N.9: Accipit fontem de manu archiparaphonistae et defert archi-
diacono et ille ex amula infundit faciens crueem ja calicem. (3) Dixh. L. P. II, 80: aroas
argenteas sex, quae procedunt per omnes stationes, pens. sing. 1.13.
 
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