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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0438

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416 VASA N0!\' SACRA. ERSTER ABSCHNITT. DIE MESSKÄNNCHEK

von Tivoli gelegene Landkirche. (4) Eine Verordnimg Johannes' III. (56i—574), von der
wir im Papstbuch hören, besagt, es sollten die oblatio, die amula und die luminaria, also
das Opferbrot, der Behälter mit dem Opferwein und das Licht für den an Sonntagen in
den Zömeterien abzuhaltenden Gottesdienst von der Latprankirche beschafft werden. (5)
Wiederholt werden in den romischen Ordines des 8. und 9. Jahrhunderts amulae in der
Bedeutung eines Behälters für den Opferwein erwähnt und zwar hieß amula auch das
Gefäß, in dem die Gläubigen den Wein opferten. Der Behälter für das dem Wein bei dem
Offertorium in der .Messe beiz 11 mischende Wasser heißt amula im 2. römischen Ordo, wie
schon gesagt wurde. Ebenso wird zweifellos je eine der beiden Paare der amulae super-
auratae, die Gregor III. (781—7^1) nach dem Papstbuch der Petersbasilika schenkte, (6)
ein Behälter für jenes Wasser gewesen sein. Der Umstand, daß ihrer zweimal zwei waren,
weist, wie es scheint, deutlich genug darauf hin. Papst Hadrian (773—796) spendete, wie
in dessen Vita berichtet wird, (7) der Diakonie des heiligen Hadrian eine amula offertoria.
Außerhalb Roms dürften die Bezeichnungen ama und amula nur dort gebräuchlich ge-
wesen sein, wo sie zugleich mit dem römischen Meßordo eingeführt wurden. Aber auch
in Rom haben sie die Karolingerzeit nicht lange überdauert. Schon im 5. Ordo werden die
Behälter für Wein und Wasser nicht mehr amulae, sondern cannae genannt, (S) in der
Folge aber heißen sie auch zu Rom nicht mehr amulae, sondern ampullae. Ganz verlor
sich freilich die Bezeichnung amula nicht aus dem Gebrauch. Heißen (loch die Gefäße für
Wein und Wasser noch in der Instructio fabricae ecclesiae des heiligen Karl Borromäus
hamulae, wenn auch als ganz vereinzeltes Vorkommnis. (9) Herzuleiten ist ama von dem
griechischen aprr

2. Ampulla. Mit dem Worte ampulla bezeichnete man, wie es scheint, die Ge-
fäße für Wasser und Wein ursprünglich außerhalb Roms. Findet es sich doch
in diesem Sinne oder wenigstens als Bezeichnung des Gefäßes für den Opfer-
wein hier schon im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts in Alkuins Gedicht De
pontifieibus Eboracensibus, (10) um 800 in einer Schenkungsurkunde der
Äbtissin Emhilda von Milz, (11) um 810 in einem Inventar von Staffelsee (12)
und nur wenig später bei Walafried Strabo (■{■ 84g), der, wie er in rein äußer-
licher Weise patena von patere, so ampulla von amplus ableitet, (13) während
doch in Wirklichkeit ampulla ein verderbtes Deminutiv von amphora ist. (14)
Zu Rom bürgerte sich ampulla als Bezeichnung der Gefäße für Wasser und
Wein erst etwa um die Wende des ersten Jahrtausends ein; auffallend genug,
da die Gefäße für die heiligen öle schon im 1. römischen Ordo ampullae
heißen. (15) In der zweiten Hälfte des Mittelalters ist ampulla, wenn auch nicht
die allgemeine und ausschließliche, so doch die gewöhnlichste Benennung der
beiden Gefäße, zu Rom sogar die einzige.

Die Belege hierfür sind sehr zahlreich. So bieten solche beispielsweise des Udalricus Con-
suetudines ClunJacenses (n. Jahrh.), des Wilhelm von Hirsau Constitution es Hirsaugienses
(11. Jahrb.), des Bernhardus Ordo officiorum ecclesiae Lateranensis (um n5o), der Liber
Ordinarius des Lütticher St. Jakobsklosters (s. Hälfte des i3. Jahrh.), das Ordinarium missae
des Humbertus de Romanis, des fünften Ordensgeneral es der Dominikaner (um 1356),
der römische Ordo des Jacobus Gajetanus (um l3oo), der römische Ordo des Petrus Amelii

(4) Dich., L. P.I, Introduction CXLVI. Oblatoria heißt die amula wegen des Zweckes,
für den sie bestimmt war. (5) Ebd. I, 305. (6) Ebd. I, 417. (7) Ebd. I, 510.

(8) N. 8 <M. 78, 988). (9) AA. Ecel. Mediol. (Mediolani 1595) 629. (10) M. 101, 842.

(m Schassat 69. (12) MG. Lecks, Capit. I, 251.

(13) De esordiis et increment. rer. ecet. c. 25 (M. G. LggeS, Capit. II, 503): Patena a
patendo, quod patula sit ampulla quasi parum ampla. (14) Eigentlich amphorula, dann
amporla, ampurla, ampulla. (15) N. 2 31 (M. 78, 952): vgl. auch den Ordo von St-Amand II
(Dich. Orig. (Paris 1903] 466).
 
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