DRITTES KAPITEL. MATERIAL. II. IH N ACHMITTELALTERLICHER ZEIT 427
einzelne Kännchen in englischem Besitz (Tafel 81). (59) Ein mit Email verziertes Kännchen
aus vergoldetem Kupfer Limoger Herkunft, eine Arbeit des i3. Jahrhunderts, besitzt das
Cabinet des Mcdailles der Nationalbibliothek zu Paris (Tafel 8a), ein anderes hefindet sich
in englischem Privatbesitz, (60) ein Paar solcher Kännchen im Museum zu Olot in Kata-
lonien (Prov. Gerona). Ein Paar Kännchen aus Zinn, die in einem spätmittelalterlichen
Abtsgrabe zu Bipoll gefunden wurden, gibt es im Bischöflichen Museum zu Vieh in Kata-
lonien. Andere zinnerne spätmittelalterliche Meßkännchen finden sich noch in der Marien-
kirche zu Danzig. (61) Zwei Kristallampullen, die heute als Reliquiare dienen, haben sich
in der Lambertikirche zu Düsseldorf (Tafel 8i) (62) erhalten. Bei zwei Meßkännchen in
St. Foilan zu Aachen wurde in jüngerer Zeit der Kristallbehälter durch einen silbernen er-
setzt. (63) Ob eine mit eingeschnittenen Adlern -verzierte, mit silbernem Fuß, Deckel und
Henkel versehene Kristallampulle östlicher Herkunft in der Kirche zu St-Georges-Ies-Lan-
des (Haute-Vienne), die im späten 13. Jahrhundert mit einem Untersatz ausgestaltet und
zu einem Reliquiar gemacht wurde, vor dieser Umwandlung als Meßampulle gedient hat
(Tafel8a), ist möglich, doch nicht sicher. (64) Zwei Meßampullen im Schatz von S.Marco
zu Venedig wurden im i3. Jahrhundert aus zwei älteren Onyxbechern, einem zweihenkligen
und einem henkellosen, hergestellt, indem man ihnen einen Hals mit Ausflußrohr und
Henkel aufsetzte. (65) Aus einer einhenkligen Onyxkanne, die mit hohem Hals, Deckel
und Henkel versehen wurde, entstand die stattliche, heute im Louvre zu Paris befindliche
Ampulle, die Abt Sugerius von St-Denis um nfi5 für seine Abteikirche herstellen ließ.
Leider sagt uns dieser nicht, wozu dieselbe nach seiner Absicht dienen sollte, ob zur Auf-
nahme des für die Messe erforderlichenWeines und Wassers, zu den Hände Waschungen oder
zu sonst einem Zweck, wo er in seiner Schrift De rebus in administratione sua gestis von
ihr spricht, (66) noch erhellt das aus der Inschrift: Dum libare Deo gemmis debemus et
auro — Hoc ego Sugerius offero vas Domino, die er um den Band des Fußes des Gefäßes
herum anbringen ließ. (67)
Einen auch nur einigermaßen befriedigenden Aufschluß über das Material,
das man bis zum Ausgang des Mittelalters zu den Gefäßen für den Opferweiu
und das demselben beizumischende Wasser verwendete, und namentlich das
Ausmaß der Verwendung der verschiedenen Materialien können uns die wenigen
angeführten Beispiele nicht geben. Immerhin bilden sie eine lehrreiche Illu-
stration zu den Angaben, welche die schriftlichen Quellen betreffs des Mate-
rials jener Gefäße machen und zugleich eine wertvolle Ergänzung derselben.
ITDAS MATERIAL DER GEFASSE IN NACHMITTELALTERLICHER ZETT
Die kirchlichen Bestimmungen, die aus nachmittelalterlicher Zeit vorliegen,
begnügen sich, soweit sie die Meßampulleu zum Gegenstand haben, zumeist
damit, Sorgfalt in der Reinhaltung derselben vorzuschreiben. Immerhin han-
deln mehrere doch auch vom Material der Meßampulleu. So die Generalrubri-
(59) Jackson I, 356. (60) Anna! archeol. XIX, 154.
(61) Hinz, Die Schatzkammer der Marienkirche zu Danzig (Danzig 1870) Tfl. 14 und 15.
(62) Kd. der Rheinpr., Kr. Düsseldorf 48.
(63) J.H.von Hefser-Alteneck, Trachten und Gerätschaften (Frankfurt 1884) V 334.
(64) Ann. archeol. XX (1860) 125; L. Paliistre, Orfevrerie et emaillerie limousine
(Paris 1886) XIX. Das Reliquiar stammt aus dem Kloster Grandmont.
(65) Pasini, Tesoro di S. Marco 65 sowie Tfl. XXXVI und LI. Bei den sonstigen kannen-
«nd ampullaartigen Gefäßen aus Achat und Kristall im Schatz von S. Marco handelt es
sich nicht um Meßompullen. Insbesondere gilt das auch von einer bei Pasini, Tfl. LI abge-
bildeten Kristallampulle, die allerdings das; Aussehen einer Meßampulle hat, deren Ausguß-
röhrchen jedoch nur dekorativen Zweck hat, da es mit dem Innern des Gefäßes in keiner
Verbindung steht. (66) C. 34 (M. 186, 1238). (67) Abb. bei Roh. IV, Tfl. 336.
einzelne Kännchen in englischem Besitz (Tafel 81). (59) Ein mit Email verziertes Kännchen
aus vergoldetem Kupfer Limoger Herkunft, eine Arbeit des i3. Jahrhunderts, besitzt das
Cabinet des Mcdailles der Nationalbibliothek zu Paris (Tafel 8a), ein anderes hefindet sich
in englischem Privatbesitz, (60) ein Paar solcher Kännchen im Museum zu Olot in Kata-
lonien (Prov. Gerona). Ein Paar Kännchen aus Zinn, die in einem spätmittelalterlichen
Abtsgrabe zu Bipoll gefunden wurden, gibt es im Bischöflichen Museum zu Vieh in Kata-
lonien. Andere zinnerne spätmittelalterliche Meßkännchen finden sich noch in der Marien-
kirche zu Danzig. (61) Zwei Kristallampullen, die heute als Reliquiare dienen, haben sich
in der Lambertikirche zu Düsseldorf (Tafel 8i) (62) erhalten. Bei zwei Meßkännchen in
St. Foilan zu Aachen wurde in jüngerer Zeit der Kristallbehälter durch einen silbernen er-
setzt. (63) Ob eine mit eingeschnittenen Adlern -verzierte, mit silbernem Fuß, Deckel und
Henkel versehene Kristallampulle östlicher Herkunft in der Kirche zu St-Georges-Ies-Lan-
des (Haute-Vienne), die im späten 13. Jahrhundert mit einem Untersatz ausgestaltet und
zu einem Reliquiar gemacht wurde, vor dieser Umwandlung als Meßampulle gedient hat
(Tafel8a), ist möglich, doch nicht sicher. (64) Zwei Meßampullen im Schatz von S.Marco
zu Venedig wurden im i3. Jahrhundert aus zwei älteren Onyxbechern, einem zweihenkligen
und einem henkellosen, hergestellt, indem man ihnen einen Hals mit Ausflußrohr und
Henkel aufsetzte. (65) Aus einer einhenkligen Onyxkanne, die mit hohem Hals, Deckel
und Henkel versehen wurde, entstand die stattliche, heute im Louvre zu Paris befindliche
Ampulle, die Abt Sugerius von St-Denis um nfi5 für seine Abteikirche herstellen ließ.
Leider sagt uns dieser nicht, wozu dieselbe nach seiner Absicht dienen sollte, ob zur Auf-
nahme des für die Messe erforderlichenWeines und Wassers, zu den Hände Waschungen oder
zu sonst einem Zweck, wo er in seiner Schrift De rebus in administratione sua gestis von
ihr spricht, (66) noch erhellt das aus der Inschrift: Dum libare Deo gemmis debemus et
auro — Hoc ego Sugerius offero vas Domino, die er um den Band des Fußes des Gefäßes
herum anbringen ließ. (67)
Einen auch nur einigermaßen befriedigenden Aufschluß über das Material,
das man bis zum Ausgang des Mittelalters zu den Gefäßen für den Opferweiu
und das demselben beizumischende Wasser verwendete, und namentlich das
Ausmaß der Verwendung der verschiedenen Materialien können uns die wenigen
angeführten Beispiele nicht geben. Immerhin bilden sie eine lehrreiche Illu-
stration zu den Angaben, welche die schriftlichen Quellen betreffs des Mate-
rials jener Gefäße machen und zugleich eine wertvolle Ergänzung derselben.
ITDAS MATERIAL DER GEFASSE IN NACHMITTELALTERLICHER ZETT
Die kirchlichen Bestimmungen, die aus nachmittelalterlicher Zeit vorliegen,
begnügen sich, soweit sie die Meßampulleu zum Gegenstand haben, zumeist
damit, Sorgfalt in der Reinhaltung derselben vorzuschreiben. Immerhin han-
deln mehrere doch auch vom Material der Meßampulleu. So die Generalrubri-
(59) Jackson I, 356. (60) Anna! archeol. XIX, 154.
(61) Hinz, Die Schatzkammer der Marienkirche zu Danzig (Danzig 1870) Tfl. 14 und 15.
(62) Kd. der Rheinpr., Kr. Düsseldorf 48.
(63) J.H.von Hefser-Alteneck, Trachten und Gerätschaften (Frankfurt 1884) V 334.
(64) Ann. archeol. XX (1860) 125; L. Paliistre, Orfevrerie et emaillerie limousine
(Paris 1886) XIX. Das Reliquiar stammt aus dem Kloster Grandmont.
(65) Pasini, Tesoro di S. Marco 65 sowie Tfl. XXXVI und LI. Bei den sonstigen kannen-
«nd ampullaartigen Gefäßen aus Achat und Kristall im Schatz von S. Marco handelt es
sich nicht um Meßompullen. Insbesondere gilt das auch von einer bei Pasini, Tfl. LI abge-
bildeten Kristallampulle, die allerdings das; Aussehen einer Meßampulle hat, deren Ausguß-
röhrchen jedoch nur dekorativen Zweck hat, da es mit dem Innern des Gefäßes in keiner
Verbindung steht. (66) C. 34 (M. 186, 1238). (67) Abb. bei Roh. IV, Tfl. 336.