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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0513

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FÜNFTES KAPITEL. AUSSTATTUNG. IL BILDWERK 491

derauferstehung zu ewigem Leben zuteil geworden. Am untern Ende des Ver-
tikalbalkens ist Adam in gleicher Weise und Bedeutung abgebildet bei einem
Tragkreuz in der Kathedrale zu Vieh, zwei Tragkreuzen in einer spanischen
Privatsammlung und einem Standkreuz in der Stiftskirche zu Ager in Kata-
lonien, Schöpfungen des i4. bzw. i5. Jahrhunderts.

Altlestamentliche Typen des Kreuzes- und Opfertodes Christi finden sich auf
den Abschlußstücken der Balken eines Standkreuzes im Viktoria-und-Albert-
Museum zu London, dem Fuß eines doppelarmigen, aber mit der Figur des Ge-
kreuzigten versehenen Kreuzes im Louvre sowie auf dem Fuß und am Schaft
des Kreuzständers im Museum zu St-Omer. Am zahlreichsten begegnen sie uns
an dem letztgenannten. Auf seinem Fuß sehen wir dargestellt Isaak mit dem
Opferholz im Arm, die Kundschafter mit der Traube, Elias und die Witwe von
Sarepta sowie Aaron, die alttestamentlichen Priester salbend, auf dem Fuß
Moses, Wasser aus dem Felsen schlagend, die eherne Schlange, das Passahmahl
und Jakob mit einander überkreuzenden Armen Ephraim und Manasses seg-
nend. Der Fuß des Kreuzes im Louvre weist drei Typen des Kreuzestodes auf.
das Opfer Abrahams, Joseph von seinen Brüdern verkauft und den brennenden
Dornbusch; die Endstücke der Balken des Kreuzes zu London zeigen Jakob,
Benjamin und Manesse segnend, die Bezeichnung der Häuser mit dem Blut des
Passahlammes, Elias und die Witwe von Sarepta sowie Moses, die eherne
Schlange errichtend. Es sind nur Arbeiten des 12. Jahrhunderts, auf denen uns
solche alttestamentliche Typen begegnen. Auf späteren Kreuzen kommen solche
nicht mehr vor.

An Darstellungen symbolischen Charakters begegnen uns auf Kreuzen außer
den Evangelistensymbolen und dem Gottestamm, fast nur noch die Hechte
Gottes und der Pelikan. Von den Evangelistensymbolen, die zum gewöhnlich-
sten Bildwerk der Kreuze gehören, war schon die Bede. Das Lamm Gottes hatte
seinen Platz in der Mitte der Bückseite der Kreuze gleichsam als Gegenstück
zu der an dessen Vorderseite befindlichen Figur des Gekreuzigten. Wenn es ver-
einzelt, wie das z. B. bei einem Standkreuz in der Kathedrale zu Gerona (16)
und dem vorhingenannten Kreuz im Viktoria-und-Albert-Museum der Fall ist,
an der Vorderseite an Stelle eines Nimbus hinter dem Kopf des Gekreuzigten,
angebracht worden ist, so geschah das wohl, um diesen dadurch als das wahre
Gotteslamm, das durch seinen Opfertod die Sünden der Menschen wegnahm,
zu kennzeichnen. Die Rechte Gottes begegnet uns nur auf Kreuzen der älteren
Zeit. Sie findet sich stets oberhalb der Figur des Kruzifixus und soll an das
Wort des Herrn erinnern: Sic enim Deus dilexit mundum, ut Filium suum uni-
genitum daret, ut omnis qui credit in eum, non pereat, sed habeat vitam aeter-
nam (Joh. 3, 16). Den Pelikan, der seine Jungen mit seinem Blute zum Leben
erweckt, Symbol des Erlösers, der am Kreuz für die Menschen sein Blut vergoß,
um ihnen ewiges Leben zu bringen, treffen wir erst bei spätmittelalterlichen
Kreuzen an, wie z. B. bei dem Kreuz in der Kathedrale zu Lucca, einem Kreuz

(16) Abb. bei J. Gudiol y Cunili-, Les creus d'argenteria a Catalunya (Barcelona 1920) 68,
wo auch 56, 62 und 88 Abb. der vorhingenannten Kreuze mit der Darstellung Adama.
 
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