566 VASA NON SACRA. DRITTER ABSCHNITT. DIE PAXTAFEL
Pax findet sich nach Rohault im Museum zu Rouen. (20) Im Halbrund endet oben eine
dem frühen 16. Jahrhundert entstammende, an den Seiten und oben von einer getriebenen
Blumenranke umzogen e, unten mit einem durchbrochenen Maßwerkfries verzierte Kußtafel
aus vergoldetem Silber in St. Gereon zu Köln mit einer Darstellung der Anbetung des
Jesuskindes durch die Dreikönige, einer Bernsteinschnitzerei, als Paxbild. Eine Renaissance-
pax der gleichen Form findet sich in der Pinacoteca zu Bologna sowie im Museo Poldi-
Pezzoli zu Mailand. Die letztgenannte ist mit zwei Türchen versehen, so daß sie geschlossen
■werden kann und mit Ständer versehen (Tafel 117). Die früher genannten Elfenbeinpax-
tafeln im Nationalm ose um zu München schließen oben in Form eines Bogensegments,
(Tafel 116).
Die Paxtafeln der zweiten Gruppe stellen einen an ein einteiliges Retabel
erinnernden architektonischen Aufbau dar. Sie sind eine Weiter- und Umbil-
dung der Pazifikalien der ersten Gruppe. Der untere Rahmen derselben ist
durch einen Sockel ersetzt worden. Die seitlichen Rahmen sind in einen Pfosten
umgewandelt, dem man bei gotischen Pazifikalien eine oben von einer Fiale
bekrönte Strebe angefügt, bei Renaissancepazifikalien aber einen Pilaster vor-
gelegt hat. An Stelle des oberen Rahmens ist bei jenen ein Giebel oder giebel-
artiges Gebilde getreten; bei diesen ist er in ein Gebälk mit dreieckigem, halb-
kreisförmigen oder geschweiften Aufsatz als bekrönendem Abschluß umge-
bildet worden.
Als Beispiele gotischer Pazificalien des zweiten Typus seien genannt eine Pax in Groß-
St. Martin, in St. Jakob (Tafel 117), in St. Ursula und in St. Georg zu Köln; eine hübsche
Kußtafel in der Servatiuskirche zu Maastricht, (21) mit einer Darstellung des Gekreuzigten
in Hinterglasmalerei als Paxbild; eine Pax in St-Nicolas zu Dixmuiden mit einem die heilige
Katharina und die knjende Stifterin darstellenden Niellobild; (22) eine von Herzog Filippo
Maria Visconti (1/112 — 1447) gestiftete, durch ihr getriebenes Bildwerk, Christus als
Schmerzensmann im Sarkophag stehend zwischen zwei trauernden Engem, ausgezeichnete
Kußtafel in S. Ambrogio zu Mailand (Tafel 117); eine oben kleeblattbogig abschließende,
an den Seiten und über dem Bogen mit Astwerk verzierte Kußtafel in St. Adalbert zu
Aachen, die an den Seiten auf kleinen Konsolen Statuettchen des heiligen Johannes des
Täufers und des heiligen Kornelius aufweist, auf dem Scheitel aber von zwei aus einer
Blume herauswachsenden Engelhalbfigürchen bekrönt wird, (23) eine spätgotische Pax mit
der Reliefdarstellung der heiligen Anna Selbdritt in Santa Ana zu Triana (Prov. Tarra-
gona) in Spanien, (24) sowie eine Pax in der Stiftskirche zu Alcalä de Henares mit einer
Abnahme vom Kreuz unter helmartigem, durchbrochenem, von Streben mit Fialen flankier-
tem Baldachin. (25)
Aus der Zeit der Renaissance haben sich der Paxtafeln des zweiten Typus viele erhalten.
So gab es in der ehemaligen Sammlung Spitzer an zehn derselben (Tafel 120). Andere
befinden sich in der Pinacoteca und im Museo di S. Petronio zu Bologna, im Museo Na-
zionale und in der Sammlung des Palazzo Pitti zu Florenz, in der Kathedrale von Borgo
S. Donnino, in S. Marco zu Venedig (Tafel 1 rg), in der Kathedrale zu Mantua, in S. Marco
zu Florenz, im Dom zu Mailand, im Museum- zu Vieh, in der Kathedrale zu Giudad Real
(Spanien), in der Sammlung des Louvre zu Paris (Tafel 119), in der Academia das Bellas
Artes zu Lissabon sowie im Viktoria-und-Albert-Museum zu London. Ein gutes Beispiel ist
(20) La messe VI, Tf 1.496. Die Form der Buchstaben der auf ihrer Umrahmung ange-
brachten Inschrift läßt, wenn richtig wiedergegeben, an der Echtheit der Tafel zweifeln,
es müßte denn die Inschrift aus spaterer Zeit stammen als die Tafel selbst.
(21) Abb. bei Fr. Bock und M. Willemsex, Antiquites sacrees dans les anciennes cottc-
giales de St-Servais et de N.-Dame ä Maastricht 1873, 212. (22) Abb. bei Recsens II, 448-
Ob die Pax auch heute noch vorhanden ist, kann ich nicht sagen. (23) Abb. in Kd. der
Rheinprov., Stadt Aachen 30. (24) E. Bebtalx, L'exposition retrospect. de Saragosse (Sara-
gosse 1910) n. 101. (25) Las joyaa de la exposieiön de Madrid 1892 (Madrid 1893) TfL 41.
Pax findet sich nach Rohault im Museum zu Rouen. (20) Im Halbrund endet oben eine
dem frühen 16. Jahrhundert entstammende, an den Seiten und oben von einer getriebenen
Blumenranke umzogen e, unten mit einem durchbrochenen Maßwerkfries verzierte Kußtafel
aus vergoldetem Silber in St. Gereon zu Köln mit einer Darstellung der Anbetung des
Jesuskindes durch die Dreikönige, einer Bernsteinschnitzerei, als Paxbild. Eine Renaissance-
pax der gleichen Form findet sich in der Pinacoteca zu Bologna sowie im Museo Poldi-
Pezzoli zu Mailand. Die letztgenannte ist mit zwei Türchen versehen, so daß sie geschlossen
■werden kann und mit Ständer versehen (Tafel 117). Die früher genannten Elfenbeinpax-
tafeln im Nationalm ose um zu München schließen oben in Form eines Bogensegments,
(Tafel 116).
Die Paxtafeln der zweiten Gruppe stellen einen an ein einteiliges Retabel
erinnernden architektonischen Aufbau dar. Sie sind eine Weiter- und Umbil-
dung der Pazifikalien der ersten Gruppe. Der untere Rahmen derselben ist
durch einen Sockel ersetzt worden. Die seitlichen Rahmen sind in einen Pfosten
umgewandelt, dem man bei gotischen Pazifikalien eine oben von einer Fiale
bekrönte Strebe angefügt, bei Renaissancepazifikalien aber einen Pilaster vor-
gelegt hat. An Stelle des oberen Rahmens ist bei jenen ein Giebel oder giebel-
artiges Gebilde getreten; bei diesen ist er in ein Gebälk mit dreieckigem, halb-
kreisförmigen oder geschweiften Aufsatz als bekrönendem Abschluß umge-
bildet worden.
Als Beispiele gotischer Pazificalien des zweiten Typus seien genannt eine Pax in Groß-
St. Martin, in St. Jakob (Tafel 117), in St. Ursula und in St. Georg zu Köln; eine hübsche
Kußtafel in der Servatiuskirche zu Maastricht, (21) mit einer Darstellung des Gekreuzigten
in Hinterglasmalerei als Paxbild; eine Pax in St-Nicolas zu Dixmuiden mit einem die heilige
Katharina und die knjende Stifterin darstellenden Niellobild; (22) eine von Herzog Filippo
Maria Visconti (1/112 — 1447) gestiftete, durch ihr getriebenes Bildwerk, Christus als
Schmerzensmann im Sarkophag stehend zwischen zwei trauernden Engem, ausgezeichnete
Kußtafel in S. Ambrogio zu Mailand (Tafel 117); eine oben kleeblattbogig abschließende,
an den Seiten und über dem Bogen mit Astwerk verzierte Kußtafel in St. Adalbert zu
Aachen, die an den Seiten auf kleinen Konsolen Statuettchen des heiligen Johannes des
Täufers und des heiligen Kornelius aufweist, auf dem Scheitel aber von zwei aus einer
Blume herauswachsenden Engelhalbfigürchen bekrönt wird, (23) eine spätgotische Pax mit
der Reliefdarstellung der heiligen Anna Selbdritt in Santa Ana zu Triana (Prov. Tarra-
gona) in Spanien, (24) sowie eine Pax in der Stiftskirche zu Alcalä de Henares mit einer
Abnahme vom Kreuz unter helmartigem, durchbrochenem, von Streben mit Fialen flankier-
tem Baldachin. (25)
Aus der Zeit der Renaissance haben sich der Paxtafeln des zweiten Typus viele erhalten.
So gab es in der ehemaligen Sammlung Spitzer an zehn derselben (Tafel 120). Andere
befinden sich in der Pinacoteca und im Museo di S. Petronio zu Bologna, im Museo Na-
zionale und in der Sammlung des Palazzo Pitti zu Florenz, in der Kathedrale von Borgo
S. Donnino, in S. Marco zu Venedig (Tafel 1 rg), in der Kathedrale zu Mantua, in S. Marco
zu Florenz, im Dom zu Mailand, im Museum- zu Vieh, in der Kathedrale zu Giudad Real
(Spanien), in der Sammlung des Louvre zu Paris (Tafel 119), in der Academia das Bellas
Artes zu Lissabon sowie im Viktoria-und-Albert-Museum zu London. Ein gutes Beispiel ist
(20) La messe VI, Tf 1.496. Die Form der Buchstaben der auf ihrer Umrahmung ange-
brachten Inschrift läßt, wenn richtig wiedergegeben, an der Echtheit der Tafel zweifeln,
es müßte denn die Inschrift aus spaterer Zeit stammen als die Tafel selbst.
(21) Abb. bei Fr. Bock und M. Willemsex, Antiquites sacrees dans les anciennes cottc-
giales de St-Servais et de N.-Dame ä Maastricht 1873, 212. (22) Abb. bei Recsens II, 448-
Ob die Pax auch heute noch vorhanden ist, kann ich nicht sagen. (23) Abb. in Kd. der
Rheinprov., Stadt Aachen 30. (24) E. Bebtalx, L'exposition retrospect. de Saragosse (Sara-
gosse 1910) n. 101. (25) Las joyaa de la exposieiön de Madrid 1892 (Madrid 1893) TfL 41.