DRITTES KAPITEL. BESCHAFFENHEIT. IL FORM 567
auch die vom Mainzer Erzbischof Kardinal Albrecht stammende kostbare PaxtafeC im
Dom zu Köln (Tafel 118). Noch gotische Elemente weist eine Renaissancepax des Anton
Eisenhoidt im Besitz des Grafen von Fürstenberg zu Herdringen auf. (26)
Zur bequemeren Handhabung versah man die Pazifikalien des ersten und
zweiten Typus an der Rückseite meist mit einem Halter, der gewöhnlich so be-
schaffen war, daß er auch ein Aufstellen derselben ermöglichte. Auch versah
man sie wohl zum gleichen Zweck anstatt mit einem Halter mit einem Kett-
chen : Ein silbern pacem an eynem messen ketchen, lesen wir im Inventar von
Schweidnitz von 1667. (27) Andere Belege bieten die ermländischen Inventare.
Auf einen Ständer scheint man Pazifikalien des ersten und zweiten Typus nur
selten gesetzt zu haben. Ein vereinzeltes Beispiel ist die triptychonartige Pax
im Museum Poldi-Pezzoli zu Mailand (Tafel 117).
Die Paxtafeln des dritten Typus waren medaillonartig und zwar in der Regel
rund. Beispiele bieten eine Pax des i5. Jahrhunderts im Dom zu Brixen (Ta-
fel 118) sowie eine Pax des frühen 16. in der Pfarrkirche zu Braunsberg, deren
heutiger Fuß jedoch erst dem 17. Jahrhundert angehört, sei es daß dieselbe
bis dabin ohne Fuß war, sei es, daß dieser damals erneuert wurde, was am
wahrscheinlichsten ist. Lehrreiche Abbildungen zahlreicher teils noch goti-
scher, teils gotisierender, teils Renaissanceformen aufweisender runder, meist
reichst ornamentierter Pazifikalien (Tafel 119}, Schöpfungen des ausgehenden
i5. und frühen 16. Jahrhunderts, die in den Wirren zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts zu Grunde gingen, finden sich in dem Halleschen Heiltumsfauch des
Erzbischofs Albrecht von Mainz (f i545) zu Aschaffenburg. Ein reich orna-
mentiertes vierpaßförmiges Pazifikale, das laut dem an ihm angebrachten Wap-
pen des Bischofs Lukas Watzelrode (i48g—1012) um iöoo entstand, gibt es
im Dom zu Frauenburg (Tafel 118). Ein herzförmiges wird im Inventar des
Frauenburger Domes von 1578 erwähnt: Pacificale argenteum in modum cor-
culi formatum. Zwei rautenförmige gab es den Abbildungen des Schatzbuches
zufolge früher in St. Michael zu München. (28) Sie stammten von etwa i5oo.
Ob und inwieweit auch schon im i4- und frühen i5. Jahrhundert Paxtafeln
des dritten Typus Verwendung fanden, läßt sich nicht feststellen, da Pazifika-
hen dieser Art, die als solche mit genügender Sicherheit anzusprechen wären,
aus dieser Zeit sich nicht erhalten haben und auch die ihr entstammenden In-
ventare uns keinen Aufschluß geben.
Im ausgehenden i5. und im 16. Jahrhundert waren Kußtafeln des dritten
Typus in Deutschland nicht selten. Das bekunden nicht bloß die Pazifikalien
dieser Art, die sich dort erhalten haben, und die zahlreichen Abbildungen der-
artiger Paxtafeln im Halleschen Heiltunisbuch, sondern auch die Inventare.
So verzeichnet i5o8 ein Inventar der Pfarrkirche zu Schweidnitz zwei dersel-
ben : TJnam pacem kewlicht (rund) mit einem kuppern fusselein, item unam pa-
cem kewlichl mit einem silbern fusselein, bescheiden. (29) Nur wenig später
werden runde Pazifikalien in einem Inventar der Pfarrkirche zu Zeitz von 1514
erwähnt. (30) Besonders aber begegnen uns pacificalia rotunda, die auch als
„ (26) Abb. bei Weisgabtner 166. (27) Anzeiger, N.F. XXI (1874) 170. (28) GKfitlif 4,
F»g.2. (29) Anzeiger, N.F. XXI (1874) 174. (30) Kd. der Prov. Sachsen, Kr. Zeitz 70.
auch die vom Mainzer Erzbischof Kardinal Albrecht stammende kostbare PaxtafeC im
Dom zu Köln (Tafel 118). Noch gotische Elemente weist eine Renaissancepax des Anton
Eisenhoidt im Besitz des Grafen von Fürstenberg zu Herdringen auf. (26)
Zur bequemeren Handhabung versah man die Pazifikalien des ersten und
zweiten Typus an der Rückseite meist mit einem Halter, der gewöhnlich so be-
schaffen war, daß er auch ein Aufstellen derselben ermöglichte. Auch versah
man sie wohl zum gleichen Zweck anstatt mit einem Halter mit einem Kett-
chen : Ein silbern pacem an eynem messen ketchen, lesen wir im Inventar von
Schweidnitz von 1667. (27) Andere Belege bieten die ermländischen Inventare.
Auf einen Ständer scheint man Pazifikalien des ersten und zweiten Typus nur
selten gesetzt zu haben. Ein vereinzeltes Beispiel ist die triptychonartige Pax
im Museum Poldi-Pezzoli zu Mailand (Tafel 117).
Die Paxtafeln des dritten Typus waren medaillonartig und zwar in der Regel
rund. Beispiele bieten eine Pax des i5. Jahrhunderts im Dom zu Brixen (Ta-
fel 118) sowie eine Pax des frühen 16. in der Pfarrkirche zu Braunsberg, deren
heutiger Fuß jedoch erst dem 17. Jahrhundert angehört, sei es daß dieselbe
bis dabin ohne Fuß war, sei es, daß dieser damals erneuert wurde, was am
wahrscheinlichsten ist. Lehrreiche Abbildungen zahlreicher teils noch goti-
scher, teils gotisierender, teils Renaissanceformen aufweisender runder, meist
reichst ornamentierter Pazifikalien (Tafel 119}, Schöpfungen des ausgehenden
i5. und frühen 16. Jahrhunderts, die in den Wirren zu Beginn des 19. Jahr-
hunderts zu Grunde gingen, finden sich in dem Halleschen Heiltumsfauch des
Erzbischofs Albrecht von Mainz (f i545) zu Aschaffenburg. Ein reich orna-
mentiertes vierpaßförmiges Pazifikale, das laut dem an ihm angebrachten Wap-
pen des Bischofs Lukas Watzelrode (i48g—1012) um iöoo entstand, gibt es
im Dom zu Frauenburg (Tafel 118). Ein herzförmiges wird im Inventar des
Frauenburger Domes von 1578 erwähnt: Pacificale argenteum in modum cor-
culi formatum. Zwei rautenförmige gab es den Abbildungen des Schatzbuches
zufolge früher in St. Michael zu München. (28) Sie stammten von etwa i5oo.
Ob und inwieweit auch schon im i4- und frühen i5. Jahrhundert Paxtafeln
des dritten Typus Verwendung fanden, läßt sich nicht feststellen, da Pazifika-
hen dieser Art, die als solche mit genügender Sicherheit anzusprechen wären,
aus dieser Zeit sich nicht erhalten haben und auch die ihr entstammenden In-
ventare uns keinen Aufschluß geben.
Im ausgehenden i5. und im 16. Jahrhundert waren Kußtafeln des dritten
Typus in Deutschland nicht selten. Das bekunden nicht bloß die Pazifikalien
dieser Art, die sich dort erhalten haben, und die zahlreichen Abbildungen der-
artiger Paxtafeln im Halleschen Heiltunisbuch, sondern auch die Inventare.
So verzeichnet i5o8 ein Inventar der Pfarrkirche zu Schweidnitz zwei dersel-
ben : TJnam pacem kewlicht (rund) mit einem kuppern fusselein, item unam pa-
cem kewlichl mit einem silbern fusselein, bescheiden. (29) Nur wenig später
werden runde Pazifikalien in einem Inventar der Pfarrkirche zu Zeitz von 1514
erwähnt. (30) Besonders aber begegnen uns pacificalia rotunda, die auch als
„ (26) Abb. bei Weisgabtner 166. (27) Anzeiger, N.F. XXI (1874) 170. (28) GKfitlif 4,
F»g.2. (29) Anzeiger, N.F. XXI (1874) 174. (30) Kd. der Prov. Sachsen, Kr. Zeitz 70.