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Braun, Joseph
Das christliche Altargerät in seinem Sein und in seiner Entwicklung — München, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.2142#0665

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ERSTES KAPITEL. IM OSTEN. 1. NAMEN, ALTER 643

Die liturgische Verwendung des Fächers im Osten ist schon in früher Zeit
vielfach bezeugt. Der älteste Beleg für eine solche findet sich in den sogenann-
ten Constitutiones apostolicae, die um 4oo in Syrien entstanden. Hatten die Dia-
kone, so lesen wir in ihnen, nach der Entlassung der Katechumenen die Opfer-
gaben zum Altar gebracht, dann sollten ihrer zwei, einen aus zarten Häutchen
(Pergament), aus Pfauenfedern oder aus Linnen gemachten Fächer in der Hand
haltend, beiderseits vom Altar stehen und mit ihm sacht die kleinen fliegenden
Tierchen (Fliegen, Mücken) verscheuchen, damit sie nicht in die Kelche fie-
len. (7) Um die Wende des 5. Jahrhunderts spricht von einem liturgischen
Fächer des Pseudo-Areopagiten Schrift De hierarchia ecclesiastica, (8) um 55o
der Mönch Cyriüus in seiner Vita des heiligen Euthymius (7/173) (9) und um
etwa dieselbe Zeit auch der Mönch Job in seiner Schrift De verbo incarnato. (10)
In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts bezeugt die Existenz und die Ver-
wendung eines liturgischen Fächers die dieser Zeit entstammende Vita der hei-
ligen Martha (f 55i);(ll) in der Frühe des 7. Johannes Moschus (f 620) (12) und
das zwischen 63 r und 64 * verfaßte sogenannte Chronicon paschale, (13) um das
Ende des 7. Jahrhunderts ein Bischof Georg, wahrscheinlich Georg der Araber-
bischof, in einem Kommentar der jakobitischen Liturgie; (14) im frühen
8. Jahrhundert die Historia mystica ecclesiae catholicae des Patriarchen Ger-
manus von Konstantinopel (-J- 733). (15) Von jüngeren Zeugnissen sei abge-
sehen. (16)

Aus den angeführten Belegen erhellt, daß der liturgische Fächer nicht erst
im zweiten Jahrtausend im Osten in Gebrauch kam, sondern daß er dort schon
um die Wende des 4. Jahrhunderts, ja schon früher zu den gottesdienstlichen
Geräten zählte. Denn was uns die Constitutiones apostolicae über den Fächer
und seine Verwendung bei der Liturgie sagen, war sicher keine neue Vor-
schrift, sondern nur Wiedergabe eines schon bestehenden Brauches.

II. ZWECK DES LITURGISCHEN FÄCHERS

Bemerkenswert ist, was die Apostolischen Konstitutionen über den Zweck,
den die Verwendung des Fächers bei der Feier der Liturgie zur Zeit ihrer Ent-
stehung, also um 4oo, hatte, sagen. Er war rein praktischer Art. Nicht zur Er-
höhung der Feier noch auch aus mystischen Gründen sollten die Diakone mit
Fächern in der Hand rechts und links vom Altar stehen und sie über dem Altar

(7) L. 8, c. 12 (Mg. 1, 1092) : Aüo U iWnwvoi t$ Uatipmv tcüv [AEpÄv -coi ftjatao-nipfou wxi-
EZitowav i* 'ijjivDJV Xe—5-. K\-?.:vi l -i&cüv tciöWo; r; oHvtfi ?.■;■': v.fs« ir.',st,fä.-:ay}a.v tä jiwpä räiv

(8) C.4, n.2 (Mg.3, 473): (9) AA. SS. 20 Jan.; II, 679. (10) Mg. 103, 769.

(11) N.70 (AA.SS-24.Maii; V, 424): A-axivcuv tynteuävroiv [ww furfSwv xai 8-^ia-^pitov xai
■WAivtdw. (12) Pratum. spirit. c. 150, 196 (Mg. 86, 3016, 3081.

(13) Ad a. 624 (Mg.92, 1001): Hoc anno mense Artemisio, seeundum Romanos Maio . . .
sub Sergio, patriarcha Consta ntinopolitano, tum primum induetum est, ut, postquam ouines
sacra mysteria pereeperunt, cum clerici relaturi sunt in scenophylacium pretiosa flabelia,
discos et calices (xi -rijus pimäta, Bwreäpi« x«l hot^ih«) atque alia vasa Sacra, .. . caneretur
naec antiphona: Impleatur os nostrum laude etc. ^14) R. H. Connolly, Two commentaries
on the Jacobite liturgy (London 1913) 13, 22 f. (15) N. 60 (Ano. Mai, Nova PP. Bibl. X2
[Romae 1905] 27). (16) Zeugnisse aus dem 8. Jahrhundert und der Folgezeit bei arme-
nischen Schriftstellern in Le Museon XXXIX (1926) 257 ff.
 
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