Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Hrsg.]
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe: dargestellt zur Feier des 25jährigen Bestehens von Freunden und Schülern Justus Brinckmanns — Hamburg, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53061#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
23

und vergleichende Anatomie bei Hyrtl, physikalische Geo-
graphie bei Simony, und noch keinerlei Kunstgeschichte.
Aber er war innerlich reif für die neue Wissenschaft,
und es bedurfte nur eines Anstosses, um diesen Zu-
stand ihm selber klar zu machen.
Unter allen Städten deutscher Zunge war damals
keine, die dem jungen Manne stärkere Anregungen ge-
rade auf kunstgeschichtlichem Gebiet hätte gewähren
können. Aber er ahnte es zunächst nicht einmal.
Dort war ein Jahr vorher — 1864 -—- nach dem
Vorbilde des South Kensington-Museums in London das
Österreichische Museum für Kunst und Industrie, ver-
bunden mit einer Kunstgewerbeschule, gegründet wor-
den. Eitelberger stand an der Spitze, Falke war sein
Assistent. Die eigenen Sammlungen des Museums
hatten noch nicht viel zu bedeuten. Aber aus dem Be-
sitz der kaiserlichen Hofsammlungen waren grosse Kost-
barkeiten entliehen, und selbst aus Venedig, damals
noch österreichisch, waren Schätze, wie die berühmten
Emailbände von San Marco, herbeigeschafft. Doch
wertvoller als alles waren die neuen Ideen und die
jugendfrische Begeisterung für eine Erneuerung der
Zierkunst im Anschluss an die Werke der Väter, und
Eitelberger und Falke als Apostel waren im Begriff,
von Wien aus ganz Deutschland dafür zu gewinnen.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann Brinckmann
von diesem Kreis angezogen werden sollte. Eine zu-
fällige Begegnung riss ihn hinein. In den Brüchen am
Kahlenberge traf er eines Tages mit einem Studenten
zusammen, der, wie er, „Steine klopfte“, auf der Suche
nach Versteinerungen. Es war Frauberger, der heutige
Direktor des Düsseldorfer Museums. Sie schlossen
sich an, kehrten zusammen zur Stadt zurück, und
unterwegs erzählte Frauberger vom Museum für Kunst
und Industrie und von Eitelbergers anregenden Vorträ-
gen. Am nächsten Tage sass Brinckmann unter Eitel-
bergers Hörern, und in derselben Stunde wusste er,
dass sein Geschick entschieden sei.
Er gab sofort alle seine naturhistorischen Studien
 
Annotationen