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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Hrsg.]
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe: dargestellt zur Feier des 25jährigen Bestehens von Freunden und Schülern Justus Brinckmanns — Hamburg, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.53061#0287

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DREI ELFENBEIN-MADONNEN

AM. eindringlichsten und tiefsten kann wohl der Lehrer
k auf den Lernenden wirken, wenn er das, was er
ihm giebt, der Quantität nach, das heisst in der Zahl
der Objekte, möglichst beschränkt, dagegen im Gehalt,
in der Ergiebigkeit an anregenden und aufklärenden
Elementen, mit möglichstem Reichtum ausgestaltet. Das
schnelle Hinübergleiten von einem Gegenstand zum
andern ist bei der grossen Menge am beliebtesten,
weil es am bequemsten ist; wo das Denken an den ge-
ringsten Widerstand stösst, biegt es eben ab und setzt
sich an etwas anderes und dann wieder an etwas anderes.
Damit aber wird die Oberflächlichkeit gefördert, einer un-
würdigen Neugier gehuldigt und eine wirkliche Bildung
verhindert. Der gebildete Mensch braucht feste Mass-
stäbe für alle Dinge, und wer ihm solche Massstäbe
am klarsten und eindrucksvollsten vor Augen und Ver-
stand führen kann, ist sein bester Lehrer. Wesentlich
ist es, dass ein solcher Massstab ein Mass für viele
Dinge ist, und dass der Gegenstand, der dazu dienen
soll, in seiner Einheitlichkeit als Typus für eine bestimmte
Form menschlichen Denkens oder Schaffens doch mög-
lichst viele Symptome, viele Angriffspunkte zur Erkennt-
nis und damit zur Vergleichung mit anderen Erscheinun-
gen bietet. Gelingt es dem Lehrer, solche massgebende
Typen dem Lernenden einzuprägen, so hat er ihm die
beste Handhabe gegeben, später selbständig zu urteilen.
In erster Linie lehrt auf diese Weise der Museums-
leiter, der nicht durch Zahl und Wiederholung seiner
Gegenstände wirken möchte, sondern durch einzelne,
sorgfältig ausgewählte, reichhaltige, typische Beispiele.
Eine solche Konzentration treibt auch das Publikum
zum tieferen Eingehen. Dass es sehr viel schwerer ist,
 
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