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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Editor]
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe: dargestellt zur Feier des 25jährigen Bestehens von Freunden und Schülern Justus Brinckmanns — Hamburg, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.53061#0378

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368

eine Vernachlässigung einzelner Gebiete ausschliesst.
Die erfreuliche Objektivität, die im allgemeinen ver-
waltet, macht sich auch in der Gläsergruppe bemerkbar.
Gerade darum, weil Hamburg keine eigenen Glas-
traditionen besitzt, somit nicht wie einzelne bestimmte
Museen zur einseitigen Sammlung einzelner Speciali-
täten berechtigt und verpflichtet ist, sind wir imstande,
hier einen unparteiischen Überblick über die Kunst-
gläser aller Zeiten und Völker zu gewinnen. Ist auch
die Entwicklungsfolge nicht ganz lückenlos, so vermisst
man doch die fehlenden Zwischenglieder nicht allzusehr,
zumal man plötzlich da oder dort durch hervorragende
Stücke ersten Ranges, durch Unica überrascht wird.
Vom kulturgeschichtlichen Standpunkte mag man sich
noch manches hinzu wünschen, die technischen Fragen
jedoch sind schon nach dem heutigen Stande der Samm-
lung hinreichend geklärt, und der gewissenhafte „Führer“
bleibt auch in den das Glas betreffenden Partien keine
wesentliche Aufklärung schuldig.
Betrachten wir zunächst das in der Glashütte selbst
ganz oder fast ganz fertiggestellte Glas. Schon in
dieser Gruppe lässt sich die Entwicklung vom frühesten
Altertum bis zu unseren Tagen in Hamburg gut ver-
folgen. Was zunächst das farblose Glas anbelangt, giebt
es da nicht lediglich Bruchstücke, sondern auch ganze
Exemplare, die uns von der hohen Fertigkeit im römi-
schen Weltreiche zu erzählen wissen. Namentlich die
Erzeugnisse aus den römischen Provinzen in Kleinasien,
deren zum Teil prächtig metallisch-irisierende Oberfläche
nunmehr wohl allgemein als ein Verwitterungsprodukt
aufgefasst wird, eröffnen die Entwicklungsreihe ganz zu-
treffend. Nicht wesentlich anders als im römischen
Osten gestaltete sich die Glaserzeugung an den nördlichen
und nordwestlichen Grenzen des Cäsaren-Weltreiches,
obgleich einige Merkmale namentlich die ältesten rhei-
nischen Glasobjekte zum Teil als solche zu erkennen
gestatten. Jahrhunderte hindurch erhielten sich dort die
alten Glasmacher-Überlieferungen, wenn auch mit der
Zeit das romanische Element vom germanischen all-
 
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