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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg [Editor]
Das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe: dargestellt zur Feier des 25jährigen Bestehens von Freunden und Schülern Justus Brinckmanns — Hamburg, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.53061#0391

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381

durch Liebesknoten verbundene Monogramme beweist,
dass sie im Besitz eines vornehmen englischen Paares
gewesen sein muss. War England auch das Ursprungs-
land? Es spricht nichts dagegen, und wir hätten in
diesem Falle für den Norden eine vom 14. bis in den
Anfang des 16. Jahrhunderts sich in der Technik nicht
wesentlich unterscheidende Behandlung des Leders an-
zunehmen, denn auch die deutschen Arbeiten bevor-
zugen die flache Dekorierung der Flächen. Dahin ge-
hören von den Stücken des Museums ein achteckiger
Kasten, der wohl einer Marienkrone zur Aufbewahrung
diente, ein kleines, rechteckiges, eisenbeschlagenes Käst-
chen und die runde Kapsel einer Betnuss; die beiden
letzteren ohne Anwendung von Farbe; bei dem schwar-
zen Leder genügten Schnitt und Punze zur wirkungs-
vollen Belebung der Oberfläche.
Leichte Treibarbeit aber, wo die scharf eingeschnitte-
nen Umrisse stellenweise unterschnitten und zu leichten
Buckeln herausgehoben sind, zeigt uns jener bekannte,
unter den Bucheinbänden eingereihte deutsche Leder-
einband mit der Hasenjagd vom Jahre 1475. Neben
seiner Bedeutung für die Geschichte des Bucheinbandes
ist er dem Hamburger Museum darum ein so wertvoller
Besitz, weil sich an ihn jene blühende Industrie des
künstlerisch geschnittenen, getriebenen und gepunzten
Leders anknüpft, die nicht nur dem Gründer der kunst-
gewerblichen Werkstatt für Lederarbeiten, Georg Hulbe,
sondern Hamburg überhaupt reiche Ehren eingebracht
hat. Das Hamburgische Museum kann stolz darauf sein,
wahr gemacht zu haben, was in den ganzen 25 Jahren
seines Bestehens zu seinen leitenden Grundsätzen ge-
hörte, durch „Wiederbelebung verlorener oder vernach-
lässigter technischer Verfahrungsarten“ die Entwicklung
der Kunstindustrie zu fördern. Und es war dann, nach-
dem die Anregung, die alte Ledertechnik aufzunehmen,
durch die Hulbesche Werkstatt solche unerwartete Aus-
dehnung gewonnen, wie eine Ehrenpflicht, gerade die
Abteilung der Lederarbeiten durch besonders wertvolle
und technisch interessante Stücke auszubauen.
 
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