306
genau in dem in der Gemäldegalerie zu Berlin be-
findlichen Bilde: „Interieur mit einem Herrn und
einer Dame“ von Jan Vermeer van Delft (1632 bis
1675) wieder. — Die Arbeiten des Hans Vredemann
de Friese aber sind Originalentwürfe aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wir brauchen also kaum
noch den im hamburgischen Museum befindlichen
Schrank mit ergänztem Untersatz, der aus Brügge
erworben wurde, um zu der Gewissheit zu kommen,
dass der Geschmack, der sich in diesen Schränken
offenbart, aus den Niederlanden stammt. — Aber sind
diese Möbel nun importiert, oder sind sie nach hol-
ländischer Art bei uns hierzulande angefertigt worden?
-— Das wird wohl nur durch zufälliges Auffinden
urkundlichen Materials entschieden werden können.
Brinckmann neigt der Ansicht zu, dass diejenigen
Schränke, welche in der Behandlung des Figürlichen
an den Konsolenköpfen und Karyatiden eine derbere
Hand zeigen, bei uns nach niederländischem Muster
geschaffen seien. Dem ist wohl zuzustimmen. Die
feineren Arbeiten hält Brinckmann für Import. Das
muss zur Zeit noch eine offene Frage bleiben. Feine
Arbeiten, die meiner Überzeugung nach nicht aus den
Niederlanden stammen, finden sich auch bei uns, z. B.
der die hiesige fünfthürige Konstruktion zeigende, aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und zwar aus
Bothkamp stammende Susannenschrank im Thaulow-
Museum zu Kiel und der Buxtehuder Schrank im ham-
burgischen Museum. Wir sind ferner in der Lage,
nachzuweisen, dass holländische Künstler sich seit der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreich in Schles-
wig-Holstein niedergelassen haben. Der Schnitzer Jo-
hann von Groningen war z. B. schon im Jahre 1568
in Husum ansässig, und Hans Vredemann de Friese
selber ist in norddeutschen Städten, wie Braunschweig
und Danzig, thätig gewesen. Solche Leute haben da-
durch, dass sie ihren Wohnsitz zeitweilig oder dauernd
wechselten, nicht die Feinheit der Hand verloren und
sie werden sich hierzulande Schüler herangebildet haben.
genau in dem in der Gemäldegalerie zu Berlin be-
findlichen Bilde: „Interieur mit einem Herrn und
einer Dame“ von Jan Vermeer van Delft (1632 bis
1675) wieder. — Die Arbeiten des Hans Vredemann
de Friese aber sind Originalentwürfe aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wir brauchen also kaum
noch den im hamburgischen Museum befindlichen
Schrank mit ergänztem Untersatz, der aus Brügge
erworben wurde, um zu der Gewissheit zu kommen,
dass der Geschmack, der sich in diesen Schränken
offenbart, aus den Niederlanden stammt. — Aber sind
diese Möbel nun importiert, oder sind sie nach hol-
ländischer Art bei uns hierzulande angefertigt worden?
-— Das wird wohl nur durch zufälliges Auffinden
urkundlichen Materials entschieden werden können.
Brinckmann neigt der Ansicht zu, dass diejenigen
Schränke, welche in der Behandlung des Figürlichen
an den Konsolenköpfen und Karyatiden eine derbere
Hand zeigen, bei uns nach niederländischem Muster
geschaffen seien. Dem ist wohl zuzustimmen. Die
feineren Arbeiten hält Brinckmann für Import. Das
muss zur Zeit noch eine offene Frage bleiben. Feine
Arbeiten, die meiner Überzeugung nach nicht aus den
Niederlanden stammen, finden sich auch bei uns, z. B.
der die hiesige fünfthürige Konstruktion zeigende, aus
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und zwar aus
Bothkamp stammende Susannenschrank im Thaulow-
Museum zu Kiel und der Buxtehuder Schrank im ham-
burgischen Museum. Wir sind ferner in der Lage,
nachzuweisen, dass holländische Künstler sich seit der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zahlreich in Schles-
wig-Holstein niedergelassen haben. Der Schnitzer Jo-
hann von Groningen war z. B. schon im Jahre 1568
in Husum ansässig, und Hans Vredemann de Friese
selber ist in norddeutschen Städten, wie Braunschweig
und Danzig, thätig gewesen. Solche Leute haben da-
durch, dass sie ihren Wohnsitz zeitweilig oder dauernd
wechselten, nicht die Feinheit der Hand verloren und
sie werden sich hierzulande Schüler herangebildet haben.