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Havers'schen Canäle eine.grössere Regelmässigkeit hat, wie man noch am fertigen
Knochen an den riffartigen Unebenheiten erkennt, welche radiär vom Tuber parietale
ausstrahlen. Diese Riffe finden sich an den wachsenden Knochen besonders deutlich,
und aus den oberflächlichen Lamellen derselben bestehen jene knorpeligen Streifen,
welche dem Periost beim Abziehen folgen und auf seiner inneren Seite gefunden
Werden. Betrachtet man eine mässig dicke, oberflächliche Lamelle des wachsenden
Knochens (Fig. 5. a) bei mässiger Vergrösserung, so erscheinen die Lücken und
Spalten als trichterartige Canäle, die den Horizontalschnitt des Knochens in mehr
oder weniger schiefer Richtung durchsetzen. Sehr oft sieht man diese Canäle in
tiefe Furchen münden, welche zwischen jenen Riffen hinziehen und als Halbcanäle
erscheinen (Fig 6. b), die durch fernere Auflagerungen nach und nach weiter über-
wölbt werden.
Dass die Markcanälchen im Allgemeinen nicht ganz parallel der Oberfläche oder
Achse des Knochens verlaufen, sondern ein Maschennetz mit mehr oder weniger
regelmässigen, spitz- und stumpfwinkligen, gestreckten Maschen bilden, zeigt jeder
Knochenschliff und man erhält daher auch in allen möglichen Ebenen schiefe Durch-
schnitte der Markcanälchen. Schon Hävers i). welcher dieselben zuerst wenn
nicht gesehen, doch als zusammenhängendes Röhrensystem erkannt hat, beschreibt
die Unregelmässigkeiten ihres Verlaufs sehr gut und gibt sich viele Mühe, nachzu-
weisen, wie die Festigkeit des Knochens eine regelmässige Anordnung der „Poren"
in den einzelnen Lamellen nicht erlaube. Sie erklären sich, wenn man die möglichen
Abweichungen in der Richtung einzelner Canäle während der fortdauernden Auflage-
rung sich vorstellt, und man hat nicht nöthig, einen besonderen Resorptions- oder
Wiederverflüssigungsprocess zu Hülfe zu nehmen. Der lamellöse Bau des fertigen
Knochens ist nach dem Gesagten nicht das Product einer secundären Spaltung, son-
dern von vorn herein bei der ersten Anlage des Knochens gegeben, und wenn der-
selbe an einfachen Knochenschliffen seltener und weniger deutlich als am präparirten
Knochenknorpel wahrgenommen wird, so dürfte sich dies leicht aus der gelockerten
Cohärenz des letzteren erklären, die durch die Operation des Schliffes oder Schnit-
tes noch vermehrt wird. Nicht minder erklärlich ist die regelmässige Anordnung der
Knochenkörperchen im Umkreis der einzelnen Markcanälchen sowohl als des ganzen
Knochens, denn es findet nicht nur eine successive lamellöse Schichtung um den gan-
*) Novae quaedam observaliones de ossibus. Amstelod. 1731. §. 34. 37.
Havers'schen Canäle eine.grössere Regelmässigkeit hat, wie man noch am fertigen
Knochen an den riffartigen Unebenheiten erkennt, welche radiär vom Tuber parietale
ausstrahlen. Diese Riffe finden sich an den wachsenden Knochen besonders deutlich,
und aus den oberflächlichen Lamellen derselben bestehen jene knorpeligen Streifen,
welche dem Periost beim Abziehen folgen und auf seiner inneren Seite gefunden
Werden. Betrachtet man eine mässig dicke, oberflächliche Lamelle des wachsenden
Knochens (Fig. 5. a) bei mässiger Vergrösserung, so erscheinen die Lücken und
Spalten als trichterartige Canäle, die den Horizontalschnitt des Knochens in mehr
oder weniger schiefer Richtung durchsetzen. Sehr oft sieht man diese Canäle in
tiefe Furchen münden, welche zwischen jenen Riffen hinziehen und als Halbcanäle
erscheinen (Fig 6. b), die durch fernere Auflagerungen nach und nach weiter über-
wölbt werden.
Dass die Markcanälchen im Allgemeinen nicht ganz parallel der Oberfläche oder
Achse des Knochens verlaufen, sondern ein Maschennetz mit mehr oder weniger
regelmässigen, spitz- und stumpfwinkligen, gestreckten Maschen bilden, zeigt jeder
Knochenschliff und man erhält daher auch in allen möglichen Ebenen schiefe Durch-
schnitte der Markcanälchen. Schon Hävers i). welcher dieselben zuerst wenn
nicht gesehen, doch als zusammenhängendes Röhrensystem erkannt hat, beschreibt
die Unregelmässigkeiten ihres Verlaufs sehr gut und gibt sich viele Mühe, nachzu-
weisen, wie die Festigkeit des Knochens eine regelmässige Anordnung der „Poren"
in den einzelnen Lamellen nicht erlaube. Sie erklären sich, wenn man die möglichen
Abweichungen in der Richtung einzelner Canäle während der fortdauernden Auflage-
rung sich vorstellt, und man hat nicht nöthig, einen besonderen Resorptions- oder
Wiederverflüssigungsprocess zu Hülfe zu nehmen. Der lamellöse Bau des fertigen
Knochens ist nach dem Gesagten nicht das Product einer secundären Spaltung, son-
dern von vorn herein bei der ersten Anlage des Knochens gegeben, und wenn der-
selbe an einfachen Knochenschliffen seltener und weniger deutlich als am präparirten
Knochenknorpel wahrgenommen wird, so dürfte sich dies leicht aus der gelockerten
Cohärenz des letzteren erklären, die durch die Operation des Schliffes oder Schnit-
tes noch vermehrt wird. Nicht minder erklärlich ist die regelmässige Anordnung der
Knochenkörperchen im Umkreis der einzelnen Markcanälchen sowohl als des ganzen
Knochens, denn es findet nicht nur eine successive lamellöse Schichtung um den gan-
*) Novae quaedam observaliones de ossibus. Amstelod. 1731. §. 34. 37.