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VI. ARES LUDOVISI
Rom, Thermenmuseum.
Helbig, Führer durch Rom2 Nr. 928 (mit der älteren Literatur). — Arndt-Amelung,
Einzelaufnahmen Nr. 534/5 und 832/3 (Flasch). — Furtwängler-Urlichs, Denkmäler
griechischer und römischer Skulptur, 2. Aufl., Taf. 20, S. 57 (Urlichs). — Amelung, Röm.
Mitteilungen 1905, S. 150. — Gardner, Journal of hell, studies 1905, S. 257. — Klein,
Griechische Kunstgeschichte II, S. 278. — Furtwängler, Beschreibung der Glyptothek,
2. Aufl., S. 296 (zu Nr. 272).
Ergänzt am Ares: Nase, rechte Hand und rechter Fuß fast ganz, von der linken Hand
Spitze des Daumens und Zeigfingers, Schwertgriff von der Hand an; am Eros: Kopf, Arme mit
Attributen, rechter Fuß. — In Rom gefunden.
Der Mann, der in römischer Zeit (erstes Jahrhundert?) die
früher in Villa Ludovisi, jetzt im Thermenmuseum aufbewahrte
Aresstatue nach einem Vorbild der Alexanderzeit gemeißelt hat,
war keiner der besten Bildhauer seiner Zeit. Die Arbeit, die
er geliefert hat, ist mittelmäßig und flau und steht an Sorgfalt
hinter einer andern Kopie nach demselben Original zurück,
von der uns der Kopf erhalten ist (München, Glyptothek
Nr. 272). Eine zweite Wiederholung, in Neapel, von der nur
der Torso und der Sitz übrig geblieben sind, ist zwar nicht
viel besser gearbeitet, beweist aber, daß der Meister des Lu-
dovisi-Exemplares sein Vorbild stark durch Zutaten verändert
hat: der Sitz ist hier ein einfacher Block von geringen Dimen-
sionen, der sich nach unten etwas verjüngt. Es ist so gut wie
sicher, daß diese einfachere Fassung dem Originale folgt und daß
Fels und Schild an der Replik Ludovisi dem Kopisten zuzuschreiben
sind. Auch von einer Zutat, von der auf der linken Schulter des
Ares Ludovisi ein Überrest geblieben ist und die allem Anschein
nach ziemlich umfangreich war (zweite Figur?), ist an der Neapler
Statue keine Spur zu sehen. Daß der Eros am rechten Bein des
Ares dem Originale fremd war, hat man ebenfalls längst erkannt:
die Beifügung ist charakteristisch für einen Geschmack, dem die
rein künstlerische Sphäre der Originalschöpfung im Grunde Neben-
sache, das Sujet, das literarische Motiv dagegen die Hauptsache
war. Dieser Kopist wollte Ares, den Verliebten, wie er in der
hellenistisch-römischen Literatur auftrat, recht deutlich und augen-
fällig vorführen: das griechische Werk, das er mangels eigener
 
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