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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 1): Die Bildhauer — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4968#0117
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III. Die griechische Kunst in ihrer höchsten geistigen Entwickelung.

113

Zeus zu Olympia. Denn nach der Erzählung olympischer Periegeten hatte
Phidias am Throne des Gottes die Figur des Pantarkes angebracht, wie er sich
die Siegesbinde anlegt: Pantarkes aber siegte Ol. 86 unter den Knaben1). Gerade
damals also wird Phidias an dem Bilde gearbeitet haben. Nur wenige Jahre
«Pater war es vollendet; denn schon Ol. 87, 1 ist Phidias wieder in Athen, und
Stirbt in demselben Jahre im Gefängnisse (s. unten).

Während sich nun gegen diese Sätze, so viel ich weiss, unter den Neueren
kein Widerspruch erhoben hat, stehen sich hinsichtlich der Zeit der Geburt ver-
schiedene Annahmen gegenüber. Müllers) setzt dieselbe etwa in Ol. 73, und
'ässt die künstlerische Thätigkeit gegen Ol. 80 beginnen. Nach Thiersch's»)
Ansicht dagegen müsste Phidias schon um die Zeit der Schlacht bei Marathon
berühmt gewesen und demnach etwa Ol. 67—68 geboren sein. Die Wahrheit
scheint mir auch hier in der Mitte zwischen beiden Annahmen zu liegen.

Müller4) zieht, um den schwächsten seiner Gründe zuerst anzuführen, die
Nachricht in Betracht, dass Phidias anfangs Maler gewesen sei 5). Da nun nach
seiner Berechnung Polygnots Thätigkeit in Athen Ol. 79, 2 begann, so soll,
durch dessen Ruhm oder geistige Bedeutung angeregt, Phidias ihm nachgeeifert
haben. Ein historisches Zeugniss liegt für diese Behauptung nicht vor, sie hat
also nur den Werth einer Vermuthung. welcher aber in unserem Falle die Wahr-
scheinlichkeit abgeht. Man könnte z. B. erwidern, dass Phidias, wäre er wirk-
lich durch einen Polygnot in die Malerei eingeführt worden, sie nicht so bald
odt der Bildhauerei vertauscht haben würde.

Einen zweiten Grund für seine Altersbestimmung will Müller «) darin finden,
dass die Lehrzeit des Phidias bei Ageladas nach Ol. 79, 3 falle. Aber auch
diese Behauptung beruht nur darauf, dass Athen mit Argos im genannten Jahre
ein Bündniss schloss und dass in Folge dessen ein regerer Verkehr entstanden
sein müsse, welcher den Ageladas nach Athen geführt habe. Wollen wir einmal
Vermuthungen aufstellen, so dürfen wir mit demselben Rechte behaupten: Age-
ladas möge Ol. 75, 4 nach Athen übergesiedelt sein, als dort auf Themistokles
Rath Künstlern aller Art Abgabenfreiheit ertheilt ward, um für den Wieder-
aufbau, der Stadt eine möglichst grosse Masse von Arbeitern und künstlerischen
Kräften zu gewinnen"). Auch zwingt nichts zu der Annahme, dass Phidias
gerade in Athen den Unterricht des Ageladas genossen habe. Er konnte z. B.,
Während Attika von den Persern besetzt war, sich in Argos authalten. Diese
All»ahnie suchte ich früher") durch eine Nachricht des Pausanias zu stützen,
der zufol-e Phidias ein goldelfenbeinernes Bild der Athene zu Pellene in Achaia
Vor den Athenebildern in Athen und Plataeae gearbeitet habe«), indem ich
daraus folgerte, dass dieses Werk eines der frühesten des Phidias gewesen sein
müsse. Später hat zwar Preller10) darauf aufmerksam gemacht, dass unter dem
athenischen Bilde vielmehr die Parthenos, als die bald nach dem Perserkriege
errichtete eherne Pallas Promachos zu verstehen sein möchte. Trotz dem aber
»erden wir durch die Athene von Plataeae, welche in Folge der Perserkriege
geweiht war, wieder auf die frühere Zeit des Phidias zurückgeführt, und das

- i) Paus. V, 11, 8. *)§18. :>) KP. Not. S.29. *)« Ar ») PKu. 85 54. «) § 7.
) Diod. XI, 43. ») Art. Hb. lir. temp. p. 32. 9) Paus. VII, 27, 2. l0) 8. 168.

Bl un n, Geschichte der griechischen Künstler. 2. Aufl.
 
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