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Indessen sind uns auf einein im Hauptstaatsarchiv zu Dresden befindlichen Plan von Berlin zwei Skizzen
vom Profil der ganzen Befestigungsanlagen überliefert; die eine zeigt die geplante Anlage, die andere, wie weit
man, anscheinend bei der Anfertigung des Planes, in der Bauausführung gekommen.


DntiETrS.-L^-


Hinsichtlich der Zlbmesftmgen der Polygone (Basteien) finden wir bei F. Holtze (a. a. O. S. 50) die Länge
zwischen 92 und l00 Ruten*) schwankend. Nur zwischen Bastion 3 und 4 ist sie 120, zwischen Nr. 12 und 13 —84,
zwischen Nr. 13 und I —82 Ruten. Die Größe des Bollwerkswinkcls beträgt 86" — 95°; bei Nr. 3—80°,
bei Nr. II — 78", bei Nr. I — 75°, bei Nr. 2 im Hauptwall 100°, in der Faussebraie 105°, bei Nr. 6 im
Hauptwall 82", in der Faussebraie 105". Die Flanke des Hauptwalls stand überall senkrecht zur Courtine, die
der Faussebraie senkrecht zur Defensionslinie. Bei Bastion 4 betrug der Polygonwinkel 130°. Obwohl Dogen
ein Gegner des nassen Grabens war, so ließ der sich bei den Bodenverhältnissen Berlins doch nicht recht vermeiden.

Die Grabenbreite
vor den Faccn
betrug 12 Nuten
45,2 m).
Das oben er-
wähnte Pfahlwerk
im Spreegrunde
wurde vom Ein-
fluß der Spree bis
zum Oberbaum
am Stralauer Tor
(heut Maisen-
brücke) hinausver-
lcgt, das am Aus-
flusse der Spree
eingebaute blieb
dagegen bestehen.
Die Bestük-
kung der Basteien
umfaßteallgemein
je 6 Geschütze, die
aus Scharten feu-
erten, nur bei Nr. 8
waren es 10, bei
Nr. 9 und 10 je 9
Kanonen. Das
Kaliber schwankte
zwischen Acht-
zehn-, Zwölf-,
Acht- und Sechs-
pfünder». 4 Gc-
schützmcister hat-
ten die Kanonen
und die Munition
zu beaufsichtigen.
So war das
Werk nach 25jäh-
riger Dauer be-
endet. Gar bald

Abb. 3. Matthias Dögen (I60S—1672).

aber zeigte es sich,
daß die enge Ein-
schnürung dem
neuen Stadtbildc
wohl ein artiges
Aussehen verlieh,
aber nicht imstande
war, die allmäh-
lich sich vollzie-
hende Ausbrei-
tung Berlins über
das festumgrenzte
Weichbild hintan-
zuhalten. Ein
neuer Stadtteil,
die Neustadt oder
Dorotheenstadt,
entstand 1662
nördlich der „Lin-
den" und machte
neueBefestigungs-
anlagen nötig, die
imAugust1681 be-
gonnen, aus Wall
und Graben**) be-
standen und nach
dem Tiergarten zu
in einem Horn-
werk, d. h. 2 Halb-
bastionen endeten.
Seine beiden lan-
gen Flügel (Sei-
tenlinien) schlossen
sich zu beiden Sei-
ten der Bastion 1
an den Hauptwall
an, während der
Spreebord keine
Wehranlagen er-

hielt, so daß die entgcgenstchendc Angabe des sonst so vortrefflichen Schultzschen Planes von 1688 nicht als stich-
haltig gelten kann. Die Mündung des zugehörigen Grabens in die Spree (im Laufe der heutigen Schadowstraße)
erhielt ein Wehr mit zwiefachen Querpallisaden.
Das Ganze trug indes den Charakter des Notdürftigen, Behelfsmäßigen, wohl in Voraussicht der unabweis-
lichen Ausdehnung des Stadtgebietes, die dann auch unter Friedrich I. in dem Ausbau der an die Dorotheenstadt
sich anschließenden Friedrichsstadt in die Erscheinung trat. — Nunmehr wurden die Befestigungen aus mittel-
alterlicher Zeit überflüssig und verschwanden (1680), mit Ausnahme der festen Türme, die beibehalten und zu
militärischem Zwecke weiterverwendet wurden, z. B. als Pulvertürme.

Der allgemeine Eindruck, den Berlin damals machte, stand in erfreulichem Gegensatz zu seinem durch den
30 jährigen Krieg herbeigeführten furchtbaren Verfall, und in der zeitgenössischen Literatur kommt die Aner-
kennung der geschaffenen Besserung wiederholt zum Ausdruck. So lobt der Engländer Toland in seinen „Nelations

H I Rute - 3,768 242 m.
**) Im Zuge der heutigen Behrenstraße,
 
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