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Burgenschau.
Die * mit versehenen Nachrichten sind eigene Mitteilungen unserer
Mitarbeiter. Nachdruck derselben nur mit Q u e llenangabe gestattet.
Wiederherstellungsarbeiten.
Oer Wiederaufbau in Ostpreußen.
Der Wiederaufbau der kriegszerstörten Gebiete in Ost-
preußen ist jetzt zum größeren Teil beendet. lieber den Stand
und die künftige Organisation der Abwickelungsarbeiten
fanden dieser Tage ausführliche Beratungen in Königsberg
und Allcnstein statt, an denen als Vertreter des Ministers
für Volkswohlfahrt Unterstaatssckrctär Scheidt teilnahm.
Anschließend an diese Beratungen fand eine Besichtigung
von Wiederaufbauarbeiten namentlich innerhalb des Ab-
stimmungsgebietes statt.
Die sbisclerherstelluug äer Gasilika Santa L)u-
cienriani in l^om
ist mit Staatsmitteln in Angriff genommen worden. Man
will den alten Bau aus dem Ende des 4. Jahrhunderts
von seiner barocken Amkleidung befreien. Man hat Reste
einer Anterkirche entdeckt, in der die Gräber des Senators
Pudcns und seiner Töchter Pudenziana und Praxedis
vermutet werden, jener frommen Familie, welche dem
Apostel Petrus vor seinem Tode in Rom Obdach gewährt
hatte. Die Basilika, die auf Grund dieser Ueberlieferung
großes Ansehen genoß, wurde von dem Papst Siricius
kurz nach der Weihe des Neubaues von San Paolo fuori le
mura (290) errichtet. Ihr schönster Schmuck entstand damals:
das Mosaik der Tribuna mit der Darstellung der Krönung
von Petrus und Paulus durch Prudenziana und Praxedis
im Beisein Christi und der übrigen Apostel — wenn nicht das
bedeutendste, so doch gewiß weit das stimmungsvollste Mosaik
der vorbyzautinischen Epoche der christlich-römischen Kunst.
Als dann zu Ende des lö. Jahrhunderts die herzogliche
Familie der Gaetani von Sermoneta eine etwas protzige
Erabkapelle an das linke Seitenschiff anbaute, wurde der
ganze Innenraum der Basilika mit barocken Formen aus-
gekleidct. Vor allem rückte man den Tribunenbogcn aus-
wärts und scheute sich nicht, dabei einen Teil des Mosaiks
aufzuopfern. Die antiken Säulen, hier leider von sehr un-
edler und flüchtiger Bildung, wurden zwischen je zwei breite
Pfeiler gesteckt, was, im Verein mit der schweren Kassetten-
decke, den Raum bedenklich verdüstert hat. Die innere Aus-
stattung endlich mit Lhorschranken und Ambonen ging ver-
loren.
Wichtiger als die Aufdeckung irgendwelcher Grundmauern
und Krypten wird die Wiederherstellung des alten Raum-
eindruckes sein. Die Kirche muß ohne die schweren Pfeiler
und die barocke Decke ungemein hell und leicht gewirkt haben.
Man hofft, in ihr einen ganz reinen Typus der gucrschifflosen
Basilika aus konstantmischer Zeit Wiedererstehen zu lassen.

Zerstört.
Line SOO jährige Gurg verstört.
Auf dem Schlotzberge von Stargard in Mecklenburg stand
die alte, stolze Burg Stargard, eine der ältesten, noch gut
erhaltenen deutschen Burgen mit Burgturm, Wällen und
Toren. Dieses Kleinod deutscher Burgüberreste ist jetzt, wie
die „Tägliche Rundschau" meldet, bei einem furcbtbarcn
Brande ein Raub der Flammen geworden. Die Burg, ein
einziges Flammenmeer, aus dem sich der mächtige Burg-
turm inmitten der glühenden Hölle trotzig hervorhob, be-
leuchtete die weite "Umgegend. Das Feuer war so mächtig,
daß die alten, starken Burgmauern mit starkem Krachen zu-
sammenstürzten. Da es an Wasser fehlte, konnte sich das
Feuer ungehindert entfesseln. Vernichtet wurden u. a. alle
Akten des Amtes Stargard, das in der Burg seinen Sitz
hatte und die Wohnung des Landdrostes Freiherrn von
Maltzahn. Die Entstehungsursache des Feuers ist nicht be-
kannt. Die Burg Stargard ist um das Jahr 1259 erbaut
worden.

Verschiedenes.
Jena.
In einen, öffentlichen Vortrage in Dornburg beschäftigte
sich der Landtagsvizepräsident Matthcs-Iena mit der Zukunft
der Dornburger Schlösser. Er führte u. a. aus: Wenn auch
in Sachsen-Weimar die Auseinandersetzung mit dcm früheren
Großherzog noch nicht zu Ende geführt ist, so wird man doch
mit einiger Sicherheit damit rechnen können, daß die Schlösser
Dornburgs in den Besitz des Staates übergehen werden.
Als sicher kann angenommen werden, daß der Staat darauf
bedacht sein wird, die Dornburger Schlösser nutzbringend zu
verwenden, sofern ihn die Pflege der geweihten Erinnerungs-
stätten (Goethezimmer) nicht daran hindert. Die Verwendung
der für anderweiten Gebrauch freiwerdcndcn Räumlichkeiten
ergibt sich aus volkswirtschaftlichen Erwägungen. Dvrnburg
eignet sich namentlich zur Aufnahme eines ländlichen Volks-
Hochschulhcims: in dem Kammergut besitzt Dornburg den
notwendigen mustergültig geleiteten größeren landw irt-
s ch a f t l i ch e n B e t r i e b wie kein zweiter Ort im Land.
Kein anderer Platz würde eine solche Anziehungskraft auf die
Landjugend auszuüben vermögen wie gerade Dornburg.
Neben seiner reizvollen Lage hat Dornburg eine große ge-
schichtliche Vergangenheit. Sächsische und fränkische Kaiser
hielten zeitweise hier Hof und beriefen Reichs- und Landtage
nach dem a l t e n S ch l o ß. In Dornburg tagte der erste
wcimarische Landtag. Goethe arbeitete hier in stiller Zurück-
gezogenheit. In der Aussprache faßte Superintendent Bez
die Wünsche der Stadt Dornburg dahin zusammen: Der
Schloßgarten muß wie bisher der Ocffentlichkeit zugänglich
sein. Ein Verkauf der Schlösser an Private müsse vom Stand-
punkt der Stadt als sehr bedenklich bezeichnet werden. Falls
sich die Wiedererrichtung eines Amtsgerichts nicht verwirk-
lichen lasse, wäre in der Gründung eines ländlichen Volks-
hochschulheims eine nutzbringende Verwendung der Schlösser
zu erblicken. Die Versammlung beauftragte schließlich die
Stadtvertretung, alsbald ein Gesuch an Staatsregierung und
Landtag im Sinne der in der Versammlung zum Ausdruck
gekommenen Vorschläge zu richten.
Schloß ?iulnmelhain.
Anfang März verhandelte die Altenburger Regierung
zwecks Verkauf des vom Architekten Ihne erbauten Schlosses
Hummelhain. Der Preis sollte eine Million betragen, trotz-
dem, wie uns bekannt ist, die Baukosten weit mehr als die
geforderte Summe betrugen. Der Park des Schlosses ist
wegen seiner Schönheit bekannt und besitzt in seinen pracht-
vollen Beständen an Sieben, Buchen und Kiefern allein an
Holz den Wert der Kaufsumme, ganz abgesehen von seinem
Liebhaberwert. Der Verkauf kam nicht zustande.
Deutsches Gurgenlexikon.
Bekanntlich trage ich mich mit dem Gedanken, mein seit
20 Jahren in Archiven, Bibliotheken usw. gesammeltes
Material zu einen, deutschen Burgcnlexikon auszuarbeiten.
Diese Aufgabe geht über die Kräfte eines Einzigen hinaus,
weshalb ich mich an alle und jeden mit der dringenden Bitte
wende, das Unternehmen durch Uebersendung von Notizen,
Abbildungen, Ansichtskarten, Quellen, Literaturnachweisen
Sagen usw. unterstützen zu wollen. Das bcigcgebene Schema
soll in Verbindung nnt dcm „Beispiel" erläutern, wie diese
Ausarbeitung formell gedacht ist. Auch nur für die Auf-
klärung des einen oder andern Punktes bin ich dankbar, weit
davon entfernt, meinen „Mitarbeitern" eine in, ganzen
wissenschaftlich exakte Ausführung zuzumutcn.
München, Ainmillerstr. 45b HI. M. I. Lehner.
Mitarbeit empfohlen. D. R.
S ch e m a.
I. Ortsna in e.
II. Lage: s) Fluß, k) Gebirge, o) Bezirk, ci) Land.
III. (.Kurzer) Beschrieb:,,) Wall, K) Graben , e) Mauer,
ci) Zwinger, s) Tor, I) Palas, 8) Wirtschaftsgebäude,
Ir) Brunnen, i) Garten, K) Bcrgfrit, i) Kapelle, in) In-
neuräume usw., u) Details . . .
IV. S ch i ck s a l e: u) Erbauung, b) Beschädigung (durch
Brand, Blitz, Erdbeben), o) Wiederaufbau, ci) End
gültige Zerstörung, v) Gegenwärtiger Zustand (Ruine,
Halbruine, Schloß usw.).
 
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