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Dornsberg.
Das Schlaft Dornsberg im Vinschgan hat infolge seiner
Verwendung als Gefangenlager in der Kriegszcit starke Be-
schädigungen erlitten, so wurde unter anderem auch der grafte,
uns Leinwand gemalle Stammbaum der Burgherren vernichtet,
was vom genealogischen und heraldischen Gesichtspunkte ans
ein unersetzlicher Verlust bedeutet.
Bruuueuburg.
Die Brunnenbnrg bei Meran wurde unlängst von ihrem
Wiederhersteller, dem Reichsdeutschen Carl Schwickert, au Nvb.
Bester in New-Port für eine klägliche Summe verkauft. Möge
der neue, kapitalkräftige Besitzer, der dem weltbekannten Rocke-
sellerring ungestört, diesem vom burgenknndlichen Standpunkte
aus so stark verunstalteten Ban eine sachgemäßere Behandlung
und Pflege nngedeihen lassen.
^ebeuberg.
Aus Natnrns (Südtirol) wird uns geschrieben: Das Schloß
Lebenberg bei Meran, welches der. Vvralberger Fabrikant
.Josef Fetz im Jahre 1917 für 400000 Kronen mit der Absicht,
daselbst dauernd seinen Wohnsitz zu nehmen, erworben hatte,
ging kürzlich an den Conte Lodovico Miari, Gutsbesitzer in Ve-
nedig, für 1200000 Lire über. Die dentschtiroler Blätter be-
gleiten die Erwähnung dieser Tatsache mit den Worten weh-
mütiger Betrübnis, daß diese alte, Prächtige urdeutsche Burg
leichtsertigerweise in die Hände eines Volksfremden gespielt
wurde. Wenn ein deutscher Bauer in Dentschsüdtirvl, das be-
kanntlich zur Zeit unter dein italienischen Joche schmachtet,
seinen Hof ohne zwingende Not au einen Welschen veräußert,
so gilt er mit Recht in den dentschgcsinnten Kreisen nlS ehr-
los, verschachert dagegen ein den sogenannt, gebildeten Stau-
den angehäriger Deutscher gegenwärtig seinen Grundbesitz i»
Tirol des Gelddurstes wegen an eine» Reichsitaliener, so ist
das einem Verrat des Deutschtums gleichznachten.
Gottorp.
Das altberühmte Schloß der Herzoge von Holstein, Schloß
Gvttorp bei Schleswig, das im Dezember 1917 teilweise ab-
braunte, steht in Gefahr völliger Zerstörung. Ein flaches
Notdach aus Pappe überdeckt vorläufig über dem ersten
Zwischengeschoß die ausgebrannten Teile. Aber dieser Schul;
ist nur kümmerlich und die Mauer» über diesem Dach werden
von den Regengüssen durchweicht, svdaft man schon weitere
Vorsichtsmaßregeln ergreifen mußte. Das Schloß war ur-
sprünglich Sitz der Bischöfe, der Laudesfürsteu, Festung, dann
Sitz der dänischen, später der Preußischen Regierung, heute
dient es als Kaserne und Büro. Schwer gefährdet ;st die
schöne, spätgotische Halle von 1530, die frühere Kunstkammer
und Bibliothek der Gvttvrper Herzöge. Der gewaltige, italien.
Barockbau von 1700, der aus seiner Insel im Bnrgsee einen
entzückenden Anblick gewährt, soll jetzt nach drei Jahren er-
schreckend fortschreitenden Verfalls vor weiterer Zerstörung
gesichert werden.
Magdeburg.
Wie wir erfahren, beabsichtigt die Stadt Magdeburg die
alte Zitadelle teils abzubrechen, teils zu Notwohnungen nns-
znbauen. Von der Stadtverwaltung wurden zwei Millionen
für diesen Zweck bereit gestellt. Erfreulicherweise nehmen
immer weitere Kreise des Publikums Stellung zu diesem
Vorhaben. Allgemein fühlt man, daß das, was aus dem
linken User, wo die Eisenbahnlinie die Stadt ganz von; Wasser
nbschneidet, auf der anderen Userfrvnt unbedingt gerettet
werden muß, wen» anders Magdeburg sich nicht seiner letzten
Möglichkeiten, zu einer seiner sonstigen Bedeutung entsprechen-
den Stufe des künstlerischen Städtebaues wieder ausznsteigen,
gänzlich begeben will. Daß architektonisch wertvolle Teile,
namentlich die interessanten Portale möglichst an jetziger
Stelle erhalten bleiben müssen, gehört zu den unbestreitbaren

Forderungen einer modernen Denkmalpflege und des Heimat-
schuhes. Es bedarf der zielbewußten Zügelführuug eines ge-
reiften Fachmannes, um ungeachtet der großen Schwierigkeiten
den besten Weg für die bauliche Zukunft der Stadt zu finden,
eine ungeeignete Hand könnte Schaden nnrichteu, der me
wieder gut zu machen wäre.
Mm.
Die Ausbesserung der verwuterten Teile des Münsters
ist nahezu beendet. In diesem Jahr wird die mit erheblichen
Kosten verbundene Ausbesserung der Münstcrbedachung in
Angriff genommen. Das vor 30 Jahren mit glasierten Ton-
ziegeln eingedeckte Mittelschiffdach, wie das einige Jahre später
eingedeckte Chordach sind in den letzten Jahren so schadhaft
geworden, daß eine gründliche Ausbesserung nicht mehr zu
umgehen ist. Neben der Wiederinstandsetzung der am Äußeren
des Münsters nnnnterbrvcheu sich bildenden Vcrwilternngen
ist eine scharfe Beobachtung und Beurteilung der an dem
konstruktiven Gefüge eines jeden derartigen Banwerkes nn-
nnterbrochen vor sich gehenden Bewegungen und der sich da-
raus ergebende» Veränderungen notwendig. Zu diesem Zweck
wurden an verschiedenen Sieben im Innern und Äußern des
Münsters gußeiserne kugelförmige Bolzen angebracht, deren
Höhen durch ein Nivellement genau festgelegt wurden. Außer-
dem wurden neben sonstigen Messungen die erforderlichen
Vorkehrungen zu der im Frühjahr zur Ausführung kommen-
den Einweisung der Spitze des Hauptturm^s von drei je etwa
drei Kilonieter vom Minister entfernt gelegenen Pnukteu ge-
troffen. Diese Messnugeu sind lediglich als Vorsichtsmaß-
regeln zu betrachten, mit dein Zweck, über die Standfestigkeit
und Haltbarkeit deS Baues jederzeit zuverlässigen Aufschluß
zu haben.
Wien.
Das dem verstorbenen Grafen Palfh gehörige, in der
Wallnerstraße gelegene Palais, an das sich zahlreiche histor-
ische Erinnerungen knüpfen, ist samt den darin befindlichen,
wertvollen Knnsischützen a» eine unter der Führung der Firma
Kola T Co. und des „Kompas", Allgemeine Garantiebank,
bestehende Gruppe verkauft worden. Das Palais selbst geht
in das Eigentum des Herrn Kola über, der es als Bnnkgebände
für Zwecke der Firma Kola L Co. und des »eugegründete»
Nikola-VerlageS zu benützen beabsichtigt. Tie Umgestaltung
wird nach Entwürfen des Oberbanrates Professor Leopold
Bauer inner Wahrung des Palaisnrtigen Charakters in, Ein-
vernehmen mit dem Knnstdenkmalamt Vvrgenomme» werden.
Die Kunstschätze, unter denen ein sehr wertvoller Schreibtisch
Napoleons I. im Empirestil, ein Geschenk der Stadt Paris,
besonders hervorznheben ist, wurden öffentlich versteigert.
Einige Gegenstände, von besonders künstlerischem und histor-
ischen Wert wurden der österreichischen Staatsverwaltung
für Museen überlassen.
Das Bruhler Schloß
würde durch die beabsichtigten Um- und Erweiterungsbanten
des dein Schlosse direkt vorgelagerten Stantsbahnhvfes sehr
verunziert werde». Es ist zuzngeben. daß die Not der Zeit
und das große Defizit der Bahnverwaltung die größte Spar-
samkeit erfordern, jedoch dürfte hier, wo der Bahnhof in
unmittelbarer Nähe des künstlerisch hervorragenden Bau-
werkes liegt, und sozusagen mit ihm verwachsen ist, eine
Ausnahme selbst unter Opfern berechtigt erscheinen.
Kreuzburg a. d. Werra.
Die alten malerischen Stndtbefestigungen, die teilweise
noch in gutem Zustande erhalten sind, sollen leider vollstän-
dig beseitigt werden. Ta diese Befestigungen von historischer
Bedeutung sind, wurden vom Bunde „Heimatschutz" Schrille
eingeleitet, die im Interesse der Heiinntknltnr diesen Beschluß
rückgängig machen sollen.
 
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