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Gemeinde können dafür eintreten, daß ein weiterer Verfall dieser ehrwürdigen Zeugen großer
deutscher Geschichte unterbunden wird. Den durch Unverstand und Pietätlosigkeit verursachten
Beschädigungen der verschiedensten Burgen und Ruinen muß mit aller Härte entgegengewirkt
werden. Wenn berufene Künstler, Handwerker und all die Menschen, die auf diese Dokumente
deutscher Geschichte stolz sind, sich die Hand reichen und in gemeinsamer Arbeit danach trachten,
den Nordgauburgen ihre einstige Bedeutung in anderer Form wieder zu erringen, dann wäre dies
nicht nur eine Erhaltungsarbeit an den Schönheiten eines verkannten Gaues, sondern eine ge-
waltige Tat für bedrohtes Grenzlanddeutschtum.
Macht die Nordgauburgen zu Stätten, die die Sehnsucht des deutschen Wanderers stillt, wo deutsche Jugend
Thing halten kann. Macht sie zu Prüfsteinen deutschen Bewußtseins und Heimattreue, macht sie zu
Merkzeichen des Deutschtums. Ihr helft deutsches Grenzlandschicksal tragen, deutsche Menschen
und deutsches Land retten! Hans Hofmann-Arzberg, München 2, NWS, Prinz Ludwigstr.2.
Die Ordensburg Preußisch-Mark im Oberland.
er deutsche Osten ist nicht arm an Burgen und Burgresten. Unter ihnen befinden sich sogar —kein West-
deutscher würde es dem „nüchternen und prosaischen" Preußen zutrauen — einige Ruinen, die es an
wildschöner Romantik mit jeder Mosel- und Neckarburg aufnehmen können. Es sind dies die Burgen
Balga am Frischen Haff und Preußisch-Mark bei Saalfeld. Eine dritte, Roggenhausen bei Graudenz,
hat uns der Pole entrissen.
Wenig nur hat der alles zerfressende Zahn der Zeit und der Unverstand vergangener Jahre von der stolzen
Ordensfeste Preußisch-Mark übriggelassen, einen hohen Wartturm und einige Mauerreste. Aber die Art, wie die
Trümmer mit der Natur verwachsen sind, macht das Verweilen auf der Burgstätte zu einem unvergeßlichen Erlebnis.
In den kleinen Singersee, dessen Ufer in anmutigem Wechsel Waldungen und Wiesenmatten zieren, ragt eine
Halbinsel hinein, die ganz von dem steilen, etwa 12 Meter hohen Burgberge eingenommen wird. Diesen schon von
der Natur zur Festung gleichsam vorbestimmten Platz krönte bereits zur Zeit der alten Preußen vor der Ankunft des
Ordens eine Wallburg. Der Orden übernahm diese Anlage und baute sie in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
zu einer starken, schwer zu stürmenden Burg aus, deren Besatzung ihre besondere Aufgabe in dem Schutze der großen
Straße, die von Elbing durch Pomesanien führte, zu sehen hatte. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit war die Burg ihrer Anlage
nach aber nur eine Verwaltungsburg, deren Befehlshaber dem Komtur in Christburg untergeordnet war. Schon 1312
wird ein Schäffer zu Preußisch-Mark genannt, der noch in einem Blockhause gewohnt haben mag. Von 1320 ab
unterstand die Burg einem Pfleger, der von 1359—1410 die Amtsbezeichnung Vogt führte. Im Jahre 1410, nach
der Schlacht von Tannenberg, fiel die Burg in die Hände der Polen, wurde aber schon im folgenden Jahre vom Orden
zurückgewonnen und an Stelle der zerstörten Christburg zum Komtursitze bestimmt. Zu Beginn des dreizehnjährigen
Städtekrieges (1453—1466) kam Preußisch-Mark, wahrscheinlich durch Verrat, für kurze Zeit in den Besitz der Bün-
dischen, wurde aber bald vom Orden zurückerobert. Den weiteren Eroberungsversuchen der Bundestruppen wider-
stand die Besatzung erfolgreich. Seine letzte kriegerische Rolle spielte das Schloß im zweiten Schwedenkriege (1678),
in dem die Schweden es vergeblich bestürmten. Noch im Jahre 1767 stand das Schloß, wenn auch in sehr baufälligem
Zustande, dann teilte es das Schicksal so vieler anderer Ordensburgen und wurde bis auf den noch stehenden Turm
nach und nach abgetragen.
Die Burg bestand aus dem Hochschlosse und zwei Vorburgen. Die äußerste Vorburg lag auf dem Festlande.
Nach ihrer Erstürmung sah sich der Feind vor einem breiten Wassergraben, der die jetzige Halbinsel vom Festlande
abschnitt. Über mächtigen gemauerten Pfeilern führte der Weg nach der zweiten Vorburg. Eine hochgezogene Zug-
brücke verhinderte das weitere Vordringen. Die Spuren des einstigen'Wassergrabens sind heute noch deutlich erkenn-
bar. Zwar führt jetzt ein trockener Steig an dem erhaltenen, freistehenden Brückenpfeiler vorbei, aber der See schneidet
an der Westseite noch tief in die Sohle des Grabens hinein, und ein sumpfiger Tümpel auf der anderen Seite ist ein
weiterer Zeuge des früheren Zustandes.
Ein steiler Hohlweg führt heute auf das Gelände der mittleren Vorburg. Hier fällt vor allem der wuchtige
Wartturm ins Auge, der uns die einstige Nordostecke dieses Burgteils anzeigt. Trotz seiner grundsätzlichen Einfachheit
weist der Turm manchen Zierrat auf. Mehrfach ist das Mauerwerk abgesetzt. Zahlreiche Fensteröffnungen, die in
neuester Zeit verglast sind, und je zwei kräftige Blenden auf jeder Seite unterbrechen wirkungsvoll die gewaltigen
Mauerflächen. Glasursteine in gefälliger Musterung beleben die Mitte des Turmes. Die Dach- und Maueransätze
der einstigen Vorburggebäude sind noch deutlich erkennbar. Nach Süden schloß sich ein Gebäude mit tief herabgezo-
genem Dach an den Turm. Hier stand der Burgstall. Ein schmales, etwas höheres Wirtschaftsgebäude zog sich schräg
nach der Brücke hin. Im Innern des Turmes ermöglicht heute eine hölzerne Treppe den Aufstieg. Schaurig gähnt
am Fuße der Treppe die Öffnung zum Verlies, dessen Tiefe schwarze Finsternis unendlich erscheinen läßt. Sechs
Geschosse hatte früher der Turm, die zur Ordenszeit alle benutzt und teilweise wohl auch bewohnt wurden. Im untersten
Gemeinde können dafür eintreten, daß ein weiterer Verfall dieser ehrwürdigen Zeugen großer
deutscher Geschichte unterbunden wird. Den durch Unverstand und Pietätlosigkeit verursachten
Beschädigungen der verschiedensten Burgen und Ruinen muß mit aller Härte entgegengewirkt
werden. Wenn berufene Künstler, Handwerker und all die Menschen, die auf diese Dokumente
deutscher Geschichte stolz sind, sich die Hand reichen und in gemeinsamer Arbeit danach trachten,
den Nordgauburgen ihre einstige Bedeutung in anderer Form wieder zu erringen, dann wäre dies
nicht nur eine Erhaltungsarbeit an den Schönheiten eines verkannten Gaues, sondern eine ge-
waltige Tat für bedrohtes Grenzlanddeutschtum.
Macht die Nordgauburgen zu Stätten, die die Sehnsucht des deutschen Wanderers stillt, wo deutsche Jugend
Thing halten kann. Macht sie zu Prüfsteinen deutschen Bewußtseins und Heimattreue, macht sie zu
Merkzeichen des Deutschtums. Ihr helft deutsches Grenzlandschicksal tragen, deutsche Menschen
und deutsches Land retten! Hans Hofmann-Arzberg, München 2, NWS, Prinz Ludwigstr.2.
Die Ordensburg Preußisch-Mark im Oberland.
er deutsche Osten ist nicht arm an Burgen und Burgresten. Unter ihnen befinden sich sogar —kein West-
deutscher würde es dem „nüchternen und prosaischen" Preußen zutrauen — einige Ruinen, die es an
wildschöner Romantik mit jeder Mosel- und Neckarburg aufnehmen können. Es sind dies die Burgen
Balga am Frischen Haff und Preußisch-Mark bei Saalfeld. Eine dritte, Roggenhausen bei Graudenz,
hat uns der Pole entrissen.
Wenig nur hat der alles zerfressende Zahn der Zeit und der Unverstand vergangener Jahre von der stolzen
Ordensfeste Preußisch-Mark übriggelassen, einen hohen Wartturm und einige Mauerreste. Aber die Art, wie die
Trümmer mit der Natur verwachsen sind, macht das Verweilen auf der Burgstätte zu einem unvergeßlichen Erlebnis.
In den kleinen Singersee, dessen Ufer in anmutigem Wechsel Waldungen und Wiesenmatten zieren, ragt eine
Halbinsel hinein, die ganz von dem steilen, etwa 12 Meter hohen Burgberge eingenommen wird. Diesen schon von
der Natur zur Festung gleichsam vorbestimmten Platz krönte bereits zur Zeit der alten Preußen vor der Ankunft des
Ordens eine Wallburg. Der Orden übernahm diese Anlage und baute sie in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
zu einer starken, schwer zu stürmenden Burg aus, deren Besatzung ihre besondere Aufgabe in dem Schutze der großen
Straße, die von Elbing durch Pomesanien führte, zu sehen hatte. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit war die Burg ihrer Anlage
nach aber nur eine Verwaltungsburg, deren Befehlshaber dem Komtur in Christburg untergeordnet war. Schon 1312
wird ein Schäffer zu Preußisch-Mark genannt, der noch in einem Blockhause gewohnt haben mag. Von 1320 ab
unterstand die Burg einem Pfleger, der von 1359—1410 die Amtsbezeichnung Vogt führte. Im Jahre 1410, nach
der Schlacht von Tannenberg, fiel die Burg in die Hände der Polen, wurde aber schon im folgenden Jahre vom Orden
zurückgewonnen und an Stelle der zerstörten Christburg zum Komtursitze bestimmt. Zu Beginn des dreizehnjährigen
Städtekrieges (1453—1466) kam Preußisch-Mark, wahrscheinlich durch Verrat, für kurze Zeit in den Besitz der Bün-
dischen, wurde aber bald vom Orden zurückerobert. Den weiteren Eroberungsversuchen der Bundestruppen wider-
stand die Besatzung erfolgreich. Seine letzte kriegerische Rolle spielte das Schloß im zweiten Schwedenkriege (1678),
in dem die Schweden es vergeblich bestürmten. Noch im Jahre 1767 stand das Schloß, wenn auch in sehr baufälligem
Zustande, dann teilte es das Schicksal so vieler anderer Ordensburgen und wurde bis auf den noch stehenden Turm
nach und nach abgetragen.
Die Burg bestand aus dem Hochschlosse und zwei Vorburgen. Die äußerste Vorburg lag auf dem Festlande.
Nach ihrer Erstürmung sah sich der Feind vor einem breiten Wassergraben, der die jetzige Halbinsel vom Festlande
abschnitt. Über mächtigen gemauerten Pfeilern führte der Weg nach der zweiten Vorburg. Eine hochgezogene Zug-
brücke verhinderte das weitere Vordringen. Die Spuren des einstigen'Wassergrabens sind heute noch deutlich erkenn-
bar. Zwar führt jetzt ein trockener Steig an dem erhaltenen, freistehenden Brückenpfeiler vorbei, aber der See schneidet
an der Westseite noch tief in die Sohle des Grabens hinein, und ein sumpfiger Tümpel auf der anderen Seite ist ein
weiterer Zeuge des früheren Zustandes.
Ein steiler Hohlweg führt heute auf das Gelände der mittleren Vorburg. Hier fällt vor allem der wuchtige
Wartturm ins Auge, der uns die einstige Nordostecke dieses Burgteils anzeigt. Trotz seiner grundsätzlichen Einfachheit
weist der Turm manchen Zierrat auf. Mehrfach ist das Mauerwerk abgesetzt. Zahlreiche Fensteröffnungen, die in
neuester Zeit verglast sind, und je zwei kräftige Blenden auf jeder Seite unterbrechen wirkungsvoll die gewaltigen
Mauerflächen. Glasursteine in gefälliger Musterung beleben die Mitte des Turmes. Die Dach- und Maueransätze
der einstigen Vorburggebäude sind noch deutlich erkennbar. Nach Süden schloß sich ein Gebäude mit tief herabgezo-
genem Dach an den Turm. Hier stand der Burgstall. Ein schmales, etwas höheres Wirtschaftsgebäude zog sich schräg
nach der Brücke hin. Im Innern des Turmes ermöglicht heute eine hölzerne Treppe den Aufstieg. Schaurig gähnt
am Fuße der Treppe die Öffnung zum Verlies, dessen Tiefe schwarze Finsternis unendlich erscheinen läßt. Sechs
Geschosse hatte früher der Turm, die zur Ordenszeit alle benutzt und teilweise wohl auch bewohnt wurden. Im untersten