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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 33.1932

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Wenzel, Ernst: Die Johanniterkommende Rüdigheim im Kreise Hanau und das von ihr dependierende Johanniterhaus zu Gelnhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35022#0021
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nischen Steinsitze angebracht. Auch sieht man hier noch die Spur eines Kamins. Die Haupttür auf der Hofseite über
mehrere Stufen macht einen sehr feierlichen Eindruck, ist spitzbogig und durch Stäbe und Hohlkehlen im Gewinde über
niedrigen Sockeln reich gegliedert.
Über dem Eingang ist eine Tafel angebracht, die wohl der Zeit der Wiederherstellung des Gebäudes angehört.
Sie zeigt in der Mitte ein Wappenschild mit einer Lilie, als Helmzier eine Lilie, flankiert von zwei Seejungfern und
drei Sternen. Zu den Seiten des Wappens befinden sich in ovalen Kartuschen zwei rechteckige Johanniterkreuze.
Die Inschrift über dem oberen Rand lautet k.IQ6.8.8.I.0.K.L.2.k., die mangels Kenntnis des Wappens nicht zu
deuten ist.
Das alte steile Dach mit Staffelgiebeln wurde 1657 zerstört, nachdem notdürftig wiederhergestellt und im
18. Jahrhundert durch ein Mansarddach ersetzt, von dem uns eine Zeichnung von Rust aus dem Anfang des 19. Jahr-
hunderts einen Begriff gibt. Dieses Dach ist aber in neuerer Zeit durch ein einfaches Satteldach ersetzt worden.
Neben dem Gebäude führt in Richtung auf die Kirche ein Gewölbe, das Wohl in die Kirche mündete.
An der Außenseite der Kirche ist ein Grabstein aufgerichtet, der früher neben dem Altar lag und 1603 als Bild
des „Fundators selig" bezeichnet wurde. Er ist 1,10 m breit und 1,80 m hoch und zeigt innerhalb einer rechteckigen
Umrahmung das Flachbild eines Johanniters mit rundem Käppchen und langem Mantel mit dem Johanniterkreuz
auf der linken Brust. Die Inschrift ist ziemlich verwittert und durch die Abkürzungen noch dazu schwer lesbar. Sie
läßt sich soweit entziffern, daß im Jahre 1494 Herr Philips von Riffeberg (Reifenberg, Burg bei Oberusingen)
vom Orden des hl. Johannes zu Rüdigheim und Nied und Komtur zu Bibelrit (Biebelried in Unterfranken) gestorben
ist. Von den auf den Ecken angebrachten Ahnenwappen zeigt das eine das Wappenbild der Reisenberg, drei schräge
Balken und die Überschrift Riffeberg, ein anderes das Wappenbild der Filbach, drei mit den Ecken aneinanderstoßende
Quadrate. Von den beiden unteren zeigt das eine drei schräg aneinander gereihte Ringe, das andere drei Quadrate
wie im Filbachswappen, aber von Ziegeln umgeben. Die Inschriften selbst sind abgewittert.
Die Kirche zeigt noch frühgotische Formen mit starken romanischen Erinnerungen und besteht aus einem ein-
schiffigen Langhaus mit aus dem Achteck gebildetem Chor. Die Rippen der vier Gewölbe wachsen aus Kregsteinen
heraus, nur die des mittleren Gurtbogens aus einem Bündel von drei Dreiviertelsäulen und verlaufen gegen blatt-
geschmückte Schlußsteine. Die Strebepfeiler, aus den Ecken diagonal gestellt, sind in vier gegeneinander stark zurück-
springende Teile zerlegt. Am Schiff befinden sich zwei einfache und zwei zweiteilige Spitzbogenfenster mit einfachem
Maßwerk, im Chor drei zweiteilige und ein dreiteiliges Fenster mit oberen Dreipässen. An der Südseite des Lang-
hauses befindet sich ein schönes vermauertes Portal im Ubergangsstil mit reichem Gewände und Doppelkleeblattbogen
innerhalb eines Spitzbogens. Darüber war in einem Kreis das Johanniterkreuz gemalt. Auf der Südseite des Chors
sieht man noch die Spuren einer gewölbten Sakristei. Einen Turm hatte die Kirche nicht, nur einen Dachreiter.
Das Johanniterhaus zu Gelnhausen dependierte von der Kommende in Rüdigheim und ist wohl wenig
später als diese entstanden. Es steht auf einer Straßenecke der Holzgasse und besteht aus drei Geschossen, die Giebel
sind gestaffelt. Die Fenster sind meist zweiteilige gekuppelte schmale Spitzbogenfenster, eins ist vierteilig. Spitzbogig
ist auch die Eingangstür über den halbrunden Stufen. Auf der Giebelseite befinden sich vier große Kreuzstocksenster.
Das Gebäude dürfte nur wenig jünger sein als das zu Rüdigheim, nur die Kreuzstocksenster dürften einen: Umbau
des 15. Jahrhunderts angehören. Neben ihm steht eine kleine Kapelle.


Hmipttor der Johanniterkomwende
Rüdigheim 1:80.
 
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