26
Hände geben zu müssen. In letztwilliger Verfügung vermachte er seinen Besitz an einen entfernten Verwandten,
Wolf Beit von Maxlrain und an seine Nichte Maria von Schwarzenberg, und meinte, die beiden jungen Leute
sollten sich ehelichen. Aber sie heirateten sich nicht, und so entbrannte ein häßlicher Streit um das Frundsbergische
Erbe, den selbst der Kaiser nicht zu schlichten vermochte. Das entscheidende Wort sprach schließlich der Bayernherzog
Maximilian, der die Ansprüche Maxlrains übernahm und Fugger mit Gewalt zum Weichen brachte.
So kam die Mindelburg in den Besitz des mächtig aufstrebenden Bayernherzogs und durfte auf eine noch
glanzvollere Zukunft hoffen. Doch es schickte sich anders. Der Dreißigjährige Krieg schlug seine verheerenden Wogen
auch in die Mindelheimer Gegend. Nachdem die Mindelburg schon 1632 durch die Schweden ausgeplündert worden
war, wurde sie im Herbst 1646 in Brand gesteckt und so sehr verwüstet, daß sie von nun an nicht mehr bewohnt, sondern
nur mehr als Getreidespeicher verwendet werden konnte. Auch Herzog Marlborough, der von 1705—1715 Inhaber
der Herrschaft Mindelheim und der Mindelburg war, erbarmte sich des Schlosses nicht, trotzdem ihm sein Bevoll-
mächtigter Stepney den Gedanken nahegelegt hatte, das Schloß gelegentlich wiederherstellen zu lassen.
Das Erbarmen mit dem einst so stolzen Schloß erwachte erst nach etwa anderthalb Jahrhunderten, und zwar
im Herzen eines Mindelheimer Kindes, des in München lebenden Architekten Ludwig Schramm. Er erwarb 1878
vom bayerischen Staat die halbzerfallene Mindelburg und gestaltete sie sich durch Ein- und Umbauten zu einem behag-
lichen Familiensitz; Schramm legte auch den Wald am Abhang des Schloßberges an und erbaute sich die Schloßmeierei.
Schramms Erben behielten den stattlichen Besitz nicht bei, und das arme Schloß wanderte nun wie eine Tauschware
von Hand zu Hand. Alle paar Jahre mußte man hören, das Schloß habe wieder einen neuen Besitzer bekommen,
und mit jedem neuen Besitzwechsel erwachte die Sorge, was mit dem Schlosse geschehen werde.
Wie eine Befreiung von einem Alpdruck empfand darum der Geschichts- und Heimatfreund Ende 1927 die
Kunde, das Schloß sei in den Besitz der Stadt übergegangen, deren Geschicke jahrhundertelang aufs engste verknüpft
waren mit der Burg, in den Besitz der Stadt Mindelheim. Endlich ist damit dem Erbe Frundsbergs eine Hüterin ent-
standen, die gewillt ist, das ehrwürdige Schloß nicht nur zu besitzen und zu „konservieren", sondern es auch einer Be-
stimmung zuzusühren, die seiner großen Vergangenheit würdig ist und das Ideal der Heimatfreunde befriedigt. Ein
Teil der Räume soll das an heimatlichen Altertümern reiche städtische Museum aufnehmen; ein Saal soll als stimmungs-
voller Vortrags-und Festraum erhalten bleiben; vielleicht wird der städtischen Bücherei dort noch ein Heim geschaffen;
vielleicht entsteht hier oben sogar eine Galerie von Gemälden heimischer Meister. Wären die Zeiten nicht so arm und
müßten die Gedanken nicht so sehr auf das Geldzusammenhalten gerichtet sein, hier könnte ein Kulturmittelpunkt
geschaffen werden, wie es dergleichen im Schwabenland gar wenige gibt: in den durch die Geschichte geheiligten
Gemächern der Geistesschätze der Vergangenheit und die großen Schöpfungen der Gegenwart; vom Fenster aus
der Blick in eine Landschaft, die zu den freundlichsten des Bayernlandes zählt. Möge der Mindelburg eine solch lichte
und große Zukunft beschieden sein!
Hände geben zu müssen. In letztwilliger Verfügung vermachte er seinen Besitz an einen entfernten Verwandten,
Wolf Beit von Maxlrain und an seine Nichte Maria von Schwarzenberg, und meinte, die beiden jungen Leute
sollten sich ehelichen. Aber sie heirateten sich nicht, und so entbrannte ein häßlicher Streit um das Frundsbergische
Erbe, den selbst der Kaiser nicht zu schlichten vermochte. Das entscheidende Wort sprach schließlich der Bayernherzog
Maximilian, der die Ansprüche Maxlrains übernahm und Fugger mit Gewalt zum Weichen brachte.
So kam die Mindelburg in den Besitz des mächtig aufstrebenden Bayernherzogs und durfte auf eine noch
glanzvollere Zukunft hoffen. Doch es schickte sich anders. Der Dreißigjährige Krieg schlug seine verheerenden Wogen
auch in die Mindelheimer Gegend. Nachdem die Mindelburg schon 1632 durch die Schweden ausgeplündert worden
war, wurde sie im Herbst 1646 in Brand gesteckt und so sehr verwüstet, daß sie von nun an nicht mehr bewohnt, sondern
nur mehr als Getreidespeicher verwendet werden konnte. Auch Herzog Marlborough, der von 1705—1715 Inhaber
der Herrschaft Mindelheim und der Mindelburg war, erbarmte sich des Schlosses nicht, trotzdem ihm sein Bevoll-
mächtigter Stepney den Gedanken nahegelegt hatte, das Schloß gelegentlich wiederherstellen zu lassen.
Das Erbarmen mit dem einst so stolzen Schloß erwachte erst nach etwa anderthalb Jahrhunderten, und zwar
im Herzen eines Mindelheimer Kindes, des in München lebenden Architekten Ludwig Schramm. Er erwarb 1878
vom bayerischen Staat die halbzerfallene Mindelburg und gestaltete sie sich durch Ein- und Umbauten zu einem behag-
lichen Familiensitz; Schramm legte auch den Wald am Abhang des Schloßberges an und erbaute sich die Schloßmeierei.
Schramms Erben behielten den stattlichen Besitz nicht bei, und das arme Schloß wanderte nun wie eine Tauschware
von Hand zu Hand. Alle paar Jahre mußte man hören, das Schloß habe wieder einen neuen Besitzer bekommen,
und mit jedem neuen Besitzwechsel erwachte die Sorge, was mit dem Schlosse geschehen werde.
Wie eine Befreiung von einem Alpdruck empfand darum der Geschichts- und Heimatfreund Ende 1927 die
Kunde, das Schloß sei in den Besitz der Stadt übergegangen, deren Geschicke jahrhundertelang aufs engste verknüpft
waren mit der Burg, in den Besitz der Stadt Mindelheim. Endlich ist damit dem Erbe Frundsbergs eine Hüterin ent-
standen, die gewillt ist, das ehrwürdige Schloß nicht nur zu besitzen und zu „konservieren", sondern es auch einer Be-
stimmung zuzusühren, die seiner großen Vergangenheit würdig ist und das Ideal der Heimatfreunde befriedigt. Ein
Teil der Räume soll das an heimatlichen Altertümern reiche städtische Museum aufnehmen; ein Saal soll als stimmungs-
voller Vortrags-und Festraum erhalten bleiben; vielleicht wird der städtischen Bücherei dort noch ein Heim geschaffen;
vielleicht entsteht hier oben sogar eine Galerie von Gemälden heimischer Meister. Wären die Zeiten nicht so arm und
müßten die Gedanken nicht so sehr auf das Geldzusammenhalten gerichtet sein, hier könnte ein Kulturmittelpunkt
geschaffen werden, wie es dergleichen im Schwabenland gar wenige gibt: in den durch die Geschichte geheiligten
Gemächern der Geistesschätze der Vergangenheit und die großen Schöpfungen der Gegenwart; vom Fenster aus
der Blick in eine Landschaft, die zu den freundlichsten des Bayernlandes zählt. Möge der Mindelburg eine solch lichte
und große Zukunft beschieden sein!