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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 7.1905-1906

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Nr. 6
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Göpfert, Arthur: Bericht der Ortsgruppe Frauenstein der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31829#0053

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das kgl Iustlzministerium aber immer noch nichr die Abteerung des erberencn tbandstreifens bcwilligt har und
eine ükachgrabung auf dem il)r unterstehenden Gcbiere nichr gcstatter. So tief bedauerlich diese Tarsache ist, so dürfen
wir doch hoffen, diesen widerstand mit der Zeit zu überwindcn, dann wird uns die Zukunft dic Erfüllung eines wunsches
bringen, der für die Bestchtigung und den Äestand der Auine von wesentlicher Bedeutung ist, ja eigcntlich erst die
gewalrige Ausdehnung der Burg, die Höhcnunrerschiede zwifchen den einzelnen Lurghöfen und damit ihrc Vertei-
digungsfähigkcir voll erkennen und würdigen läßt,

Nach Leendigung dieser Forschungsarbeiten am alten Eingange begann dic Tätigkeit der Vrrsgruppe
wieder in dee inneren Lurg, am Ereppenhaus zwischen Lrunnen und Hauptturm. Das kgl Finanzministerium hatte
die Mittel bereit gestellr, um die hier noch vorhandenen freigelegten Teile, Dreppen und Mauern zu stchern und nuybar
zu machcn. Der Zustand des alren Brunncns, dcr, im oberen Teile seines Mauerwerks vollständig zcrstört, einen
beträchrlichen Teil des inneren Lurghofes dcm Verkehr entzog, ja wcgcn des Vlachsturzes seiner Erdböschungen diesen
sogae gcfährlich machrc, konnre für die Dauer nicht belaffen werdcn. Des weireren forderte aber auch der nicht
überwölbte Treppcneingang des Rellers unter dem innercn Burghose dringend eine Abdeckung, sollten nicht wind
und wetter, Schnee und Eis, die gcretteren Mauerreile vollkommen vernichten. So wurden denn die ziemlich beträcht-
lichen Mirrel zur wiederherstellung dieser Teile der Burg, sowie zur wiedergangbarmachung des angrenzendcn
Dreppenhauses seirens des kgl. Finanzministeriums zur verfügung gestellt und mit den Arbeiren sofort begonnen.
Dcr Brunnen wurde bis etwa 80 Zentimerer über dcn Fußboden des Lurghofes aufgeführr, der Rellereingang
übcrwölbt, die wölbung mir Asphalt gesichert und dcr Burghof wiedcr eingcebnet. Danach erfuhr das Dreppenhaus
seine wiederherstellung. Die alten Srufcn waren zum Teil noch erhalten, zum Deil in ihren Maueransätzen deutlich
erkennbar. So konnte das Drcppenhaus wohl fast vollkommen in seiner alten Gestalt wieder gangbar gemachr
werden. Durch diese Herstellungen stnd nun dcr große Reller untcr dem innersten Burghof, der unrerstc Reller des
Hauptturmes und der Rellerraum des spätercn 2lnbaues crreichbar und den Lesuchern zugängig geworden

An dieses Dreppenhaus anschließend liegt der spärere nördliche Anbau. Die Treppe zu demselben wurde
noch vollständig erhalten vorgefunden und ein Teil des Rellerpflasters selbst freigelegt Ein großer Teil der
Schuttmassen in dcm Reller harrt jedoch noch der Entfernung. Dies mußte späterer Zeit überlassen bleiben, da
die Mittcl der Ortsgruppe für dieses Iahr hierzu nicht ausreichten. Ist ssmit an diesem Deile der Burg das
weitmöglichste geschehcn, so hat die kgl. Aegierung ihre Fürsorge auch den freigelegren Mauerteilen der zwei Gewölbe
an der Rüche und dem Südturm zuteil werdcn lassen. Die Leibungen und Überwölbungen der Zugangsöffnungen zu
den Gewölben wurden wiedcr ausgemauerr und die lNauer danach im ganzen abgedeckr und gesichert. Auch die
innere Mantelmauer des Südturmes erfuhr cine Erhöhung und der Zugang von dem Vorraum nach dem Tuem
wurdc eingebaur und durch Dreppenstufen erreichbar gemacht. Aber auch hier konnte leider ein Abschluß nicht erzielt
werden, da das durch Grabung gewonnene Altmaterial nicht mehr ausreichte und gleichzeitig die Mittel zu weiterer
Erforschung dcs südlichen Eingangs ;u diesem Südrurm noch fehlren.

Also auch hier ist der Orrsgruppe der weg dcr wciteeen Tärigkeir im nächsten Iahre vorgezeichnet und
festgelegt. Ebenso harren noch im Nordhofe der Burg beträchtliche Schuttmassen der Beräumung, so daß noch eine
Reihe von Iahrcn vergehen wird, ehe die Beräumungsarbciten in der Burg als beendct bezeichnet werden könnten.

Lcider har stch auch ein Deil des Mauerwerks des nördlichen der beiden Haupttürme durch die witterungs-
cinflüsse abgelöst und harrt der Erneuerung, so daß zur sinngemäßcn Erhaltung dic Lewilligung wcitercr erheblicher
Mittel durch dic Regierung im nächsten Iahre erwünscht wäre. Die hohe Staatsregierung hat in Vorsehung dieser
Notwcndigkcit auch bereirs im Etat einc Erhöhung ihrcs Ludgers vorgesehen und somit steht zu erwaeten, daß auch
dieser Schaden dauernd beseitigt wird.

Zu besonderem Danke verpflichtet ist die Ortsgeuppc gegcnübee der Rommisston zur Erhaltung der Runst-
denkmäler und ihrem Vorsttzenden Herrn Geh. Reg.-Rat vr. Gentbe, welche die wünsche der Orrsgruppe nach
Möglichkeit gefördcrt haben und auch die wcirere Lereirstellung von Mirrcln durch das kgl. Ministerium des Innern
bewirkten. Lebhafren Anteil am Geschickc der alten Burg und an dcr Tätigkeit der Orrsgruppe nahm Herr Architekt
Äodo Ebhardt, immer hilfsbereit seinen Rat und seine Erfahrung zur Verfügung stellend. Ihm dankt ganz besonders
dic Orrsgruppe ihre wirksame Tätigkeit und dic beachtenswerten Erfolge. Mögen diese Unrerstützungen seitens der
hohen Staatsregierung und der genannten Herrcn der Ortsgruppe auch jedcrzeik crhalten bleiben, um das begonnene
werk zu einem glücklichen Ausgang führcn zu könncn.

Hochbefriedigt von dem Gesehcncn und Gehörten verließen die Mitglieder die Burg, um bei frohem Festmahle
und Becherklang sich der Erfolge zu erfreuen. Heitere Reden würzren das Mahl und besonders erfreur wurde die
Grtsgruppe durch den Leitritt mehrerer neuer lNitglicder, die ihre Anerkennung für das Geschaffene der Oetsgruppe
damir zum Ausdruck beachtcn. Ein guter Dropfen hielt die auch im Erzgebirge seßhaftcn trinkfestcn Burgenfreundc
bis in die spätc ülacht zusammcn, neue pläne wurden geschmiedet und begeisterungsvoll dem alren Zeugen von Sachsens
Vergangenheit Erhaltung zugesichcrt, cingedenk der worrc des Ebhardt'schcn Gutachrens:

,,was von der Lurg vorhanden ist, ist seinem Umfange, scincr Gcstaltung und seiner die ganzc Gegend
beherrschenden Lage und Erscheinung nach wohl geeignet und würdig, erhalten und nach Lräften wiederhergestellt
zu wcrden, als Denkmal der mittclalterlichcn profanbaukunst und Zeuge einer langen vergangenhcit sächsischcr
Geschichre, zu deren wertschäyung es die Besucher anrcgcn und erziehcn möge." 6.
 
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