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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 7.1905-1906

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Nr. 11 u. 12
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Leitschuh, Franz Friedrich: Die Feste Marienberg bei Würzburg
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31829#0120

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Gchoii am 7. Niai j867 wurde durch Rönigliches Dekret Ludwigs II. die Lestungseigen-
schafr für den Marienberg aufgehoben und durch 1?ercrag vom 26. Seprember 1868 gingcn die
Lestungswerke rechrs des Mains in das Ergenrum der Gradr Würzburg über, die alsbald die plan-
maßige Enrfestigung in Angriff nahm.

Heuce dienr der Marienberg milicarifchen verwalcungszwecken und namenrlich dem Arrilleriedepor.
Am würdigsten freilich könnren die Raume dieses verlassenen Lürstensitzes verwendec werden, wenn in
rhnen, ahnlich der Lesle Loburg, das Museum frankischer Alcerrümer sein Heim fande. Denn von dem
Marienberg laßr sich mic Rechc behaupcen, daß er selbst ein Grück lebendiger Geschichre des Lranken
landes ist, daß jeder seiner Greine von den Schicksalen des Lürstbisrums und der Gradr zu erzahlen weiß.

Auch baugeschichrlich ist er weiraus werrvoller, als man gewöhnlich anzunebmcn pßegr. Der
schiefe, aber ofr zicierre vergleich ITriedermayers in seiner „Runstgeschichre der Gradr Würzburg": „Die
Leste Marienberg ist kein schöner Bau und bierer nichr enrfernr das Inreresse wie die preußische Marien-
burg,Rarlsstein bei prag rc.",hat leider bis in dic jüngsteZeir ;u einer völlig unberechrigcen Geringsckätzung
des Baues, an dem auch die Romanriker reilnahmslos vorübergegangen sind, geführt.*) Nnd doch laßc
sich von der Bedeucung Würzburgs für die mirrelalrerliche und neuzeirliche Runst der stolze Marien-
berg mir seinen alren Türmen und Toren und seinen stimmungsvollen Höfen nichr rrennen.

GT Burgenschau. TG

Gefährder.

^ohlenfets.

llnrer den zahlreichen Ruinen des Regierungsbezirkes
wiesbaden ist eine der schönsten die der Burg Hohlenfels,
die gleich bedeurend ist durch ihre landschafrlich überaus
reizvolle Lage inmirren von herrlichen wäldern und auf
einer schroffen Felsenhöhe über einem lieblichen Talc, die
aber andererseirs auch so bedeurende archirekronische
Reize bierer, daß ste zu den herrlichsten Zeugen der Bau-
weise jener Zeit gerechnet werden muß. PZamenrlich auch
wegen der erhaltenen Ausstarrungs- und Holzbauteile.

Zu diesen Holzbaureilen gehören z B. dic inreressanren
Dächer über den beiden Hauprrürmen der Schildmauer,
der Holz-Erker über dem komplizierren Burgeingang, die
reich mit Eisen beschlagenen alren Torflügel in den drei
hinrereinander folgenden Hauprzugangsroren usw.

Zudem ift in der Burg noch ein Bau der Barockzeir
bewohnbar erhalren geblieben, in welchem eine wirrschafr
betrieben wird, ss daß die alre Feste jeyr das Ziel zahl-
reicher Ausflügler und der Aufenthaltsorr für Sommee-
frischler geworden ist. Gbgleich also die Aufmerksamkeit
in erhöhrem Maße auf die Burg gelenkr ist, ist doch
leider der bauliche Zustand ein äußerst gefahrdrohender,
und zwar kommen diese Gefaheen von zwei Seiren.
Auf der einen Seite schreitct der natürliche Verfall des
Bauwerkes von Iahr zu Jahr mehr foet. In der Schild-
inauec klaffen ganz bedenkliche Risse, die den Einstur;
des dem Eingang näher gelegenen Teiles anzudrohen
scheinen. Die Gewölbe hinter der Schildmauer sowohl
wie auch andere Bauteile stnd zum großen Deil durch
Auswaschen des verbindenden Mörtels eines festen
Halres vollständig beraubt. Die Zwingermauern und

Böschungsmauern neben dem Bergfried und am Haupt-
eingang zeigen gleichfalls Risse und Ausbiegungen.
Überall ist deutlich erstchtlich, daß es die höchste Zeir
ist, eine umfassende und sorgfältige Rettungsarbeir an
der Lurg vorzunehmen, da durch pflanzenwuchs sswohl
wie durch Regen und Unwerrer und den Frost des
winters die fast ungeschützten Mauern von Iahr zu
Iabr leichter zerstört werden können.

Eine zweite Gefahr bildet die Benuyung der Ruine
zu modernen wirtschafrlichen Zwecken.

Gleich hintcr dem Dorhaus am breiten Halsgrabcn
erhebt stch ohne Rückstcht auf die Schönheit der alters-
grauen Mauern ein kümmcrlicher Stall aus modernen
Schwemmsteinen Ganz abgesehen von der Halle, die für
größere Vercinsausflügc in einer anderen Ecke weniger
auffällig errichtet worden ist.

Im inneren Burghofe ist mikten in die Trümmer
dcs zerstörten älteren wohnbaues abermals ein Schwemm-
steinhaus als waschküche und zu ähnlichen Zwecken ein-
gebaut und überall sieht man die Spuren der mit einem
wirtschaftsbetriebe diesee Art anscheinend unvermeidlich
verbundenen Unordnung Flaschenreste, Risten, Rasten in
denen Nahrungsmittel sind, und Papierfeyen liegen inner-
halb und außerhalb der Burg umher.

Seit einem Besuch, den ich vor längerer Zeit der
Burg abgestattet habe, stnd im Innern des bewohnren
Gebäudes cine Reihe vsn Ausbesserungsarbeiren vor-
genommen worden; leider nichr zum Vorteil des alren
Hauses. Die neuen Fenster, die geschmacklosen Anstreicher-
arbeiren in den Eßsälen usw. rragen nicht nur nichr zur
Verschönerung bei, sondern sie lassen nur das Bedauern
aufkommen, daß an dieser Stelle Geldmittel aufgewender
worden stnd, ohne daß dabei durch eine weise Beschränkung

Merkwürdig ist z. B., daß I. B. Stamminger in seinem Aufsatz: „lvürzburgs Aunstleben im ;8. Iahrh." (Arch. des
hist. ver. für Unterfr. in Aschaffenburg, XXXV. Bd.) auf die sehr interessanten Festungstore, auf den köstlichen Fürstengarten, auf
die Gitter u. dgl. mit keiner Silbe eingeht.
 
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