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Hülsen, Christian C.
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 46): Das Septizonium des Septimius Severus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.729#0034
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34

die Namen der drei regierenden Kaiser enthalten, denen zu Ehren der Legat Aurelius
Cominius Cassianus, welcher im ersten Decennium des 3. Jahrhunderts die Provinz Nu-
midien verwaltete, das Septizonium wieder hergestellt hat31). Das ganze Epistyl muss
demnach eine Länge von ca. 20 m gehabt haben.

Wir gewinnen somit von dem Septizonium des Cassianus das Bild eines lang-
gestreckten Baus, der mit Mosaiken und Marmorbildwerken geschmückt war: einige
Statuen von Nymphen, ziemlich wohl erhalten, fanden sich noch an Ort und Stelle32).
Die Höhe der Säulen, deren Epistyl erhalten ist, kann nach den Maassen desselben nicht
sehr beträchtlich gewesen sein: die Reste des Monuments scheinen nicht von der Art
gewesen zu sein, dass man den Eindruck eines siebenstöckigen turmartigen Gebäudes
bekommen hätte.

In Rom existirte ausser dem palatinischen Septizonium noch ein zweiter gleich-
namiger Bau: wir wissen aber über denselben, wie Jordan S. 37 unter Zurückweisung
älterer haltloser Combinationen richtig hervorgehoben hat, nur (aus Ammianus Marcellinus
15, 7, 3) dass es an einer belebten Stelle der Stadt gestanden, und dass Kaiser Marcus
(Antoninus) dabei ein prächtiges Nymphäum gegründet hatte.

Gewisse Aehnlichkeiten, welche diese Monumente mit dem palatinischen haben,
werden wir als Charakteristika der Gattung von Bauwerken betrachten dürfen, welche in
der römischen Kaiserzeit Septizonien genannt wurden. Demnach waren es säulenreiche
Prunkbauten mit langgestreckter Front, geschmückt mit Skulpturen (und Mosaiken), in
Verbindung stehend mit Wasserleitungen, manchmal, wie in Lambaesis, deren monumen-
talen Abschluss bildend. Auch das palatinische Septizonium liegt der Leitung der
Aqua Claudia so nahe, dass eine Verschönerung des Bauwerks durch Fontänen oder
ähnliche Anlagen, wie sie auf unserer Taf. IV angedeutet ist, sehr leicht denkbar
erscheint33).

31) Der Bau fällt wahrscheinlich in die Jahre 209—211: dass aber Cassianus das palatinische
Septizonium imitirt habe, möchte ich nicht so bestimmt annehmen, wie Jordan, da ja von einem Re-
stitutionsbau die Rede ist. Die Wasserleitungen vom Mons Aurasms sind verrauthlich schon unter
Hadrian angelegt. Vgl. Wilmanns a. a. 0.

32) Renier archives des missions scientifiques III (1854) S. 324: on a decouvert une grande et

belle fontaine.....ornee de statues de Nympbes, dont deux subsistent encore, et sont assez bien

conservees.

33) Jordan S. 38 bat dies richtig hervorgehoben; er citirt eine kleine, von ihm selbst nicht ge-
sehene Schrift Feas, in welcher derselbe bewiesen haben soll, dass eine Zweigleitung der Aqua Claudia
sich bis zum Septizonium erstreckt habe. Gemeint ist wahrscheinlich die kleine höchst seltene Broschüre
storia della scoperta delP antica Acqua di Mercurio (1828. 1 Bg. 8), deren Mitteilung ich der Güte G. B.
de Rossi's verdanke. In derselben wird zwar detaillirt über die im Garten von S. Gregorio einerseits,
bei S. Anastasia und im Circustbale andrerseits constatirten Zweige einer ergiebigen antiken Wasser-
leitung gesprochen, die demnach unweit der Stelle des Septizoniums durchgegangen sein muss; von einer
Verbindung mit demselben selbst sagt jedoch Fea nichts.
 
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