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Herrmann, Paul
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 48): Das Gräberfeld von Marion auf Cypern — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.731#0013
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punkten. Einmal lassen sie eine auf Cynera einheimische hellenische Kunstübung er-
kennen, welche bis in die archaische Periode zurückreicht und schon hier in einer Rein-
heit auftritt, die auf Cypern bisher nicht beobachtet wurde. Diese Erscheinung wird
erklärlich durch die lebhafte Verbindung mit dem Mutterlande, die in einem ausge-
dehnten Import griechischer, speciell attischer Thonwaaren ihren Ausdruck findet10).
Dass andererseits die kypriseh-phomkische Kunst nicht ohne Einfluss blieb, ist selbst-
verständlich, und so zeigen denn die alteren Eundstiicke eine Vermischung lokaler und
griechischer Elemente, die in ihrer Zusammensetzung brichst interessant sind.

Wenn wir im folgenden die drei Nekropolen als ein zusammenhängendes Ganzes
betrachten, so bedarf dies nach dem, was oben über das gegenseitige Verhältnis«: der-
selben gesagt worden ist. keiner Erklärung. Wie in ihrer Anlage, so ordnen sich auch
dem Inhalt nach die Gräber der Gesammrnekrnpole in bestimmt-), chronologisch getrennte
Gruppen, die wir unserer folgenden Betrachtung zu Grunde legen.

1) Aelteste Gräber bis zum Ende des 6. Jahrhunderts.
Der Anfang dieser Epoche liisst sich mit Sicherheit nicht bestimmen, doch wird
er nicht weit über das 7. Jahrb.. zurückliegen. Die untere Grenze bildet der Aufstand
des Onesilos, der gleichzeitig mit der Erhebung der lonier in Kleinasien ausbrach und
für die Schicksale der Insel in der Folgezeit von einschneidender Bedeutung war").
Die Gräber dieser Zeit gehören ausnahmslos y,ur ersten der oben aufgestellten Gruppen,
d. h. sie haben als Zugang einen schrägen Dromos. Sie sind der überwiegenden Mehr-
zahl nach griechisch, doch sondert sich eine kleine Gruppe von Gräbern aus, welche
sich nach dem Charakter der in ihnen enthaltenen Todtengaben als phönikisch kenn-
zeichnen. Unter den Beigaben dominireu die Vasen, welche in Ermangelung einer
passenderen Bezeichnung unter dem Collcctiviutmen phiinikischc zusammengelasst werden.
Es ist dies jene Gattung von Befassen, welche in einem besonderen geometrischen Stil
decorirt auch in Technik und Können eine speeiiische lokal-kyprische Eigenart erkennen
lassen. Das Haupteiement der Decoration bilden concentrische Kreise ohne Centra!-
punkt, in Gruppen angeordnet. Dazu kommt von vegetabilischen Motiven hauptsächlich

,0) Ein attischer Import in der Ausdehnung, nie er hier vorliegt, ist für Cypern eine durchaus
neue Erscheinung, wenn auch vereinzelte Fälle sehen unter den älteren kyririschen Funden begegnen,
vgl. die Gefässe Cesnola-Stern Taf. SCI nr. 4 und 5, beide attischer Provenienz. Der kugelförmige
Arjballos bei Cesnnla, Salaminia S. 207 ist zweifellos echt korinthisches Fabrikat und von dort impor-
tirt. Ebenso ist die Amphora bei Cesnola-Stern Taf. XCInr. 3 sicher rhodischer Import. Ein genau
übci-ei]isi.ii]][iii'i]iU's Exemplar aus Rhodos belhulut sich in Berlin (Inv. nr. 3011). Die ausgedehnte Ein-
fuhr mykenischer Vasen nach Cypern ist eine bekannte Tliatsache (vgl. Furtw. u. I.öschcko, Myken.
Vas. S. 24ff. Die Ansicht F. Winters, Athea. Hitth. XII S. 237, dass fremde Thonwaare nur in sehr
beschränktem ilaasse nach Cypern «etansT sei. dürfte danach kaum aufrecht zu erhalten sein.

") Herod. V. 101 ff, vgl. Dümmler, Arch. Jahrb. II S. 169.
 
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