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Herrmann, Paul
Programm zum Winckelmannsfeste der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin (Band 48): Das Gräberfeld von Marion auf Cypern — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.731#0015
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15

Form und Decoration etwas abweichend, ferner ein kleines kugelförmiges Gefäss in der
Art der korinthischen Aryballoi aus blauem ägyptischem Porzellan mit geriefelter Ober-
fläche. Gefisse dieser Art kommen auch sonst vor, so in Aigina, Rhodos und Jsaukratis.
Da das Material derselbe!] s|>ci:ilisch ägyptisch, die Form aber griechisch ist, so ist es
sehr wahrscheinlich, dass dieselben von den Joniern in Naukratis gefertigt und von da
aus exportirt worden wind.

Den phoiiikisehei) Charakter dieser Gräbergruppe bestätigen auch die übrigen
Grabfunde, ich erwähne zwei Scarabäen aus ägyptischem Porzellan und mit ägyptischen
Zeichen (sehr undeutlich). Die eigenthiimlichen Ilachen Thongeiasse, welche durch seit-
liches Eindrücken des Randes eine moschelförmige Gestalt bekommen und die man wohl
am treffendsten als Lampen bezeichnet'-). finden sich ebenfalls in diesen Gräbern, doch
bilden sie kein unterscheidendes Charakteristikum für dieselben. Sie kommen nicht nur
in den griechischen Gräbern dieser ältesten Epoche vor, sondern auch in den Gräbern
der späteren Gruppen bis zum 4. Jahrhundert hinab. Erst in der hellenistischen Zeit
verschwinden sie. Auch die broncenen Leuchter, welche als Eerzenhalter eine schlanke
dreiblättrige Hlniuu zeigen13), kommen zweimal vor. Den phöuikischen Ursprung dieses
Geräthes beweist ein vollständiges Exemplar im Berliner Museum, das aus Sidon stammt14).
Niemals finden sich in Gräbern dieser Gruppe importirte griechische Gefässe.

Auch in den griechischen Gräbern dominiren unter den Heigaben bei weitem die
Xhongefässe, doch haben wir hier lokales Fabrikat und Import genau zu scheiden. Die
lokale Keramik arbeitet in den altüberkommenen Formen weiter, die mit merkwürdiger
Zähigkeit restgehalten worden. Daneben aber ist sie Einflüssen von aussen her nicht
verschlossen. Bemerkenswert!] ist namentlich das Eindringen gewisser mykotischer Ele-
mente in den Formen- und Typenschatz der kyprischen Keramik. Die Kanne Fig. 6
steht in Technik und Form durchaus auf dem Boden des kyprischen Töpferhand-
werks. Dieselbe schmutzig graue Farbe des Thones, auf der mit matter dunkelbrauner
Farbe breite und schmälere llorizontalstreil'en aufgemalt sind, begegnet uns in unzähligen
Gefässeu auf kyprischem Boden. Fremd dagegen ist diesem lokalen Stil das dreitheilige
Ornament auf der Schulter der Vase, das von mykenischen Vorbildern ent'ehnt ist15).

IS) Ein Exemplar abgebildet bei A. Palma di Cesnola, Salaminia S. 27!) Fig. 274, ein zweites
Archäol. Jahrb. II S. S8 nr. 2. Diese Lampen sind meist gänzlich unverziert, nur ein Exemplar aus
Xekr. II Gr. 245 trägt auf dem Rand eingeritzte Linien, eine seltene Ausnahme.

ia) Häufig abgebildet, vgl. Cesnola-Stern, Cypr. Taf. LXX, Perrot-Chip. III S. SIS
Fig. S30. Die Abbild, bei A. Cesnola, Salamin. pl. IV nr. 10 A, B, C zeigt das Geräth auf den Kopf
gestellt, wie das vollständige Exemplar in Berlin beweist.

>+) Aegypt. Abtheil. V. A. 2518, Höhe 0,72 m.

i5) Vgl. Böblau, Arch. Jahrb. II S. 37. Den dort gegebenen Hinweisen auf roykeuische Vor-
bilder lüge ich noch hinzu Furtwängler w. Lüschcke, Myken. Vasen Taf. IX nr. j4, wo das betr. Motiv
sehr charakteristisch als „Hänge-Zierrat" unter dem Henkel der Vase verwendet ist. Dasselbe findet
 
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