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Campe, Joachim Heinrich
Sittenbüchlein für Kinder aus gesitteten Ständen — [S. l.], 1798 [VD18 14371464]

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https://doi.org/10.11588/diglit.38837#0012
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Von den Pflichten gegen sich selbst.
Kinder, Nachbar G u t w i l l wünscht von mir
zu wissen, wie ichs angefangen habe, daß ich
mein ganzesseben hindurch bis auf diese Stun-
de, fa-I immer vergnügt gewesen bin? Hättet
ihr etwa sust, das auch von mir zu hören?
— Ach ja, lieber Vater, ach ja! riefen alle,
wie mit einem Munde, indem sie freudig in
die Ha^de klatschten. Und der Alte fuhr fort:
Ich werde nun nicht lange mehr leben, ihr
guten Kinder; und wenn ich auch noch lange
lebte, so werde ich doch nicht immer bei euch
sein: denn ihr kommt vielleicht in einigen Jah-
ren der eine hier, der andere dorthin. Dann
werdet ihr euch selbst überlassen sein, und seid
ihr dann nicht klug und keine gute Menschen,
so macht ihr euch gewiß selbst recht unglüklich;
entweder krank oder arm, oder bei euren Neben-
menschen verhaßt, oder mißvergnügt. Und
was nützt euch das alles auf der Welt?
Ihr wißt, wie lieb ich euch habe. Wenn
ich nun stürbe und sähe voraus, daß ihr ein-
mal euch selbst unglüklich machen würdet, lie-
ben Kinder, ich würde auf meinem Tobten-'
bette mich nicht trösten lassen! (die Kinder
konnten bei diesen Worten sich des Weinens
nicht enthalten.) Doch ich weis, ihr werdet
aus Vorsatz euren alten Vater nicht so be-
 
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