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Mahmud von Ghazna

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noch ein Ungläubiger: nimm mir mein Vermögen, aber laß mir
meinen guten Nameu." Und Mahmud ließ sich das uicht
zweimal sagen. Er uahm sein Bermögeu uud stellte ihm eiu
Zeuguiß über seiue Rechtschafseuheit aus.

Er fragte einmal seineu Wesir, wie viel Schätze wol das
Haus Saman besessen habe. Jener sprach: „Blos an Edel-
steiueu besaßeu sie sieben Rotl." „Dank sei Gott," rief Mahmud
aus, „der mir dereu lOO verliehen hat." Zwei Tage vor
seinem Tode ließ er alles Gold und alle Edelsteiue seines
Schatzes vor sich briugen und weinte bitterlich, daß er Alles
das verlassen müfse, schenkte aber Niemandem etwas. Auch
seiue Pferde, Kameele, Elephauteu und Kriegswageu ließ er vor
sich aufzieheu — und war betrübt.

Ein orientalischer Monarch wie Mahmud regiert uicht,
sondern er besitzt. Als ein solcher Besitzer giebt er uud
nimmt er. Seine Gerechtigkeit ist so subjectiv wie seiue Grau-
samkeit. Man erzählt zu seinem Ruhme, daß als er der
Wittwe des Bujiden Fachr eddaidleh gebot: „Laß für mich
das Kanzelgebet halten und mit meinem Namen die Münzen
prägen, wo uicht, sei zum Kriege gerüstet," und Saideh antwortete:
Wenu der Sultan siegte, so würde er dadurch seinen Ruhm
nicht sehr vermehren, indem er nur eine Wittwe überwältigt
hätte, uud wenn er von mir eine Niederlage erlitte, so würde
eine solche Schande bis zum jüngsten Tage nicht auf der Tafel
der Geschichte gelöscht werden können — Mahmud sie in
Frieden ließ. Aber diese Geschichte ist nur, was die Erzähler
übersehen haben, eine Nachahmung einer der Sagen Alexan-
ders des Großeu. Als er zu den Amazonen kam, sie zu
bekriegen, schrieb die Königin an Alexander: „Wenn wir
die Feinde überwindeu oder dieselben fliehen, so bleibt ihuen
für alle Zeit schimpflichc Schmach; wenn sie aber uns besiegeu,
so werden sie eben nur Weiber besiegt habeu." Trotz seiner
Strenge im rechten suunitischen Jslam verschmähte er, gleich
 
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