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Charis: rhein. Morgenzeitung für gebildete Leser (1) — 1821

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No 37 (1821)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20602#0152
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296

Blice auf Kunſt

————92—.———

* 290

un d WIſfenfoaft.

—42———

Oroßherzogl. Schaubühne u Mannhein.

Sonntag, den 15. Juli, 1821.
Das Vehmgexicht. Dramatiſches Gemaͤlde in

5 Abtheilungen, von Auguſt Klin gemann.
(Veſchluß.)

Der Eindruck den das Ganze, nach dieſer gewiſſermaßen

erſten Aufführung — denn vor langen Jahren iſt dieſe Tra-
gödie ſchon einmal über die Mannheimier Bühne geſchritten —
auf mich machte, war zu angreifend und ſlͤrend, als daß
ich mich heute genau in das Einzelne einlaſſen könnte. Im
Allgemeinen aber glaube ich ſagen zu können; daß die fleiſ-

ſige Vorſlellung beſſer gewirkt haben würde, wenn die Szenen

der verlammelten Vehmrichter, welche, weil ſie zu ſehr im
Hintergrund ſpielen, oft undeutlich wurden, entweder abge-
kürzt, oder eingreifender und vernehmlicher geſprochen würden;
dann aber auch, wenn die ermüdenden Chorgeſänge des
5. Akts, ob ſie gleich⸗ mit dem Todesliede der 4. Szene des
3. Akts in Verbindung ſtehn, weggelaſſen würden, weil das

Gemüth des Zuſchauers ſchon zu ſehr angegriffen iſt, und die

Todesangi in der ſich die Gräfin Adelheid befindet, durch
dieſe Zögerung für den ſchon alterirten Sinn/ mehr als
peinlich, faſt empörend wird.
Was nun die Darſtellung ſelbſt betrifft, ſo war von der

Intendautur alles geleiſtet worden, was an Büünenſchmuck,

durch ein imvoſautes Aeuſſeres, nur gewünſcht werden kann,
und auch mebrere Schauſpieler, beſonders die Herrn Löwe/
Blumauer/ Volkmar und Frau Löwe ſichtbaren Fleiß und
Studium auf ihre Rollen gewendet hatten.
Die durch Kraft und Ausdauer ſehr angreifende Rolle des
Freigrafen Hugo ward von Herrn Löwe groß und heroiſch,
geſprochen und dargeſtellt, nicht minder gab ſeine Gattin/
die der unglücklichen Adelheid mit ſo rührender Milde und nagen-
der Gewiſſensangſt über ein, einſt in leidenſchaftlicher Ver-
irrung, begangenes Verbrechen, daß ihr Spiel zu einer wahr-
haft tragiſchen Erſcheinung wurde. Herrn Blumauer gelaug
die Würde und der feierliche Ernn des erhabenen Greiſes ſehr
wohl, ſo wie auch Herr Volkmar die ſchroffe Abgeſchieden-

beit von allem Irdiſchen, und die auf ſich ſelbſt zurückge-

drängte Verſchloſſenheit des Freiſchöffen Bruno recht brav
zurückgab. Die in beſiändiger Paſſivität, ohne entſcheidende
Handlung, faſt Rur in ſtäten Klagen und Verwünſchungen
ausbrechenden Verlobten,
Heintich von Weſterburg (Herr Grua der Jüngere) konn-
ten keine rechte Theilnahme für ihren Fammer erwecken.
Es iſt aber auch groſſen Schwierigkeiten unterworfen, der-
gleichen zweite Rollen in einem Trauerſpiele anſprechend dar-

Bertha (Fräulein Müller) und

ulelen / wenn die Oauptrolen ſchon alles Intereſſe des Zu-
ſchauers für ſich hingenommen haben. Herr Thürnagel
(Rüdiger) gab die 1. Szene des 2. Akts mit Graf Hugo
ſchyn und herrlich die 10. des 3. Akts aher, meines Dafür-
haltens, beſonders in Hinſicht der Bewegung mit den Han-
den, allzugrell.
Da die Bühne, wegen Verſchönerung und Wiederher-
ſtellung des Hörſaals im Theatergebaͤude, mit der heutigen
Vorſtellung bis zum 25. Auguſt geſchloſſen wurde, ſo können
auch erſt wieder von Mittwoch den 29. Aug. an Theater⸗Beur-
theilungen in diefen Blättern erſcheinen. v. E.

.
Vier zur neuen Iſaakskirche zu St. Petersburg gebürige
Saulen ſind zu Waſſer aus Finnland angekommen. Der
Schaft einer jeden iſt aus einem Stück, 48 Fuß boch. 36
ſolcher Säulen werden das koloſſale Gebäude ſchmücken.
uUnter dem Eingang, der aus Marmor erbaut wird, ſollen
32 Oefen angebracht werden, um die Kirche im Winter zü
heitzen. Die Nöhren laufen unter dem Fußboden hin. Jede
der oben erwähnten Saͤulen wiegt, wie ſie jezt iſt, 13,000
pade Hem polirt ſe mit Hülfe einer Dampfmaſchine.
Der Dom zu, Speyer/ eines der ſchönſten Denkmale mit-
telalterlicher Baukunſt, der im Revolutionskrieg zerſtört, und
ſeit der Zeit zu einem Magazin benuzt worden war, wird
nun bald ſeiner heiligen Beſtimmung zurückgegeben ſeyn.

Das Aeuſſere, die Dächer und Fenſter ſ nud bereits durch die

Großmuth des Königs von Baiern, den frommen Sinn der
Bürger und die Thätigkeit des Regierungspräſidenten, —
in Stand geſezt. Nun ſoll auch das Innere ſeinen vorige
Schmuck, als Grabſtätte teutſcher Kaifer, bicherbekommen,
indem der Kaiſer von Oeſtreich und der Herzog von Naſſau-
Weilburg den K. Hofbau⸗Intendanten Herrn v. Klenze in
München den Auftrag ertheilt haben, Entwürfe zur Wieder-
herſtellung der völlig zerſtörten und bis auf die lezte Spur
verſchwundenen Denkmäler Kaiſer Rudolphs von Habsburg
und Adolphs von Naſſau zu machen. Man hofft das leztere
bis zur worarrolnang d Kirche vollendet E ſehen.

Laflsfan des alten Raätbſets in No. 34.
Das Kartenſpien

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Verleger: Schwan⸗ u. Götziſche Buchhandlung.

Druckerei: Hofbuchdrucker Kau fmann.
 
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