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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Band JJ. Nr. 2.

Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.

1881.

San Marco in Florenz.

welche die Schmeichelei den Mächtigen immer verſchweigt,
und ſicher iſt es dem Heiligen zu danken, wenn Coſimo
kein gemeiner Despot wurde.'' S. Antonin aber, voll hoher
Tugenden und durch die Wundergabe ausgezeichnet, wurde
drei Jahre ſpäter Erzbiſchof von Florenz. Sittenſtrenge
und heilſame Reformen, die er der Verderbtheit ſeines Zeit-
alters entgegenſtellte, erwarben ihm als einem treuen Hirten
dauernden Ruhm.
Unter den Brüdern, welche um jene Zeit der neue Con-
vent in ſeinen Mauern verſammelt ſah, befand ſich auch
eine ſtrahlende Leuchte des Ordens, der Maler Fra Gio-
ranni da Fiöſole, auch Fra Angelico oder il beato Angelico
genannt. Ehe er der Welt entſagte, trug er den Namen
Guido (Vitus, Veit); er war geboren um das Jahr 1387
bei Caſtell Vecchio in der Provinz Mugello, als Sohn
eines Landmannes, und nahm mit zwanzig Jahren das
Ordensgewand. Frühe ſchon leiſtete er Vortreffliches in
der Malerei, und ehe er zur Ausmalung von S. Marco
berufen wurde, hatte er ſich ſchon in Fuligno und Cortona
mit Ausübung ſeiner edlen Kunſt Ruhm erworben. ,,Dieſe
Berufung fand ſtatt, ſagt der Padre Marcheſe, zur ſelben
Zeit, als Maſaccio die Kapellen in der Kirche del Carmine
malte, als Brunelleschi die Domkuppel baute, Ghiberti die
Thüren des Baptiſteriums fertigte und Donatello und Lucca
della Robbia mit einander in der Bildhauerkunſt wetteiferten.''
— Die Malweiſe Fra Angelico's offenbart, daß ſeine früheſten
Leiſtungen Miniaturen waren, und ſelten geht der Maßſtab
ſeiner Figuren über halbe Lebensgröße hinaus. Seine Werke
tragen noch ganz den Charakter der alten Schule; bei großer
Schlichtheit der Mittel zeigen ſie ſchwache Schattenangabe,
zartverſchmolzenen Farbenauftrag, helle blumenhafte Farben-
gebung. Die Unſchuld und Kindlichkeit des Ausdruckes, die
ſanfte Verklärung ſeiner Geſtalten ſtehen in reinſter Har-
monie mit der zarten lichten Färbung; am liebenswürdigſten
zeigt ſich der Meiſter in den kleinen miniaturartigen Tafeln,
die, mit bewundernswerther Feinheit ausgeführt, ſich in
großer Zahl in allen Muſeen vorfinden; der nie ermüdende
raſtloſe Fleiß dieſes Seligen erſcheint darin ſo ruhmwürdig,
als die Leiſtungen ſelbſt. Das Fresco iſt ſein eigentliches

*8* Das Dominikanerkloſter San Marco, eines der ehr-
würdigſten Baudenkmäler des alten Florenz und von höchſter
Bedeutung für die Geſchichte der chriſtlichen Kunſt, iſt eine
Schöpfung der Medicäer und unſere Tage ſehen es noch
beinahe unverändert, wie ihr mächtiger Schutz es empor-
blühen ließ. Ehemals befand ſich an dieſer Stelle ein Kloſter
der Silveſtrianer; die furchtbare Peſt um die Mitte des
vierzehnten Jahrhunderts raffte den größten Theil der
Brüder dahin, die Ueberlebenden wurden im Streit mit
den Bürgern aus der Stadt vertrieben und San Marco
verfiel der völligſten Verödung. Da berief Coſimo de Medici
von Fiöſole den Orden der Dominikaner mit ſeinem Prior
Antonin, Sohn des Florentiner Advokaten Pierozzi und
ſpäter unter die Zahl der Heiligen erhoben. Fiéſole, das
etruskiſche Fäſulä, die Mutterſtadt von Florenz, beſaß ihr
Kloſter ſchon ſeit 1220 und es war zu dieſer Zeit von
Schülern des heiligen Dominikus gegründet worden, die er
zur Errichtung von Conventen nach Toskana entſandt hatte.
Den Schutz glanzvoll zu bethätigen, welcher den Jüngern
des heil. Dominikus eine neue Heimath und einen reichen
Wirkungskreis darbot, beauftragte Coſimo den Architekten
Michelozzo Michelozzi mit dem Neubau des Convents; der
alte Bau wurde abgetragen bis auf das Refectorium und
die Kirche; zwei weite anſehnliche Kloſterhöfe, ein Capitel-
ſaal, ausgedehnte ſtattliche Räume und viele Zellen ſchloſſen
ſich an, und als 1443 Coſimo ſein Werk vollendet ſah,
gründete er, demſelben den vollkommenſten Abſchluß gebend,
die berühmte Bibliothek von San Marco. Jn dem neu-
erbauten Convent, der zur Zeit ſeines Glanzes mehrere
hundert Brüder zählte, ließ ſich Coſimo zwei Zellen bauen,
wie für einen Mönch,, und man ſieht ſie heute noch der
hiſtoriſchen Merkwürdigkeit willen neben denen des S. Antonin
und des Savonarola mit ihren Reliquien. ,,Jn dieſer Ein-
ſamkeit', ſagt der Padre Marcheſe, Dominikaner und Ge-
ſchichtſchre iber von S. Marco, ,,ließ Antonin Pierozzi mit
der Freiheit eines Freundes und mit dem Anſehen eines
heiligen Lebens den ehrgeizigen Alten jene Wahrheiten hören,
 
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