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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Band JI. Nr. 3.

Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.

1881.

oſeph Ritter von Führich als Zeichner
Von Pfarrer Detzel (Württemberg).

im Spätherbſte 1826 nach Rom kam; hier ging er zu dem
Haupte der neuen deutſchen religiöſen Malerſchule, zu
Friedrich Overbeck, und ſchloß ſich, wie er ſelbſt ſagt,
,,jener ächt hiſtoriſchen Kunſt an, welche ſich auf die allein
vernünftige und kathol. Anſicht der Welt- und Menſchen-
geſchichte und ihre zwei Grunddogmen: Sünde und Ver-
ſöhnung, ſtützt.'' Jm Jahre 1834 wurde Führich als
zweiter Cuſtos an die Gemäldegalerie der k. k. Academie
der Künſte nach Wien berufen und 1841 zum Profeſſor
ernannt, von welcher Zeit an er eine langjährige, ſegens-
reiche Wirkſamkeit entfaltete, bis er 1870 als öffentlicher
Lehrer zurücktrat. Papſt Pius X., der Kaiſer von Oeſter-
reich und andere Souveraine zeichneten ihn durch hohe
Ordensverleihungen aus.
Führich war ungemein productiv und neben einer Reihe
von bedeutenden Werken der Malerei entſtanden zahlreiche,
meiſtens einen Cyclus umfaſſende Arbeiten des Stiftes.
Aus derjenigen Zeit, die er ſelbſt ſeine romantiſche Periode
nennt, zeichnet ſich ſein ,,Vater unſer'' in 9 von ihm ſelbſt
radirten Blättern durch Friſche der Empfindung und Schön-
heit der Zeichnung aus, wenn auch der Künſtler ſelber
meinte, es ſei nur ein kümmerlicher Verſuch, der mehr
Beifall gefunden habe, als er verdiene. Die einzelnen
Bitten des Gebetes ſind durch mittelalterliche, myſtiſche
Scenen ausgezeichnet individualiſirt. Wir heben nur ein-
zelne hervor, z. B. die Jlluſtration zur erſten Bitte, wie
ein Ritter mit ſeinen Angehörigen in die Kirche geht, ein
einfacher Gedanke, aber durch die poetiſche Hand Führich's
ungemein erweitert. Bei aller Strenge der Romantik wußte
der Meiſter doch das Landſchaftliche in gelungenſter Weiſe
mit ſeinen Darſtellungen zu vereinigen. Während der Kirch-
gang des Ritters in eine herrliche Frühlingslandſchaft ver-
ſetzt iſt und die Sonne eben den fernen Bergen entſteigt,
zeigt uns das Bild der zweiten Bitte den ſtürmiſchen
Winter; über Berg und Thal, unbekümmert um Sturm
und Ungewitter, bringt der Prieſter die Wegzehrung einem
Sterbenden. Eine gleich ſchöne ländliche Jdylle, wie das
erſte Bild, iſt auch das ,,Gib uns heute unſer tägliches
Brod''. Der Säemann ſtreut ſeinen Samen aus, hinter

Am 13 Mai 1876 verſchied in Wien einer der berühm-
teſten Maler, der ſich bei ſeinen Leiſtungen beſonders die
Verherrlichung der katholiſchen Religion zur Aufgabe ſtellte
und der ſich dieſer Aufgabe auch ſo zu entledigen wußte,
daß ſein Name für alle Zeiten in der Geſchichte der Kunſt
mit Auszeichnung genannt werden wird. Joſ. Ritter von
Führich war entſchieden ein eminent katholiſcher Maler;
das beweiſen allein ſchon ſeine genialen Conceptionen des
Bildercyclus in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien und
ſein Kreuzweg, der in Tauſenden und Tauſenden von
Exemplaren in aller Herren Länder verbreitet iſt und
Jahrhunderte lang noch fromme Chriſten zur Betrachtung
des Leidens Chriſti anregen wird. Allein der Name
Führich wird nicht blos als Maler, ſondern auch als
Zeichner in den Blättern der Kunſtgeſchichte verzeichnet
bleiben; nicht blos ſein Pinſel hat uns Unvergängliches
hinterlaſſen, ſondern auch ſein ſo überaus gewandter Stift
hat Zeichnungen geliefert, die in ihren Reproductionen ſo
recht ein werthvolles Gemeingut des chriſtlichen deutſchen
Volkes bleiben werden. Erſt in jüngſter Zeit iſt das dies-
bezügliche letzte Werk des großen Meiſters durch Schnitt
vervielfältigt im Buchhandel verbreitet worden und dies
veranlaßt uns, auf die ſämmtlichen Zeichnungen Führichs
näher einzugehen und ſie vor den Augen des Leſers vor-
überzuführen.
Äus dem Lebensabriß des Meiſters ſei Folgendes
unſerer Beſprechung kurz vorausgeſchickt: Führich wurde
in dem böhmiſchen Städtchen Kratzau an der Oberlauſitzer
Grenze am 9. Februar 1800 als Sohn eines Landmalers
geboren. Jn ſeinem 17. Jahre kam er nach Prag an die
Maleracademie, wo ſeine beiden erſten größeren Arbeiten:
,,der Tod Otto's von Wittelsbach'' und ,,die Auffindung
des böhmiſchen Klausners St. Jwan durch den Herzog
Boriwoj'', die er für die Ausſtellung malte, Aufſehen er-
regten. Nachdem er ſich zuerſt der Romantik angeſchloſſen
hatte, ging in ihm eine vollſtändige Wandlung vor, als er
 
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