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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Band JJ. Nr. 18.

Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.

1883.

die Agentur für Deutſchland hat die Leipziger Verlagsbuch-
handlung E. A. Seemann übernommen. Der Preis beläuft
ſich für die Subſeribenten auf 172 Mark.
Durch dieſes Werk wird zum erſten Male Leben und
Wirken des großen Meiſters in hiſtoriſcher Klarheit uns
dargeſtellt. Es bietet eine Vereinigung und ſyſtematiſche
Zuſammenſtellung aller Autographen, welche auf Theorie
und Praxis der ſchönen Künſte, auf Philoſophie, Moral
und Literatur Bezug nehmen, und enthält ſämmtliche Auf-
zeichnungen, welche ſich auf das vielbewegte Leben des
Meiſters beziehen alles dies im italieniſchen Original-
text in allgemein lesbarer Transſeription mit nebenſtehender
engliſcher Ueberſetzung und erläuternden Noten. Die Com-
mentirung von Leonardo's Schriften über Architektur rührt
von dem bekannten Kunſtforſcher J. v. Geymüller her.
Leonardo da Vinci's Leben fiel in die Zeit einer hiſtoriſch
bedeutſamen Periode, ſeine Lebensſchickſale ſind mit den Zeit-
ereigniſſen vielfach verknüpft. Geboren im Jahre 1452 in
dem florentiniſchen Flecken Vinci im unteren Arnothal als
der natürliche Sohn Pietro's da Vinci, Notars der Sig-
noria von Florenz, zeigte er ſchon in früher Jugend eine
beſondere Vorliebe zu den zeichnenden und bildenden Künſten.
Seinen Lehrer, den damals berühmten Maler und Bild-
hauer Andrea dal Varochio, ſoll er ſehr bald ſo überflügelt
haben, daß dieſer den Pinſel fortwarf, um ihn ſolchem
Talent gegenüber nicht mehr in die Hand zu nehmen. Schön
und von ungewöhnlicher Leibesſtärke, zeichnete ſich Leonardo
in ſeinen jungen Jahren auch in den Waffenübungen und
durch ſeine Behendigkeit im Reiten aus. Dazu war er ein
trefflicher Lautenſpieler. Geiſtreich im Geſpräch, zog er die
Herzen Aller an ſich durch die Lieblichkeit und Gemeſſenheit
ſeiner weiſen Beredtſamkeit. Schon damals machte er in
faſt allen Zweigen des Wiſſens bedeutende Fortſchritte,
erwarb ſich namentlich ungewöhnliche Kenntniſſe in der
Mathematik, Phyſik und Aſtronomie und entwarf auf
Grund dieſer Studien Zeichnungen zu mancherlei Jdeen.
Leonardo erfreute ſich als Künſtler bereits eines bedeu-
tenden Rufes, als er im Jahre 1482 von Lodovico Maria
Sforza, Herzog von Mailand, an ſeinen Hof berufen wurde.

Leonardo da Vinci
Daß Leonardo da Vinci nicht nur ein großer Maler,
ſondern auch ein bedentender Gelehrter und Schriftſteller
geweſen, iſt eine bekannte Thatſache, weniger bekannt, ja
man darf ſagen unbekannt, war bisher die Fülle deſſen,
was er gedacht und geſchrieben. Aus den vierundzwanzig
Bänden mit Originalhandſchriften, die ſich in verſchiedenen
Bibliotheken — in Paris, London, Windſor, Mailand,
Rom rc. — zerſtreut finden und deren Hauptinhalt aus
naturwiſſenſchaftlichen Abhandlungen beſteht, iſt bisher nur
Fragmentariſches veröffentlicht worden und ſelbſt ſein (im
Jahre 1490 geſchriebener) berühmter Trattato sulla pittura,
worin er mit großer Einſicht die Lehre vom Licht und
Schatten, von den Reflexen und hauptſächlich vom Unter-
grund behandelt, obgleich ſchon oft und in verſchiedenen
Sprachen herausgegeben, iſt uns nicht auf Grund authen-
tiſcher Studien des Originals, ſondern nach ungenügenden
Abſchriften bekannt. Urſache von dieſem Umſtand iſt die
ungemein ſchwer zu entziffernde Handſchrift Leonardo's;
ſchon Vaſari äußerte über ſie, daß ſie verkehrt von rechts
nach links laufe und ſo ſchwierig zu entziffern ſei, daß es
einer ganz beſondern Uebung dafür bedürfe. Der deutſche
Kunſthiſtoriker Jean Paul Richter hat ſich dadurch
nicht abſchrecken laſſen, einmal eine ſyſtematiſche Durch-
arbeitung der geſammten Originalien vorzunehmen, und
das Endreſultat dieſer literariſchen Herkulesarbeit iſt nun
vollendet und jetzt vollſtändig — in zwei ſtarken Jmperial-
Octav-Bänden dem Liebhaber zugängig unter folgendem
Titel: ,,Te iterary Vorls ok Leonardo da Vinoi, co-
taining his vritings on painting (, ibro della pittura ),
sculpture and architeoture, his philosophical maxims,
humorous ritings, and miscellaneous notes on porsonal
events, on his contemporaries, on literature ete. Publis-
hed for the frst time from the autograph manusoripts
by o an Paul Riohter. 2 Vols., containing about
200 dravings in autotype reproduotions, and numerous
other illustrations. Verleger des Prachtwerkes ſind
Sampſon Low, Marſton, Searle und Rivington in London,
 
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