Kunſtblätter.
Chriſtliche
Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)
Band JJ. Nr. 17.
Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.
1883.
f Profeſſor Johannes Klein
(Schluß).
Angeſichts dieſer großartigen, faſt unüberſehbaren Thä-
tigkeit Klein's iſt eine eingehende Würdigung ſeiner Werke
in dem engen Rahmen dieſes Nekrologes natürlich nicht
möglich und müſſen wir uns daher darauf beſchränken, das
Wichtigſte nur aufzuzählen.
1. Die höchſte Meiſterſchaft entfaltete Klein in der
G lasmalerei, in der er unter den Neueren unbeſtritten
den erſten Rang einnimmt, wie auch gerade durch ihn die
Glasmalerei-Anſtalt Neuhauſer in Jnnsbruck einen Weltruf
erlangte.
Jm Gegenſatze zu vielen modernen Glasmalern, welche
Fenſtergemälde wie Staffeleibilder behandelten, oft über-
große, durch architektoniſches Stab- und Maßwerk durch-
ſchnittene, Figuren zur Darſtellung brachten, zuweilen ſo-
gar als Hintergrund ſolcher Figuren eine ferne Perſpective
eröffneten und ſomit die architektoniſche Wirkung ſtörten,
behandelt Klein ähnlich den alten Meiſtern die Fenſterge-
mälde ſtets als Teppiche, welche die Fenſteröffnung ab-
ſchloſſen, die aber, mit dem reichſten Ornament und mit
Figuren durchwirkt, im reizendſten, lieblichſten Farbenſpiel
erſtrahlen.
im Dome zu Erfurt, in der St. Lambertuskirche zu Mün-
ſter, in der Capelle des Grafen Droſte-Viſcherring auf
Schloß Darfeld in Weſtphalen, in St. Antonio zu Padua,
in der Franciscanerkirche zu Conſtantinopel und verſchiedene
andere in Deutſchland, England und Amerika. Eine der
ehrenvollſten und großartigſten Aufgaben wurde dem be-
rühmten Manne in den letzten Jahren zu Theil: die Ent-
würfe zu den Glasmalereien für die Thurmhallenfenſter des
Kölner Domes, eine Arbeit, welche Klein's ſchöpferiſche
Kraft auf's höchſte in Anſpruch nahm, die aber an ſeinen
ſchon geſchwächten Körper zu große Anforderungen ſtellte.
Acht Rieſenfenſter hat er noch fertiggeſtellt, das neunte
konnte er nur mehr zur Hälfte vollenden.
2. Außer der Glasmalerei brachte Klein die Moſaik
wieder mehr zur Geltung. So ſchmückte er mit Moſaik-
bildern die Mariencapelle des Linzer Domes, führte dieſen
Kunſtzweig in verſchiedenen Kirchen amRhein wieder ein
und war außerdem eifrig bemüht um die Wiederherſtellung
der Moſaiken im Octogon des Aachener Münſters. Auch
auf dieſem Kunſtgebiet hielt ſich Klein ſorgfältig fern von
den Verirrungen der Modernen, hielt ſich an die Regeln
der Alten und erzielte darum auch die grandioſe Wirkung
der altchriſtlichen Moſaiken.
3. Eine große Anzahl von Cartons zeichnete unſer Meiſter
ſodann für Wandmalereien, unter denen wir nur den
großartigen Bildercyelus der Kirche St. Maria am Capitol
in Köln, ſowie die Cartons zu den Fresken der biſchöf-
lichen Kirche in Czernowitz hervorheben wollen. An dieſen
Bildern zeigt ſich nicht minder deutlich das feine Ver-
ſtändniß Klein's für die richtigen Principien der monu-
mentalen Malerei. Die Figuren dieſer Gemälde ſind nicht
etwa plaſtiſche, naturgetreue Geſtalten, ſondern mehr nur
lebhaft colorirte Zeichnungen, aber gerade dadurch dem
äſthetiſchen Zwecke der Wandmalerei — Decoration der
Wandf lächen ſowie dem religiöſen Zwecke derſeben —
Belehrung und Erbauung — vorzüglich entſprechend.
4. Nicht minder verdankt die Kunſtſtickerei dem viel-
ſeitigen Künſtler vortreffliche Werke, z. B. den genial er-
fundenen Herz-Jeſu-Teppich für St. Stephan in Wien,
den reizenden St. Antonius-Teppich für die Franciscaner-
Zahlreich ſind die ehrwürdigen Dome und Kirchen,
welchen er durch ſeine genialen Schöpfungen den langent-
behrten ſtylvollen Schmuck gegeben. Wir nennen nur die
Glasgemälde in der Stadtkirche zu Kempten, in der Stadt-
pfarrkirche zu Bocholt in Weſtphalen (22 Fenſter), in Groß-
St. Martin zu Köln, das Zelinka-Fenſter im St. Stephans-
dome zu Wien, ein auf des Kaiſers Befehl gezeichnetes
Votivfenſter für den Dom in Nancy, fünf große Feuſter
für den Dom in Münſter (im Style des 12. Jahrhunderts),
ein großes Seitenportalfenſter zu Borken in Weſtphalen,
die Fenſter für den Marienchor in der Kirche zu Goch, die
großen Fenſtergemälde in der Marienkirche zu Stuttgart,
in der Kirche zu Mödling bei Wien, in der Seminarkirche
zu Regensburg, in der Kirche St. Valentin in Niederöſter-
reich, das St. Mauritiusfenſter im Münſter zu Conſtanz,
die Glasgemälde in der Kirche zu Havisbeck bei Münſter,
Chriſtliche
Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)
Band JJ. Nr. 17.
Domine dilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.
1883.
f Profeſſor Johannes Klein
(Schluß).
Angeſichts dieſer großartigen, faſt unüberſehbaren Thä-
tigkeit Klein's iſt eine eingehende Würdigung ſeiner Werke
in dem engen Rahmen dieſes Nekrologes natürlich nicht
möglich und müſſen wir uns daher darauf beſchränken, das
Wichtigſte nur aufzuzählen.
1. Die höchſte Meiſterſchaft entfaltete Klein in der
G lasmalerei, in der er unter den Neueren unbeſtritten
den erſten Rang einnimmt, wie auch gerade durch ihn die
Glasmalerei-Anſtalt Neuhauſer in Jnnsbruck einen Weltruf
erlangte.
Jm Gegenſatze zu vielen modernen Glasmalern, welche
Fenſtergemälde wie Staffeleibilder behandelten, oft über-
große, durch architektoniſches Stab- und Maßwerk durch-
ſchnittene, Figuren zur Darſtellung brachten, zuweilen ſo-
gar als Hintergrund ſolcher Figuren eine ferne Perſpective
eröffneten und ſomit die architektoniſche Wirkung ſtörten,
behandelt Klein ähnlich den alten Meiſtern die Fenſterge-
mälde ſtets als Teppiche, welche die Fenſteröffnung ab-
ſchloſſen, die aber, mit dem reichſten Ornament und mit
Figuren durchwirkt, im reizendſten, lieblichſten Farbenſpiel
erſtrahlen.
im Dome zu Erfurt, in der St. Lambertuskirche zu Mün-
ſter, in der Capelle des Grafen Droſte-Viſcherring auf
Schloß Darfeld in Weſtphalen, in St. Antonio zu Padua,
in der Franciscanerkirche zu Conſtantinopel und verſchiedene
andere in Deutſchland, England und Amerika. Eine der
ehrenvollſten und großartigſten Aufgaben wurde dem be-
rühmten Manne in den letzten Jahren zu Theil: die Ent-
würfe zu den Glasmalereien für die Thurmhallenfenſter des
Kölner Domes, eine Arbeit, welche Klein's ſchöpferiſche
Kraft auf's höchſte in Anſpruch nahm, die aber an ſeinen
ſchon geſchwächten Körper zu große Anforderungen ſtellte.
Acht Rieſenfenſter hat er noch fertiggeſtellt, das neunte
konnte er nur mehr zur Hälfte vollenden.
2. Außer der Glasmalerei brachte Klein die Moſaik
wieder mehr zur Geltung. So ſchmückte er mit Moſaik-
bildern die Mariencapelle des Linzer Domes, führte dieſen
Kunſtzweig in verſchiedenen Kirchen amRhein wieder ein
und war außerdem eifrig bemüht um die Wiederherſtellung
der Moſaiken im Octogon des Aachener Münſters. Auch
auf dieſem Kunſtgebiet hielt ſich Klein ſorgfältig fern von
den Verirrungen der Modernen, hielt ſich an die Regeln
der Alten und erzielte darum auch die grandioſe Wirkung
der altchriſtlichen Moſaiken.
3. Eine große Anzahl von Cartons zeichnete unſer Meiſter
ſodann für Wandmalereien, unter denen wir nur den
großartigen Bildercyelus der Kirche St. Maria am Capitol
in Köln, ſowie die Cartons zu den Fresken der biſchöf-
lichen Kirche in Czernowitz hervorheben wollen. An dieſen
Bildern zeigt ſich nicht minder deutlich das feine Ver-
ſtändniß Klein's für die richtigen Principien der monu-
mentalen Malerei. Die Figuren dieſer Gemälde ſind nicht
etwa plaſtiſche, naturgetreue Geſtalten, ſondern mehr nur
lebhaft colorirte Zeichnungen, aber gerade dadurch dem
äſthetiſchen Zwecke der Wandmalerei — Decoration der
Wandf lächen ſowie dem religiöſen Zwecke derſeben —
Belehrung und Erbauung — vorzüglich entſprechend.
4. Nicht minder verdankt die Kunſtſtickerei dem viel-
ſeitigen Künſtler vortreffliche Werke, z. B. den genial er-
fundenen Herz-Jeſu-Teppich für St. Stephan in Wien,
den reizenden St. Antonius-Teppich für die Franciscaner-
Zahlreich ſind die ehrwürdigen Dome und Kirchen,
welchen er durch ſeine genialen Schöpfungen den langent-
behrten ſtylvollen Schmuck gegeben. Wir nennen nur die
Glasgemälde in der Stadtkirche zu Kempten, in der Stadt-
pfarrkirche zu Bocholt in Weſtphalen (22 Fenſter), in Groß-
St. Martin zu Köln, das Zelinka-Fenſter im St. Stephans-
dome zu Wien, ein auf des Kaiſers Befehl gezeichnetes
Votivfenſter für den Dom in Nancy, fünf große Feuſter
für den Dom in Münſter (im Style des 12. Jahrhunderts),
ein großes Seitenportalfenſter zu Borken in Weſtphalen,
die Fenſter für den Marienchor in der Kirche zu Goch, die
großen Fenſtergemälde in der Marienkirche zu Stuttgart,
in der Kirche zu Mödling bei Wien, in der Seminarkirche
zu Regensburg, in der Kirche St. Valentin in Niederöſter-
reich, das St. Mauritiusfenſter im Münſter zu Conſtanz,
die Glasgemälde in der Kirche zu Havisbeck bei Münſter,