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Cliriftliches Aiinftl'latt

siir Kirchc, Schulc nnd Haus.

Zail. 1859. W. 2.

Herausgegeben uuter Leituug von

E. Grüneileil) K. Schnaase und I. Lchnorr von Carolsfeld.

Die Sidelüberfehung Luthers.

Ein Carton von Gustav König.

Die bildende Kunst scheint sich gegenwärtig in regsamerer Weise als früher
mit der Reformationszeit beschästigen zu wollen. So erhält Martin Luther ein
Standbild in Worms; ebendaselbst wird mit ihm eine ganze Reihe von Männern
geehrt, welche wichtig waren sür den Umbau der christlichen Kirche. Auch Me-
lanchthon soll ein eigenes Monument erhalten. Das Denkmal Johann Friedrichs
des Großmüthigen wurde vor Kurzem enthüllt. Jm Münchener Glaspalast sah
man eine Reihe von Oelgemälden, welche, freilich ohne ein durchaus richtiges
Verständniß zu enthüllen, sowohl die Erregtheit des Volkes als die Geschicke
vorherrschender Persönlichkeiten aus der großen ernsten Zeit der Geburtswehen
der evangelischen Kirche zu veranschaulichen suchten. Für die Wartburg wird
eine größere Anzahl von Darstellungen aus Luthers Leben geschafsen werden.
Wenn man nun davon abzusehen vermöchte, daß im Berliner Museum neben
der Schilderung von Vorgängen, welche aus weltgeschichtliche Umgestaltungen
der Menschheit hindeuten, ein im Vergleich zu den Begebenheiten des Refor-
mationszeitalters gewiß weit nachstehendes Ereigniß untergeschoben werden soll,
dann könnte man sich einigermaßen über den ausgedehnteren Raum freuen,
welcher der bildenden Kunst zur Verherrlichung einer mit der ganzen Entwicke-
lung des deutschen Nationallebens so eng verbundenen religionsgeschichtlichen
Heldenzeit gegönnt wird. Daß der Sinn für die künstlerische Verherrlichung jener
Heldenzeit dermalen so wach erscheint, dazu hat Gustav König in München
durch sein Leben Luthers in bildlichen Darstellungen nicht wenig beigetragen.
Man weiß es und sagt es, daß der genannte Meister ein Nationalwerk, ein Werk
aus dem Herzen der Nation geschafsen habe, das eben, weil es ächt ist, auch
in andern Ländern, wie in England, Holland und Amerika, sich einbürgert. Er
hat sich ja wie kein zweiter Künstler eingelebt in die Lebensgeschichte des Resor-
mators, und hat es wie kein Zweiter verstanden, Andern dazu zu verhelfen, daß
sie sich wahrheitsgetreu Bilder aus jener Geschichte vors Auge zu führen ver-
mögen. Darum konnten, als von der Verherrlichung die Rede war, welche dem
 
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