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Ltzristliches Äiiiistblittt

siir Kirchc, Schulc imd Hails.

15. Zmü 1859. Mr. 12.

Herausgegeben unter Leitung von

C. Grüneisen^ k. Lchnaase m,d I. Schnorr non Carolsfeld.

Erscheint alle 14 Tagc in einem halben Bogcn. Preis vierteljährig 27 kr. oder 7^ Sgr. — Nummernwcise zu
beziehen durch alle Postämter, monatweise durch alle Buchhandlungen.

Die christliche Kunli in den Wohnnngen des dolks.

1.

Die.Wohnungsnoth — zumal beim Voll im engeren Sinne, obgleich
sie wahrlich auch weit höher hinauf, wenn auch zum Theil in anderer Gestalt,
nicht fehlt! — diese Noth und die sich daran hängende Frage tritt zwar
neuerdings mehr und mehr allen denen näher, die sich uberhaupt um das öffent-
liche Leben und dessen (sreilich oft mehr oder weniger gefälschten) Ausdruck und
Spiegelbild in der Presse. belnmmern. Aber dennoch fehlt noch unendlich viel
Laran, daß auch nur in dem engern Kreise derjenigen, welche überhaupt gewohnt
sind, das Leben ernster zu nehmen, eine irgend der Bedeutung der Sache ent-
sprechende und auf sachkundige lebendige Anschanung begründete oder gar schon
thatkrästig sruchtbare Theilnahme irgend allgemein verbreitet wäre. Die Ursachen
gründlich auszuführen ist hier nicht der Ort, welche namentlich in diesem letzten
und entscheidenden Punlte und gerade in speeifisch christlichen Kreisen lähmend
einwirlen und wodurch es sich erklärt, daß auch bei den wenigen und schwachen
Versuchen der Abhülse jener Noth durch sogen. Baugesellschasten und ähnliche
Unternehmungen man gerade von jener Seite (mit geringen Ausnahmen) sich
am wenigsten betheiligt; zu einigen allgemeinen Andeutungen aber wird sich
weiter unten Gelegenheit bieten. Unsere Absicht beschränlt sich zunächst aus
eine Nachweisnng der Bedeutung, welche die Wohnungsnoth und ihre Abhülfe
anch sür die christlich vollsthümliche Kunst hat. Und zwar halten wir uns hier
an den Begriff des Volks im engeren Sinn — unbeschadet d er Hülfe, welche
auch bei und in den Wohnungen der höhern Stände wie in andern Beziehungen
nach der Seite christlich oder menschlich schöner Lebensgestaltungen so dringend
Noth thäte.

Es ist nun hier als belannt und anerlannt vorauszusetzen — wie wenig auch
diese Voraussetzung bei vielen Lesern zutressen mag! — daß die gegenwärtigen
Wohnungsverhältnisse der untern und sogen. arbeitenden Klassen, der lleinen
Leute, und sogar bis hinauf zu einem großen Theile des relativ behäbigern
Bauern- und Handwerlerstandes in unzähligen Fällen zu Stadt und Land und
 
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