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von der Gunst des Tages auf Händen getragene Werke einer gefallsüchtigen
Kunst längst vergessen sind, werden seine Schöpfungen mit denen unserer Größten
und Besten unvergänglich leben.

Literatur.
Die Aufgaben der kirchlichen Baukunst in Deutschland. Ansichten über germanisch christ-
lichen Kircheubau und Kirchenpflege in: Großen und Kleinen. Für Baumeister,
geistliche und weltliche Kirchenvorstände und evangelische Gemeinden vom Pastor
Karl Theodor Appelius. Leipzig. Verlag von Eduard Kummer. 1867. 8. S. 145.
Preis 1 fl. 10 kr. (20 Sgr.).
Der Verfasser des vorliegenden interessanten und anziehend geschriebenen
Buches war Pastor zu Laurigen im Herzogthum Braunschweig. Derselbe hat
die vielen Reisen, die er fast jährlich nach Italien, Frankreich, England u. s. w.
unternahm, neben den Zielen der inneren Mission, der Erweiterung des Wis-
sens und der Kräftigung seiner Gesundheit, wesentlich auch dem Studium der
heiligen Kunst, namentlich der Kirchenbauten gewidmet, über welche er ein
erschöpfendes Werk zu veröffentlichen vorhatte. Sein schneller Tod auf der
letzten Reise, der zu Neapel am 28. September 1865 eintrat, vereitelte zwar
die Ausführung jenes Vorhabens, aber es fand sich ein kleines Manuscript
druckfertig vor, worin er die Ideen und Ansichten niederlegte, die das Resultat
seiner unmittelbaren Anschauungen und Studien waren, und woran er Rath-
schläge für einen richtigen und würdigen Kirchenbau in der evangelischen Kirche
knüpfte und allen denjenigen ans Hech legen wollte, die auf Kirchen-Bau und
Pflege irgend Einfluß üben.
Die Absicht der ganzen Schrift geht dahin, den germanischen oder gothischen
Baustyl als den vollkommensten, der Kirche auch des evangelischen Bekenntnisses
würdigsten nachzuweisen und zur Grundlage neuer Kirchenbauten zu empfehlen.
Es wird ausführlich die Folge des religiösen Bauwesens an den antiken grie-
chischen und römischen Tempeln, an Stiftshütte und Tempel ans Morija, an
lier Basilica des christlichen Westens, dem 'Centralbau des Ostens, der byzanti-
nischen, romanischen, germanischen Bauweise vorgeführt. Als das Muster des
zuletzt genannten Styls wird der Cölner Münster hervorgehoben und dessen
Geschichte bis auf die neueste Zeit beschrieben. Der Verfasser fordert, daß alle
christlichen Kirchen Deutschlands in einem und demselben reingermanischen Styl
aufgeführt sein sollen, und glaubt hierbei die leitenden Ideen des germanischen
Christenthums, der Geschichte germanischer heiliger Kunst für sich zu haben.
Doch giebt er zu: „Fordern wir für unsre Gotteshäuser den germanischen Styl,
so wollen wir nicht im Entferntesten andere Baustyle in ihrem Werthe und in
ihrem Anrechte zur Benützung schmälern; nur muß ein jeder seinem Charakter,
Zweck und Gedanken treu bleiben. Es würde ebenso absurd sein, einer christ-
lichen Kirche den Styl eines Jupiter- oder Jsistempels aufzudrängen, als eine
jüdische Synagoge im germanischen Styl aufzuführen. Beides wären keine
Häuser Gottes; in ersterer würde Christus nur bei einem Heiden, in zweiter
Jehovah bei der Dreieinigkeit zur Miethe wohnen." Hier ist es offenbar ein
 
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