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finden zu können. Er war so vermögend, daß er im Jahr 1323 das an den
Burggrafen verpfändete Schultheißenamt loslöfen und als dauernden Besitz für-
fein Haus erwerben konnte, ja daß er aus feinen Mitteln allein von 1333—1339
die Spitalkirche sammt Spital erbaute. In dieser Kirche befindet sich auch sein
Grabmonument von buntem Marmor. Aber so prachtvoll dieses Denkmal ist,
so einfach ist seine Grabschrift:
rlo Dui 1356 6. Naii obiit Dominus 6ouruäus ülug-uus,
Loultetus, Duväutor llujus llosxitulis, cujus üäslis uuiwu
rsquissout iu xucs.
Auf seinem anfgehängten Schilde sind dieselben Worte angebracht mit dem
Zusatze: Amen. Maria. Außerdem findet sich auch die Grabschrift deutsch
mit der prägnanten Kürze: »
Conrad Groß, Schultheiß, starb L.. D. 1356, d. G. g.
Wir sehen also damals, wo die bildnerische Darstellung zu einer bisher
ungeahnten Vollendung gedieh, wo wir die herrlichsten Relief-Arbeiten in ver-
schiedenem Material finden, wo man sich nicht begnügte, blos die Reliefgestalten
der Verstorbenen in feiner und markiger Weise zur Darstellung zu bringen,
sondern auch anderes Bildwerk an den Seitenwänden beifügte, wo man es
liebte, durch mancherlei Farben die Linien markirter hervortreten zu lassen,
daß in den Grabschriften selbst eine merkwürdige Kürze und Einfachheit ini
Ganzen herrscht. Da lesen wir auf Nürnberger Grabsteinen jener Zeit z. B.:
H.. D. 1353 starb Frau Anna von Nassau, Burggrav Friedrich
Tochter, die hier begraben lcit.
D. 1304 starb Frau Adelheit, Herrn Rupolt Pfalzgrav
von Kreiburg Haußfrau, Burggrav Friedrichs Schwester.
L. 1309 starb die hochgeborne Frau Helena, des alten Vurg-
graven Friedrichs Haußfrau die eine Herzogin von Sachsen
geboren war.
il. 1386 da verschied Louruct Imlwt der älter zu Venedig,
- d. g. g.
oder, was häufig damals geschah, mit kurzer Namensangabe der Gattin des
Verstorbenen, z. B.
tl. 1342 am Tag Ilrbani starb Albrecht Dsllsm der alt dem
g. g. seines Alters im 92. Jahr, seine Ge. war Ursula Eiß-
voglin starb im 1328 Jahr.
Nach Gots Geburt 1371 Jahr an S. Lucas-Tag starb Franz
Dullsr, dem G. g. Gemahlin Stieberin und Behcimin.
Fürbitten für Verstorbene werden in den Grabschriften jener Zeit nur sehr-
selten gefordert; dieß tritt erst in späteren Jahrhunderten mehr hervor; auch
eine Anrufung der Jungfrau Maria um ihre Fürbitte ist uns wenigstens auf
deutschen Monumenten nicht begegnet. Hingegen findet sich der; damalige
Mariencultus in der Grabschrift des großen Dichters Petrarca (fi den 18. Juli
1374), die er sich selbst verfaßt hatte:
1'ri§iäu Druueisei ts§it die luxis ossu Dstrurcus,
Lusoips VirZ-o purous uuiwum: Lato Virglns pures,
Dossu gus jum tsrris oooli reciuisscut iu uros.
 
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