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Viel redseliger waren die Grabmale der Italiener, die meist in Hexa-
metern oder Distichen ihre Fürsten und Gelehrten besangen und schon damals
mehr dem weltlichen Ruhme und äußerem Glanze, als christlicher Gesinnung
huldigten. Es ist ein ganz anderer Geist, der hier zur Aussprache kommt,
als der Geist der alten Christengemeinden Italiens. Ein Zusammenhang, ein
inneres geistiges Band, das diese Denkmäler und Inschriften mit den Glaubens-
worten der alten Catakombeu verbände, ist hier nirgends zu entdecken. Es
spiegelt sich vielmehr der damalige Uebermuth und die Neppigkeit der Fürsten
und hohen Geschlechter Italiens in denselben. Als Beleg führen wir hier die
Grabschriften des gewaltigen Hauses della Scala (der Scaligeri) zu Verona
an, dessen Mausoleum noch jetzt eine der schönsten Zierden Verona's ist. Da
heißt es auf dem Denkmale des tapfern und gebildeten Cane della Scala, der
den exilirten Dichter Dante so huldvoll beschützte:
8i Oanis Nie Z-ranäis in§6iitia tüsta porsZIt,
llaroüia tsstis misst, cpmw sasvo Uarts sudsZIt:
8cali§scaw cpü lauäs äoiuuw super asten tulissst,
Nsjorss sl ?nren äiss iuüäa cieäissst,
üuue äutii Asmümtn äiss ulläsua psrewit,
äaui Inpsis ssptem «luatsr auuis luills trsesutis.
Die Grabschrift des Podesta Mastino della Scala lautet:
8cati§sra äs §suts tut cslsbrigus tsrsdnr
Xomius Llastiuus, stnras äowiuabar 1u ardss.
Lts äomiuum Verona säum, ins Lrixia viäit,
?armagns suin llueea, cmn Vsttro Llareüia tota,
änra äadam populis asc^uo tidrawins nostris
Oiuuiüus, st üäel st 6üristi sins soräs sseutor,
Ooeudui priino post annos initts trsosntos, ?
lit äsoiss guiugus llsu lux ibat tsrtia üunv.
Indessen so hoch der Preis des glänzenden Ruhmes dieses Hauses ist, so
schlagend zeigte sich getade an diesem, wie vergänglich alle weltliche Herrlichkeit
sei. Mit diesem MastiM Ü. war das mächtige Geschlecht zum Zenith seiner
Größe gelangt; noch das gleiche Jahrhundert hat seinen Sturz gesehen. Im
Jahre 1387 mußte Antonio seine Herrschaft an das Haus Visconti abtreten.
Es waren mehr die Einwirkungen des classischen Heidenthums, die sich
damals geltend machten, als die der alten Kirche; dasselbe zeigt sich auch au
der Kunst jener Zeit, welche sich der Personifikationen des Alterthums bediente,
um ihre Ideen zur Anschauung zu bringen. So hat der große Giotto auf dem
Grabmale des Bischofs Guido Tarlati im Dom zu Arezzo die Stadt Arezzo als
bärtigen Greis dargestellt, vor dem ein Mann kniet, dem hingegen viele Andere
Bart und Haare zerraufen.
Es war ein gewaltiges künstlerisches Weben und Schaffen um jene Zeit
in Italien, es war ja die Zeit seiner selbständigsten Entwickelung, da frei und
frisch eine unternehmende Bürgerschaft in den blühenden Städten emporstrebte.
Die Thntigkeit des Giovanni Pisano, der 1283 das weltberühmte Campo santo
vollendet hatte, kam auch so manchem Grabmal zu Gute; so arbeitete er im
Jahre 1304 an dem Monumente des Papstes Benedict XI. in Perugia, und
 
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